Rocky II
Rocky II | USA | 1979
IMDb, OFDb, Schnittberichte
Wenn ROCKY (1976), für den Sylvester Stallone das Drehbuch geschrieben hatte, so dermaßen an den Kinokassen abgeräumt hatte, was müsste dann erst möglich sein, wenn Stallone auch noch Regie führte? Drei Jahre später sollten die Menschen sich in Form von ROCKY II ansehen können, was mit Sly auf dem Regiestuhl möglich war: Vor allem ein Neuaufguss der Geschichte von 1976, der sich nicht scheut, mit Apollo Creed (Carl Weathers) gar den gleichen Antagonisten ins Rennen zu schicken. Der Film läuft also erneut auf den großen Kampf am Ende zu, erzählt dieses Mal aber nicht die gelungene Aufstiegsgeschichte von Rocky Balboa, sondern von seinem Umgang mit dem Erfolg. Hemmungslosem Prassen folgt demütige Arbeit in der Schlachterei und dem Boxstall. Natürlich ist das Comeback als Boxer der Ausweg, aber ein kaputtes Auge und Adrians (Talia Shire) Sorgen stehen dem im Wege.
Stallone konstruiert also eine durchaus interessante Situation, bei deren Auflösung er dann aber einen bestürzend einfachen Weg geht; alle Schwierigkeit sind nach dem ellenlangen Koma Adrians einfach vergessen: Das Auge wird nicht mehr thematisiert und der zweite Gedanke, den die Erwachte nach dem Koma zu formulieren in der Lage ist, lautet: „Gewinne!“. Dann endlich kann Sly sich inszenatorisch voll auslassen und sowohl die Trainings- als auch die Joggingmontage (die natürlich wieder auf den berühmten Stufen endet), mit eingefrorenen Bildern beenden. So erschafft man eben Ikonen.
Schauspielerisch kann Stallone nicht mehr so glänzen wie noch im Vorgänger. Aufgrund seines Gehampels und der Leseschwäche wirkt Rocky bisweilen gar etwas simpel gestrickt, was ihn aber nicht davon abhält, auch immer wieder trockene Witze zu platzieren. Er bleibt aber eine positive Identifikationsfigur, wenn er beispielweise Apollos aggressive Sprüche im Zuge einer Pressekonferenz ruhig kontert und sich im Boxstudio nicht reizen lässt. Auch als Paulie (Burt Young) ihm erlaubt, seiner Schwester die Zähne auszuschlagen, wenn sie ihn nerve, antwortet Rocky nur lakonisch, dass er sie mit Zähnen lieber möge. Leider erreicht die Charakterzeichnung aber nie die Tiefe des Erstlings.
Der finale Kampf ist dann nicht nur unnötig lang, sondern auch unfassbar übertrieben und mündet im erwartbaren Ende. Leider lässt der Film hier auch noch den letzten losen Faden, Rockys Linksauslegerei, quasi unerwähnt fallen. Das macht das Ziel des Films noch einmal überdeutlich: Mehr vom Gleichen. Das muss bei einer tollen Vorlage nichts Schlechtes sein, sorgt aber für deutlich weniger Begeisterung.