BLUTIGE LORBEEREN

Blutige Lorbeeren
Penitentiary II | USA | 1982
IMDb, OFDb, Schnittberichte

Nachdem er den entscheidenden Knast-Kampf gegen Half Dead (Ernie Hudson) gewonnen hat, ist Martel „Too Sweet“ Gordone (Leon Isaac Kennedy) wieder frei. Doch seine Nemesis sucht Too Sweet wieder heim als Half Dead, gerade ausgebrochen, seine Freundin Clarissa (Eugenia Wright) vergewaltigt und umbringt. Obwohl er dem Boxen eigentlich abgeschworen hatte, kehrt Too Sweet nach diesem Schicksalsschlag doch wieder zurück in den Ring und lässt sich von Mr. T (Mr. T) für neue Aufgaben trainieren.

Beginnend mit TERROR TOWN (1975) über SCHWARZE REVANCHE (1976) bis hin zu PENITENTIARY – HÖLLE HINTER GITTERN (1979) gelang es Jamaa Fanaka, seines Zeichens eigenwilliges Mitglied der L. A. Rebellion, durchaus, mit jeder Produktion ein Schüppchen draufzulegen. PENITENTIARY – HÖLLE HINTER GITTERN stellte dann gar einen richtig unterhaltsamen, weil dreckigen und auf seine Stärken reduzierten Knast-Reißer dar – dem drei Jahre später mit BLUTIGE LORBEEREN eine (vor allem was die Besetzung anbelangt) ordentlich aufgebohrte Fortsetzung folgen sollte. Trotz des immensen finanziellen Erfolgs des Vorgängers (es war tatsächlich der erfolgreichste Independent-Streifen des Jahres 1979) blieb Fanaka seinem Konzept, seine Streifen selber zu schreiben und zu produzieren, treu.

Mädel: Also schön, du kannst mich unter dem Boxring bumsen.

Inhaltlich gibt er sich dann aber große Mühe, an den Erfolg anzuknüpfen und knallt dem geneigten Zuschauer erstmal einen bei STAR WARS stibitzten Lauftext um die Ohren, der die Geschehnisse im Knast rekapituliert (und auch ein wenig spoilert). Es soll aber gar nicht lange dauern, bis die Vergangenheit in Person des nun von Ernie Hudson, der zwei Jahre später per GHOSTBUSTERS – DIE GEISTERJÄGER (1984) Berühmtheit erlangen sollte, gespielten Half Dead auch tatsächlich wieder auftaucht und Too Sweets Freundin vergewaltigt und umbringt. Dass das alles im Nebenzimmer passiert, wirkt da beinahe wie eine dunkle Vorhersage dessen, was da noch kommen soll. Denn während die wirklich räudige und fiese Vergewaltigung noch erahnen lässt, dass auch der zwei Teil der Reihe düster weitermacht, entwickelt sich der Streifen danach zu einer verkappten, augenscheinlich deutlich durch die ROCKY-Streifen inspirierten Rumpel-Geschichte.

Obwohl Too Sweet dem Kämpfen eigentlich abgeschworen hat, will er nach dem Tod Clarissas wieder in den Ring steigen. Einen richtigen Grund gibt es dafür aber nicht. Weder benennt er Half Dead als Ziel seiner Bemühungen, noch ist er es augenscheinlich, denn Too Sweet kämpft dann gegen den von Donovan Womack gegebenen Weltmeister Jesse ‚The Bull‘ Amos – und das gleich mehrfach (ROCKY (1976) lässt grüßen). Dabei schwankt Too Sweet in seinen Monologen ständig zwischen „Ruhm“ und „Rache“, welche er abwechselnd zu erringen sucht. Auch der Tod von Clarissa scheint ihn kaum ernsthaft zu behelligen, denn während er für seinen väterlichen Trainer Seldom Seems ein paar Damen klarzumachen versucht, lässt er sich bereitwillig selber vernaschen. Gut, dass Mr T. (natürlich als Mr. T) auch noch da ist und Too Sweet mit Wunderlampe und guten Tipps zur Verfügung steht. Und während sich insbesondere der zweite Kampf vom zu Süßen in die Ewigkeit zu dehnen scheint, darf Mr. T immerhin Half Dead vermöbeln und so für etwas Schwung sorgen. Kein Wunder, dass man in Frankreich (und auch auf vielen VHS-Covern in zahlreichen andern Ländern) gleich lieber mit Mr. T geworben hat.

Mr. T: Moment mal, ich möchte auf noch jemanden trinken: nämlich auf mich!

Aufgrund der umhermäandernden Geschichte fällt dann auch die Stimmung des Films im Vergleich zum Vorgänger deutlich ab. Da hilft auch die irrwitzige Entscheidung, für die Boxkämpfe in den Knast zurückzukehren nichts. Dort darf als einzige weiße Sprechrolle ein Kommentator das öde Gekloppe zum „Kampf des Jahrhunderts“ hochquatschen oder Mr. T wieder mit seiner rauchenden Wunderlampe herumwedeln. Zwischendurch tanzen dann immer wieder ganze Horden von Damen durch den Ring und geben Fanaka zumindest Anlass dazu, ein paar fetzige Funk-Songs einzusetzen. Das rettet den Streifen aber auch nicht mehr und am Ende fühlt sich das Ganze in seiner Gesamtheit in etwa so an wie die Szene, in der Half Dead seiner Freundin, nachdem sie ihn eben noch umbringen wollte, Kartoffelsalat vom Gesicht leckt.

Jamaa Fanaka kann den Erfolg und die Qualität des Vorgängers hier nicht mal im Ansatz wiederholen und präsentiert stattdessen einen überaus öden Heuler, der vor allem an der gänzlichen Abwesenheit einer mit einer Motivation und einem Ziel ausgestatteten Hauptfigur krankt.


Antworten

  1. Avatar von PENITENTIARY – HÖLLE HINTER GITTERN | SPLATTERTRASH
    PENITENTIARY – HÖLLE HINTER GITTERN | SPLATTERTRASH

    […] US-Dollar Budget) zum erfolgreichsten Independent-Film des Jahres 1979. Folgerichtig wurden mit BLUTIGE LORBEEREN (1982) und dem in Deutschland grandios betitelten KNAST FIGHTER (1987) zwei Fortsetzungen […]

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  2. Avatar von EIN MANN WIRD ZUM KILLER | SPLATTERTRASH
    EIN MANN WIRD ZUM KILLER | SPLATTERTRASH

    […] und Hauptdarsteller in den Jamaa Fanaka-Streifen PENITENTIARY – HÖLLE HINTER GITTERN (1979), BLUTIGE LORBEEREN (1982) und KNAST FIGHTER (1987). Abwechslung entsteht durch die Idee, Dougs Training auf eine […]

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