DIE RÜCKKEHR ZU DEN 36 KAMMERN DER SHAOLIN

Die Rückkehr zu den 36 Kammern der Shaolin
Siu Lam Daap Paang Daai Bye | Hongkong | 1980
IMDb, OFDb, Schnittberichte

Der Nachfolger zum großartigen DIE 36 KAMMERN DER SHAOLIN (1978) stammt erneut aus der Feder Ni Kuangs und erfährt Inszenierung durch Liu Chia-Liang. Kontinuität ist allerdings nicht vorhanden, der Film nutzt zwar ebenfalls das Motiv des Shaolinklosters mit verschiedenen Herausforderungen und setzt Gordon Liu Chia-Hui erneut in die Hauptrolle, erlaubt sich abseits dessen aber Eigenständigkeit. So mimt Chia-Hui nun einen Hochstapler, der als Mönch verkleidet Spenden sammelt – ein krasser Gegenentwurf zu seinem erhabenen San-Te im Vorgänger. Trotzdem verwendet der Protagonist zeitweise denselben Namen, der sich nachher als der des Klosterabts herausstellt. Fans von konsistenten Universen: Vorsicht!

Abseits davon fällt aber vor allem der deutlich komödiantischere Grundton auf. Die übergroßen Zähne des einen Arbeiters aus der Färberei zeigen das glasklar, aber auch zahlreiche kleine Slapstick-Szenen und sonstige Gags tragen zum heiteren Flair bei. Auch die Themen Buddhismus und Erkenntnis werden ausgespart, sodass es letztlich nur um den Dreiklang Niederlage-Training-Sieg geht. Dazu schummelt sich Hauptfigur Chao Jen-Cheh ins Kloster und stellt sich dort (dieses Mal ebenfalls etwas klamaukigeren) Übungen. Diese stehen alle unter dem Thema des unbewussten Wissenserwerbs. Höhepunkt ist dann das Gerüstbau-Kung Fu, welches Chao letztendlich erlernt. Konsequenterweise misst sich im Finale dann auch ebenjener Gerüstbau-Stil mit den Sitzbank-Moves des Villian. Das ist – auch wegen der erneut einfallsreichen Trainings- und Kampfchoreografie – durchaus unterhaltsam, veralbert aber das Shaolinkloster letztlich auf unangenehme Weise: wir lernen hier ein Kloster kennen, in das man sich hineinmogeln, eine Menge Quatsch anstellen und letztlich ohne Teilnahme an den Übungen Kung Fu erlernen kann.

Den Rahmen dieser (in gewohnt artifiziellen Kulissen gedrehten) Darbietungen bildet erneut der Kampf der einfachen Han-Chinesen gegen die mandschurische Qing-Dynastie. Dieses Mal greifen stereotypen Bösewichte nach der frühkapitalistischen Macht in den Betrieben. Ist dieser simplifizierte Umgang mit Geschichte dem Eastern durchaus eigen, macht DIE RÜCKKEHR ZU DEN 36 KAMMERN DER SHAOLIN gegenüber seinem Vorgänger bezüglich des sozialen Engagements seiner Hauptfigur allerdings einen schmerzlichen Rückschritt. Während San-Te sich nämlich qua der Konstituierung der 36. Kammer für die Stärkung der „einfachen Arbeiter“ einsetzte, rette Chao diese zwar vor dem Lohnverlust („Sie werden den Arbeitern den vollen Lohn bezahlen“), belässt sie aber in ihrem Ausbeutungsverhältnis und gibt ihnen keine Kräfte an die Hand, sich zukünftig selbst zu wehren. Er ist somit der Helfer, nicht aber der Befreier.

Kommentar verfassen

Trage deine Daten unten ein oder klicke ein Icon um dich einzuloggen:

WordPress.com-Logo

Du kommentierst mit Deinem WordPress.com-Konto. Abmelden /  Ändern )

Twitter-Bild

Du kommentierst mit Deinem Twitter-Konto. Abmelden /  Ändern )

Facebook-Foto

Du kommentierst mit Deinem Facebook-Konto. Abmelden /  Ändern )

Verbinde mit %s

Diese Seite verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden..