Sag niemals nie
Never Say Never Again | Deutschland/Großbritannien/USA | 1983
IMDb, OFDb, Schnittberichte
Tja, das hatte sich Kevin McClory sicherlich anders vorgestellt. Er hatte am 1961 erstmalig veröffentlichten JAMES BOND-Roman James Bond und das Unternehmen Feuerball mitgearbeitet, werkelte danach zusammen mit Ian Flemming an einem zugehörigen Drehbuch, doch wurde von diesem nach seinem misslungenem THE BOY AND THE BRIDGE (1959) geschasst. Der Roman wurde zunächst nur unter Flemmings Namen veröffentlicht, McClory musste sich dein Recht für die kommenden Auflagen vor Gericht erstreiten – ebenso wie die Verfilmungsrechte, die ihm jedoch eine 10-jährige Wartezeit auferlegten. Aus zehn Jahren wurde dann schließlich 18, bis bei SAG NIEMALS NIE nicht nur Irvin Kershner, der drei Jahre zuvor mit DAS IMPERIUM SCHLÄGT ZURÜCK (1980) sein Können bewiesen hatte, einmal auf dem Regiestuhl eines (wenn auch inoffiziellen) Bondfilms Platz nehmen durfte, sondern auch Sean Connery zwölf Jahre nach seinem eigentlichen Abschied in DIAMANTENFIEBER (1971) noch einmal in jener Rolle zurückkehren sollte, die seinen Weltruhm zumindest mitbegründet hatte.
Was heißt nun „inoffiziell“? Eigentlich nichts. Ja, es fehlen das Theme, das Intro und ein paar etablierte Schauspieler*innen, aber abseits dieser Formalitäten liefert das von Lorenzo Semple Jr. verfasste Drehbuch die bewährte Kost. Semple, nach den Büchern zu PAPILLON (1973) und DIE DREI TAGE DES CONDOR (1975) anerkannt und nach denen zu KING KONG (1976) und FLASH GORDON (1980) auch mit Unterhaltungsstoffen vertraut, wiederholt FEUERBALL (1965) in seinen Grundzügen und übernimmt so auch Stärken und Schwächen. Erneut ist die Geschichte um die gestohlenen Nuklearsprengköpfe weniger ein spannender Thriller als vielmehr der semantische Hintergrund für einen Vordergrund voll bunter Sets und technischer Spielereien. Stringenz und Logik bleiben da weitgehend auf der Strecke. Besonders deutlich wird, dass wenn Bond quasi als retardierendes Moment in einer nordafrikanischen Festung gegen höchst rassistisch-stereotypisierte Araber kämpft – immerhin endet dieses Spannungsloch mit dem legendär-skurrilen Pferdesprung.
Auf den 53-jährigen Sean Connery musste Kershner wohl etwas Rücksicht nehmen, anders ist die auffällige Armut an Actionsequenzen nicht zu erklären. Dafür wird umso mehr maskuliner „Charme“ der 60er und 70er geboten; der teilweise mit einer angebrachten Selbstironie kommentiert wird – anders ist zumindest jene abstruse Szene nicht zu erklären, in der Q Bond gegenüber seiner Hoffnung Ausdruck verleiht, dass nach dessen Rückkehr auf dem „sexuellen Sektor“ wieder „mehr passiert“. Tut es aber immerhin. Unter anderem mit Barbara Carreras Fatima Blush, die als coole und starke Frauenrolle zu den gelungeneren Bestzungen gehört. Dagegen scheint Kim Basinger als Domino irgendwie austauschbar, Max von Sydow geht als Blofeld völlig unter und Klaus Maria Brandauer überzeugt als Largo zwar durchaus, reiht sich aber irgendwo im Mittelfeld der Bond-Antagonisten ein. Die Unterwasserszenen mögen 1965 noch (einigermaßen) gekickt haben, 1983 wirkten sie – zumal als Finale – etwas blass. Dafür ist das Domination-Spiel im Casino Monte Carlo ein grandioses Stück Zeitkolorit; genauso wie der Score. SAG NIEMALS NIE ist ein letztlich ein etwas skurriler JAMES BOND-Ausflug, der viel 60er-Feeling in eine 80er-Hülle zu pressen versucht. Aber irgendwie hat Roger Moore das Duell an den Kinokassen mit OCTOPUSSY (1983) nicht ganz zu Unrecht gewonnen.