8 MILE

8 Mile
8 Mile | Deutschland/USA | 2002
IMDb, OFDb, Schnittberichte

Wenn sich Regisseur Curtis Hanson fünf Jahre nach L.A. CONFIDENTIAL – JEDER HAT SEINEN PREIS (1997) dafür „hergibt“, an einem Musiker-Biopic mitzuwirken, dann will das etwas heißen, ist dieses Genre doch schließlich eines, dass nur selten Aberkennung seitens der Kritiken verspricht. Aber da sich Rapper Eminem zur Jahrtausendwende auf dem Zenit seiner Berühmtheit befand, dürfte das 40 Millionen US-Dollar kostende Projekt sich wohl zum einen als sichere Bank dargestellt haben – und zum anderen dürfte das Drehbuch von Scott Silver (der danach mit den Büchern zu THE FIGHTER (2010) oder JOKER (2019) einiges an Aufmerksamkeit erfuhr) Hanson gerade in Anbetracht der Konzentration auf die Hauptfigur anstelle ihres Karrierewegs gefallen haben.

Und tatsächlich erweist es sich als große Stärke des Films, dass hier nur ein kurzer Ausschnitt eines Lebenswegs dargestellt wird – gerade im Vergleich zu anderen Werken, die den Aufstieg von Künstlern teils auf wenige Minuten eindampfen um sich dann ihren Exzessen im Reichtum zu widmen. Eminems B-Rabbit erringt hingegen weder Geld noch einen Plattenvertrag, er gewinnt letztlich nun einen Rap-Battle und damit einhergehend Selbstachtung. Diese fehlt im aufgrund seiner White Trash-Herkunft über weite Strecken des Films, erst das bewusste Beziehen auf diesen sozioökonomischen Hintergrund lässt ihn Frieden damit finden. Das mutet zwar (gerade in Verbindung mit der Pöbelei gegen den bessergestellten Papa Doc) nicht gerade aufklärerisch an, feit die Geschichte aber aufgrund des ausbleibenden finanziellen Erfolgs vor den genretypischen Aufstiegsversprechen.

Eminem mimt sein Alter Ego dann erwartbar leidlich. Den konsternierten Blick hat er drauf, daneben gibt es aber nicht viel. Kim Basinger darf als seine Mutter nur in den engen Grenzen der immer angetrunkenen Midlife-Crises-Mom agieren, um dann am Ende per Bingo-Gewinn zum Engel zu werden. Naja. Ansonsten gibt es natürlich zahlreiche Rap-Kollegen des Hauptdarstellers zu sehen, die sich in diversen großen und kleinen Rollen die Klinke in die Hand drücken. Weitere erfüllte Genrekonventionen: Nächtliche Straßenzüge, Aufnahmen von heruntergekommenen Ecken Detroits und ein selbstkomponierter Soundtrack, dessen Hauptstück einen Academy Award abräumte. Check.

Grundsätzlich also einer der besseren Streifen, wenn es darum geht, dass Musizierende auch mal vor die Kamera wollen. Geschmälert wird dieser aber durch den Umstand, dass Eminem (respektive sein Alter Ego) auch hier die ihm häufig vorgeworfenen Diskriminierungen gegenüber Homosexuellen nicht zu unterlassen vermag. Die ständigen Diffamierungen findet ihren skurrilen Höhepunkt dann in einer Szene, in der er einen Schwulen sowie seinen Rap-Gegner Xzibit gleichermaßen homophob beleidigt, es wohl allerdings nur in einem der beiden Fälle als Beleidigung verstanden wissen will. Ein prototypisches Beispiel für all jene Zeitgenossen, die ihre Beleidigungen stets mit „Ich meine aber“-Rechtfertigungen zu erklären suchen: schlicht geistlos.

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