HALLOWEEN

halloween2007

Halloween
Halloween | USA | 2007
IMDb, OFDb, Schnittberichte

Der kleine Michael Myers (Daeg Faerch) bringt seine ganze Familie um und landet folgerichtig in einem Sanatorium. Doch viele Jahre später gelingt ihm die Flucht und er begibt sich zurück in seine Heimatstadt Haddonfield, wo er sich auf die Suche nach seiner kleinen Schwester Laurie Strode (Scout Taylor-Compton) macht, welche er damals verschonte. Sein Betreuer Dr. Samuel Loomis (Malcom McDowell) ist im allerdings schon auf den Fersen.

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John Carpenters HALLOWEEN – DIE NACHT DES GRAUENS (1978) ist zweifelsohne einer der Klassiker des Horrorfilms schlechthin. Der Streifen begründete das Slashergenre, welches in den Folgejahren zu ungeahnter Popularität gelangen sollte, und stellt heutzutage popkulturelles Allgemeingut dar. Egal ob Carpenters legendärer Soundtrack oder die weiße Maske von Michael Myers, der Film schuf gleich mehrere Ikonen. Da mag es schon fast verwundern, dass es fast 30 Jahren dauern sollte, bis sich jemand an ein Remake herantraute. Oder war es schlicht die Ehrfurcht? Sie wäre jedenfalls nicht gänzlich ungerechtfertigt, denn Vieles zu gewinnen hat man nicht, wenn man sich an eine Neuauflage dieses Klassikers herantraut; der Spott der Kritiker ist einem eigentlich sicher. Da braucht es dann schon einen Rob Zombie, der nach seinen beiden Überraschungserfolgen HAUS DER TAUSEND LEICHEN (2003) und THE DEVIL’S REJECTS (2005) daran ging, die allseits bekannte Horrormär unter dem Produzenten Malek Akkad – dessen Vater Moustapha übrigens Produzent der gesamten ursprünglichen Halloween-Reihe war – ins 21. Jahrhundert zu überführen.

Dr. Loomis: Die dunkelsten Seelen entscheiden sich nicht für den Abgrund der Hölle, sie reißen sich davon los, um still unter uns zu wandeln!

Dazu schrieb Zombie ein Script, welches sich teilweise sehr eng am Original bewegt, sich aber dennoch einige Freiheiten erlaubt. Die größte Änderung ist wohl, dass der Film die Jugend von Michael sehr ausführlich beleuchtet. Statt Carpenters kurzem Oneshot zu Beginn, verwendet Zombie runde 45 Minuten darauf, Michaels Lebensumstände, seine Morde und seine Zeit im Sanatorium genauer zu beleuchten. Was dem Film dann einerseits interessante neue Ideen liefert, raubt dem Sujet andererseits viel der ursprünglichen Mystik. Aus dem Schwarzen Mann, dem unbekannten Bösen, wird plötzlich ein handelsüblicher Irrer, dessen Hintergrund klar umrissen ist. Das muss man nicht gut finden, man sollte es allerdings als Zombies Weg akzeptieren. Gleiches gilt für die kleineren Freiheiten, die sich der Filmemacher nimmt, wie zum Beispiel das abgeänderte Ende oder die familiäre Verbindung von Michael und Laurie (welches in der Originalreihe erst in HALLOWEEN 2 – DAS GRAUEN KEHRT ZURÜCK (1981) eingeführt wird).
Neben diesen Drehbuchänderungen fällt natürlich Zombies eigener Inszenierungsstil sofort auf. Gerade zu Beginn fühlt man sich ohne Umschweife in eines seiner beiden Vorgängerwerke versetzt, sowohl was die Rollen und die Dialoge, als auch die Kameraarbeit und das Tondesign anbelangt; alles wirkt rau, schmutzig und böse. Das behält der Film auch über die gesamte Laufzeit hinweg bei und dürfe somit ebenfalls für Kontroversen sorgen. Während die Fans sich auf die Knie begeben dürften, werden seine Kritiker Zombie Innovationsarmut und den Fehler, jedes Thema mit seinen Stil zu ersticken, vorwerfen. Die Wahrheit liegt bekanntlich irgendwo in der Mitte.

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Ein weiteres Markenzeichen des filmenden Rockmusikers sind die außerordentliche (und das meint nicht unbedingt die schauspielerische Leistung) Besetzung sowie die unzähligen Gastauftritte. Beispielweise erhält Danielle Harris eine Nebenrolle, die ihre Filmkarriere mit HALLOWEEN 4 – MICHAEL MYERS KEHRT ZURÜCK (1988) und HALLOWEEN 5 – DIE RACHE DES MICHAEL MYERS (1989) begann. Seine Frau Sheri Moon Zombie bekommt natürlich auch wieder ihren Auftritt, genauso wie Zombies enge Freunde Danny Trejo und Bill Moseley. Malcom McDowell – bekannt für seine Welterfolge UHRWERK ORANGE (1971) und CALIGULA (1979) – spielt (zeitweise per Maske verjüngt) den Dr. Loomis und Genreveteranen wie Ken Foree, Udo Kier, Sid Haig oder Adrienne Barbeau dürfen sich auch alle mal kurz blicken lassen. Allein diese Tatsache macht den Film zu einem unterhaltsamen Werk, gibt es doch an jeder Ecke ein anderes bekanntes Gesicht zu erspähen. Leider fällt die Kernbesetzung mit Scout Taylor-Compton sehr flach aus, die Eindringlichkeit einer Jamie Lee Curtis erreicht diese zu keiner Zeit.

Deborah: Michael, nimm‘ die Maske ab. Schatz du siehst nicht gut aus, du musst essen, ich bitte dich!
Michael: Setzt mir die Maske wieder auf.
Deborah: Michael …
Michael: Bitte setzt mir die Maske wieder auf.

Stattdessen gibt es dafür deutlich actionreichere Horror- und Schocksequenzen als im Original zu sehen. Ein Blutbad gibt es zwar nicht, aber Zombie zeigt deutlich mehr Härten als Carpenters fast blutfreies Werk. Das bedient natürlich die Sehgewohnheiten der aktuellen Generationen und stellt somit eine vertretbare – wenn auch sicherlich nicht von jedem gerne gesehene – Anpassung dar. Ohnehin weist der Streifen viele Merkmale moderner Teenie-Slasher auf, nur Zombies harter Stil bewahrt den Film vor einem Untergang in der grauen Masse.
Ein weiterer Pluspunkt sind viele ikonische Momente und Anknüpfungspunkte, die Kennern des Originals ein Lächeln abringen dürften, sowie die weitestgehend passende Verwendung der klassischen Stücke. Neben dem bekannten Score finden auch kleinere Versatzstücke des Orignals wieder Verwendung und ergeben mit Zombies gewohnt gutem Musikgeschmack eine tolle Mischung.
Der Film macht also einiges anders und dabei weiß Gott nicht alles richtig. Aber immerhin macht er überhaupt etwas und erstarrt nicht in Ehrfurcht vor der übergroßen Vorlage. Zombie versucht nicht, das Original irgendwie zu erreichen oder gar zu übertrumpfen, sondern präsentiert hier einfach seine Version des Stoffes. Das muss man zwar nicht feiern, aber man muss anerkennen, dass der Film sehr viel bessere Unterhaltung bietet, als vielen Genrekollegen und Zombie somit der Spagat zwischen eigenständigem Werk und passender Reminiszenz gelungen ist. Und wenn man ein wenig für die Filme von dem Kerl übrig hat, dann macht man mit diesem Streifen ohnehin nichts falsch; und kann sich gleich noch die Fortsetzung HALLOWEEN II (2009) ansehen.

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Natürlich kann der Film einen Vergleich mit dem Original nur verlieren und natürlich kann man über die Neuerungen streiten, aber Zombie bietet hier trotzdem eine Version des Sujets, die glasklar seinen eigenen Stempel trägt. Das muss einem zwar nicht gefallen, aber das sollte man als solches hinnehmen. Und Fans von Rob Zombie werden garantiert ihren Spaß haben …

2 Antworten zu “HALLOWEEN

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