Turtles II – Das Geheimnis des Ooze
Teenage Mutant Ninja Turtles II: The Secret of the Ooze | USA | 1991
IMDb, OFDb, Schnittberichte
Nach dem Sieg gegen Shredder leben die vier Schildkröten und ihr Meister Splinter bei der Reporterin April O’Neil (Paige Turco). Als diese einen Bericht über die Firma TGRI anfertigt, stellt sich heraus, dass es dieser Konzern war, der das sogenannte Ooze entwickelt hat, eben jenen grünen Stoff, der die vier Panzerträger zu dem machte, was sie heute sind. Doch schon bald stellt sich heraus, dass die letzten Ooze-Reserven in die Hände des wiederauferstandenen Erzfeindes gefallen sind: Shredder (François Chau).
Steve Barron erstaunlich düstere Comicverfilmung TURTLES (1990) entpuppte sich als Glücktreffer und spülte ordentlich Kohle in die Taschen aller Beteiligten. Logischerweise pochten Golden Harvest und New Line Cinema auf einen Nachfolger – und das möglichst schnell. Dummerweise stand Steve Barron nicht mehr als Regisseur zur Verfügung, sodass man stattdessen den TV-Film-Spezialisten Michael Pressman auf dem Stuhl der Stühle Platz nehmen ließ. Immerhin konnte man mit Todd W. Langen den Mann erneut verpflichten, der schon das durchaus gelungene Skript zu Barrons Streifen geschrieben hatte. Aber da eine Fortsetzung in aller Regel in der Pflicht steht, ihren Vorgänger in möglichst vielen Belangen zu übertreffen, geht TURTLES II – DAS GEHEIMNIS DES OOZE in all dem Höher und Weiter leider jener augenzwinkernde Humor ein wenig verloren, der den Vorgänger zu einem wirklich unterhaltsamen Film machte.
Dabei hätte die Geschichte um die Herkunft der vier grünen Heroen durchaus das Potenzial dazu, erneut einige tragisch-ernste Momente einzustreuen. Stattdessen verlegt sich Langens Drehbuch dieses Mal zu sehr auf unkomplizierte Action und dumme Sprüche. Und wo letztere im Vorgänger stets auch einen Anteil Ironie besaßen, dienen sie hier nur noch der Belustigung jüngerer Zuschauer. Das ist natürlich nichts per se schlechtes, aber der Charme, den der erste Auftritt der Kröten jederzeit ausstrahlte, ist hier nur noch sehr selten zu erahnen. Nur noch eine Handvoll Gags für dem juvenilen Alter entwachsene Zuschauer kommen vor, nur noch wenige etwas hintergründigere Szenen sind zu sehen.
Rafael: Wir suchen einen Auspuff für einen 1877er Chevy.
Dafür fällt die – in der deutschen Synchronisation natürlich wieder mittels quietschiger Sounds aufgepeppte – Action durchaus ordentlich aus, erneut zeigen die vier Herren in den Kostümen einige unterhaltsame Darbietungen. Neben den nach wie vor gelungenen (und immer wieder erstaunlich funktionalen) Kostümen der titelgebenden Helden gibt es dieses Mal auch noch einen Wolf und eine Schnappschildkröte auf Seiten der Bösewichte zu sehen. Auch deren Kostüme wissen zu gefallen, was in Anbetracht der Mitarbeit von Jim Henson (dessen vor dem Vorspann natürlich gedacht wird) nicht erstaunen sollte. Zusammen mit einigen netten Sets wie der schönen U-Bahn-Station oder Shredders Schrottplatz kann das Setdesign des Streifens so überwiegend überzeugen.
Für die Darsteller gilt das allerdings erneut nur eingeschränkt. Paige Turco übernimmt für Judith Hoag die Rolle der April, bleibt dabei allerdings ähnlich blass wie ihre ebenfalls fast ausschließlich für das Fernsehen tätige Vorgängerin. Auch bei den Turtles gibt es einige Umbesetzungen und obwohl eine schauspielerische Leistung hier nur vage zu beurteilen ist, gibt sich Pressman doch spürbar Mühe, die Vier im Gegensatz zur Vorgänger deutlicher zu unterscheiden – was ihm im Rahmen des möglichen auch durchaus gelingt. Als Shredder darf dieses Mal François Chau ran, der mit Toshirô Obata nicht nur einen der wenigen Darsteller an seiner Seite hat, die bereits im Vorgänger dabei waren, sondern gleichzeitig einen der renommiertesten (Genre-)Darsteller des Films. Übertroffen wir Obata nur von David Warner, der bereits Klassiker wie DAS OMEN (1976) oder TRON (1982) bereicherte, als schusseligem Professor Perry.
Splinter: Vielleicht hat die Suche nach einem Anfang selten ein leicht zu verstehendes Ende.
Aber da die Turtles trotzdem gerade ungemein populär waren, erwies sich auch dieser Film an den Kinokassen als einigermaßen erfolgreich. Ob der hampelige Auftritt von Rapper Vanilla Ice (in jenen Tagen noch nicht der Unglaubwürdigkeit bezüglich seiner Street Credibility überführt) dazu beigetragen hat, mag ein jeder für sich entscheiden, der Produktion von NINJA TURTLES III (1993) ebnete dieser Erfolg allerdings ganz unzweifelhaft den Weg.
Michael Pressman liefert hier eine Fortsetzung ab, die bei dem Versuch, an allen Ecken und Enden einen drauf zu setzen, die wahren Stärken des Originals aus den Augen verliert: Etwas mehr Augenzwinkern und Ernsthaftigkeit hätten diesem Streifen wahrlich gut getan. So bleibt es ein ausschließlich für junge Zuschauer gedachter Spaß.