TRON

Tron
Tron | USA | 1982
IMDb, OFDb, Schnittberichte

1. Nach DAS SCHWARZE LOCH (1979) und DER DRACHENTÖTER (1981) war der von Steven Lisberger geschriebene und gedrehte TRON ein weiterer Versuch Disneys, Geld mit Filmen außerhalb ihres Kerngeschäfts, Zeichentrickfilme für ein junges Publikum, zu verdienen. Was heute bekanntlich aufgrund diverser Übernahmen ganz vortrefflich funktioniert, sollte damals nur bedingt klappen. Während DER DRACHTÖTER 20 Millionen US-Dollar Budget 14 Millionen an Einspiel folgen ließ, wurden bei DAS SCHWARZE LOCH aus 20 immerhin 35 Millionen. Lisbergers Werk sollte mit seinen 17 Millionen Budget am Ende ein ähnliches Boxoffice-Ergebnis erzielen, was man durchaus als Flop bezeichnen kann und was Disneys vorerst wieder zu dem zurückkehren ließ, womit sie sich besser auskannten.

2. Ein Grund für den relativen Misserfolg des Films scheint heute der Umstand zu sein, dass Lisberger seiner Zeit schlicht voraus war. Lisberger, der am MIT studiert hatte und dort auch in Kontakt mit frühen Formen von Computertechnik und -spielen gekommen war, hatte anscheinend eine andere Vorstellung von der digitalen Welt als viele Jugendliche des Jahres 1982. Seine Analogie, in der er Programme als menschliche Figuren wiedergibt und die Schaltkreise eines Rechners als dreidimensionale Umgebung, hat wohl bei der bestenfalls an Spielhallen gewöhnten Jugend einfach nicht verfangen. Ein paar Jahre später (man denke an die Decker-Welten von William Gibsons Neuromancer (1984) oder an die darauf aufbauenden Rollenspielwelten Cyberpunk (1988) und Shadowrun (1989)) hätte das Ganze in meinen Augen schon wesentlich mehr Wiederhall gefunden. Es ist darüber hinaus höchst ironisch, dass das, was damals noch zu abstrakt war, bei heutiger Sichtung altbacken wirken mag. Das Zeitfenster, in das dieser Film perfekt gepasst hätte, scheint recht klein zu sein.

3. Ein weiterer Stolperstein ist die recht hölzerne Heldengeschichte, der man zwar jederzeit Lisbergers Begeisterung für das Thema anmerkt, aber eben auch seine dramaturgische Unerfahrenheit. Flynns (Jeff Bridges) Motivation ist dünn, Alans (Bruce Boxleitner) noch dünner. Die Abfolge der Geschehnisse im Inneren des Systems wirkt völlig beliebig – auch, weil keine Regeln etabliert werden. Es ist kaum klar, was in dieser unbekannten Welt geht und was nicht. Während kurz zuvor erschienene Sci-Fi-Kracher wie KRIEG DER STERNE (1977) bekannte Abenteuer-Regeln in phantastische Welten überführten, macht TRON genau das Gegenteil: er raubt seinen Zuschauenden jedes Wissen über die Funktion der Welt. Das wirkt aus heutiger Sicht geradezu logisch bis faszinierend, hat dem Film aber aus ökonomischer Sicht nicht geholfen.

4. Es bleibt also als Erklärung für den über bald vier Jahrzehnte herangereiften Kult-Status des Films vor allem seine Optik. Und die knallt heute noch genauso wie am Tage seiner Veröffentlichung. Die Mischung aus frühestem CGI, massig Backlit Animation (bei der die Farbe von hinten auf die schwarzweißen Bilder geworfen wurde) und den einzigartigen Designs der Größen Jean Giraud und Syd Mead verleiht dem Film ein Design, das auch heute noch einen eigenen Platz in der Filmhistorie innehat. Mal düster, mal verspielt, immer minimalistisch und merkwürdig fremd funktioniert diese Welt einfach. Sie nimmt dem Film den Druck, alles erklären zu müssen, sie etablierte eine Stimmung, in der man vieles einfach akzeptiert. Sie ist der neue Eskapismus der 80er Jahre, der seine Zuschauenden nicht mehr an exotische Orte führte, sondern in die Welt des Digitalen – Stolpersteine hin oder hin!

Eine Antwort zu “TRON

  1. Pingback: TURTLES II – DAS GEHEIMNIS DES OOZE | SPLATTERTRASH·

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