S+H+E – SUPER HARTER ENGEL

S+H+E – Super Harter Engel
S+H+E: Security Hazards Expert | Deutschland/USA | 1980
IMDb, OFDb, Schnittberichte

Lavinia Kean (Cornelia Sharpe) ist die beste Geheimagentin weit und breit und wird von ihrem Vorgesetzten Enzo (Fabio Testi) deshalb auf einen besonders kniffeligen Fall angesetzt: Sie soll sich mit dem angeblichen Weinhersteller Cesare Magnasco (Omar Sharif) bekannt machen, da der mit seinem Kumpanen Owen Hooper (Robert Lansing) einen ungeheuerlichen Plan verfolgt: die beiden wollen mit einem von der Wissenschaftlerin Dr. Elsa Biebling (Anita Ekberg) hergestellten Enzym alles Erdöl der Welt vernichten!

Der US-amerikanische Drehbuchautor Richard Maibaum war zwar seit den 30er Jahren im Filmgeschäft tätig, doch zu Weltruhm sollte er erst gelangen, als er ab 1962 die Drehbücher zu den JAMES BOND-Streifen schrieb. Ab diesem Zeitpunkt widmete sich Maibaum fast ausschließlich dem britischen Agentenass und nahm nur noch sehr vereinzelt andere Engagements an. Einer dieser wenigen Ausreißer war das Skript zu S+H+E – SUPER HARTER ENGEL. Umgesetzt werden sollte das Ganze dann von Regisseur Robert Michael Lewis, der sich seit den 70er Jahren als Regisseur verschiedener US-TV-Serien betätigte und der 1980 dann diesen späten Versuch, auf der von 007 knapp 20 Jahre zuvor losgetretenen Agentenfilmwelle mitzureiten, startete.
Auffälligste Änderung gegenüber der Vorlage ist sicherlich der Umstand, dass man eine Frau zur Hauptrolle macht. Frau Lavinia Kean wird dabei ganz klassisch per Pre-Title-Sequence eingeführt und zeigt hier schon, dass sie ebenfalls eine mit allen Wassern gewaschene Geheimagentin ist. Dummerweise wird sie schon wenige Szenen später Opfer der ersten platt-sexistischen Gags, was dann darin gipfelt, dass sie, um den Ausführungen des wieder mal betörend schönen Fabio Testi folgen zu können, unbedingt ihr Strickzeug in der Hand halten muss. Derlei Unfug folgt zwar noch einige Male, trotzdem schafft es der Film nicht völlig in dumme Gags ob des Geschlechts seiner Hauptfigur abzudriften.

Enzo: Ich würde die Einladung gerne annehmen, aber erstmal haben wir einiges zu besprechen.
Lavinia: Dann werd‘ ich mir mal mein Strickzeug schnappen – das hilft mir nämlich, mich zu konzentrieren.

Stattdessen konzentriert sich das Werk auf seine erstaunlich flott dargebotene Story, die zwar immer wieder geradezu riesige Logiklöcher offenbart, dank Lewis‘ unkomplizierter, teils sogar einfallsreicher Inszenierung aber kaum Längen aufkommen lässt. Klar als Genre-Parodie angelegt, spult der Film dann beinahe stoisch die bekannten Motive des Agentenfilms ab: Geheimverstecke, Gadgets, Kämpfe, Intrigen, seichte Erotik und um die Weltherrschaft ringende Antagonisten. Nichts wirklich überraschendes, aber doch eine launige Abfolge bekannter Elemente.

Leider nimmt Hauptdarstellerin Cornelia Sharpe den parodischen Anteil ihrer Rolle gar zu ernst und driftet demzufolge häufig in Overacting und Klamauk ab. Die Darstellerin, deren Sternstunde als Nebenrolle in Sidney Lumets SERPICO (1973) schlug, schafft es so zu keinem Zeitpunkt, den Charme und die Coolness ihrer zahlreichen männlichen Pendants zu erreichen und fällt dementsprechend leider schwach aus. Ganz im Gegenteil zu den schauspielerischen Schwergewichten Omar Sharif und Robert Lansing, die hier als Gegenspieler-Duo durchaus zu überzeugen vermögen. Sie geben ihre überzeichneten Rollen mit gekonnter Leichtigkeit und spielen selbst die alberneren Szenen gekonnt runter. Die aus diversen Genre-Streifen bekannte Schwedin Anita Ekberg und der Italo-Star Fabio Testi geben dem Cast auch in den Nebenrollen Profil und letztlich kann die bunte Mischung aus Mimen so überwiegend überzeugen.

Cesare: Wie Sie wissen, benötigt vor allem Rotwein Jahre, um zur vollen Reife zu gelangen.
Lavinia: Genauso wie Männer.

Gleiches gilt für die Kulissen und Sets des in italienischen Gegenden und deutschen Studios gedrehten Films. Nette Landschaft wechselt sich mit ordentlichen Innenräumen inklusive blickender Geheimräume und -laboratorien ab. Dazu gibt es einiges an schön zu betrachtenden, wenn auch wenig innovativen Gadgets zu sehen. Herausragend hier sicherlich die skurrile goldene Fliege, die ferngesteuert ahnungslose Opfer betäubt. Von Kameramann Jules Brenner, der kurz zuvor Tobe Hoopers BRENNEN MUSS SALEM (1987) und einige Jahre später Dan O’Bannons VERDAMMT, DIE ZOMBIES KOMMEN (1985) fotografierte, unkompliziert angefangen und von Komponist Michael Kamen, der auch LETHAL WEAPON – ZWEI STAHLHARTE PROFIS (1987) und STIRB LANGSAM (1988) mit Klängen versorgen sollte, mit einem einfallsreichen Soundtrack versehen, der klassische Italo-Klänge mit US-Schnulzen mischt, kann man dem Streifen darüber hinaus auch formal kaum etwas vorwerfen.
Da die laue Story schließlich zu einem sehr vorhersehbaren Ende kommt, schafft es der Film über die gesamte Laufzeit zwar kaum, große Spannung zu erzeugen, aber allein die unkomplizierte – wenn auch oftmals sinnfreie – Mixtur bekannter Genre-Elemente mit einigen netten Einfällen sorgt für gute Unterhaltung. Cornelia Sharpe hat daran leider wenig Anteil, hier wäre sicherlich deutlich mehr drin gewesen. Trotz bietet der Streifen für Freunde von Agentenfilmen und Komödien solide Unterhaltung und einige Lacher.

Relativ spät entstandene Agentenfilm-Parodie, deren Hauptkonzept, eine Dame zur Heldin zu machen, zwar nur bedingt aufgeht, die dafür aber mit einer gekonnten und unkomplizierten Darbietung verschiedener Genre-Versatzstücke durchaus für launige Unterhaltung sorgt. Die überwiegend treffliche Besetzung macht die inhaltlichen Schwächen meistens wett und so kann man mit dem Filmchen eigentlich nichts falsch machen.


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