VIER FÜR EIN AVE MARIA

Vier für ein Ave Maria
I quattro dell’Ave Maria | Italien | 1968
IMDb, OFDb, Schnittberichte

Just als Cat Stevens (Terence Hill) und Hutch Bessy (Bud Spencer) die erbeuteten 300.000 US-Dollar zur Bank bringen wollen, verlieren sie sie schon wieder an den Kriminellen Cacopoulos (Eli Wallach). Der macht sich mit der Kohle davon und erst im Casino von seinem Erzfeind Drake (Kevin McCarthy) finden Cat und Hutch den Griechen wieder; doch die Kohle ist bereits verspielt. Also müssen andere Mittel herhalten, damit das Geld wieder in die Taschen seiner eigentlichen Besitzer wandert.

Mit GOTT VERGIBT – DJANGO NIE! (1967) hatte Giuseppe Colizzi einen gelungenen, aber letztlich unaufgeregten Einstand als Regisseur abgeliefert, der sich jedoch der filmhistorischen Tatsache rühmen darf, die Herren Spencer und Hill zusammengeführt zu haben. Ein Jahr später sollte dieses Konzept dann seine unmittelbare Fortsetzung erfahren, denn der Italowestern befand sich zum Jahreswechsel ‘67/’68 weiterhin steil im Aufwind. Und da sich der erste Teil in seinem Wettstreit der beiden unterschiedlichen Hauptrollen durchaus an Sergio Leones Klassiker FÜR EIN PAAR DOLLAR MEHR (1965) orientierte, sollte auch der Nachfolger auf Anleihen des Italowestern-Vaters zurückgreifen. So erscheint die Beifügung Eli Wallachs als Element, welches die beiden ursprünglichen Streithähne zusammenschweißt, nicht ganz zufällig, erfüllte der US-Amerikaner in ZWEI GLORREICHE HALUNKEN (1966) doch bereits eine ganz ähnliche Funktion.

Caco: Mein Großvater pflegte zu sagen: Ein Verbündeter ist zu wenig, zwei sind zu viel.

Zusammen mit Bino Cicogna, der im selben Jahr als Produzent an Leones SPIEL MIR DAS LIED VOM TOD (1968) beteiligt war, schrieb Colizzi dann ein unmittelbar an den Vorgänger anknüpfendes Drehbuch, welches der inhaltlichen Vorlage allenthalben nacheifert. Die nunmehr drei respektive vier Hauptfiguren ergänzen sich dabei charakterlich und machen die zahlreichen Finten und Betrügereien zu einem kurzweiligen Spaß. Schnell wird dabei allerdings auch klar, dass Wallach Hill und Spencer gnadenlos an die Wand spielt, der Film gehört ihm so zu großen Teilen. Trotzdem schafft es die beiden hier erneut, ein funktionales Duo zu bilden, welches sowohl Gelüste nach Humor als auch nach Action trefflich bedient. Brock Peters rechtfertigt dann die Titelformulierung, bleibt als eher humorvoll angelegter Akrobat Thomas aber stets im Schatten der drei großen Namen. Genre-Mime Steffen Zacharias bietet als Bankdirektor eine erfrischend unkonventionelle Rolle auf, während der renommierte US-Darsteller Kevin McCarthy einen würdigen Antagonisten Drake gibt.

Trug Colizzi den Inhalt ein Jahr zuvor schon sehr solide vor, inszeniert er nun durchweg gelungen. Trotz der beachtlichen Spielzeit schleichen sich quasi keine Längen ein, die Hetzjagd ist jederzeit spannend. Die Zirkuselemente und vor allem das Finale im Casino lockern den Film zusätzlich auf und letzteres verleiht ihm schon fast Züge eines Heist-Movie. Trotzdem werden auch körperliche Auseinandersetzungen geboten (allem voran muss der Kampf zwischen Leroy Haynes und Bud Spencer erwähnt werden) und diverse komische Elemente lockern das Geschehen immer mal wieder auf.

Diese flotte Mixtur wird vom erneut engagierten Komponisten Carlo Rusticelli nun deutlich trefflicher als noch ein Jahr zuvor unterlegt und so bekommt der Zuhörer nun eine Mischung aus klassischem Italowestern-Score und verspielten Zirkus-Elementen zu hören. Das Ganze passt sich gut in den Film ein und unterstützt die jeweilige Stimmung gekonnt.

Thomas: Ich finde, die Behörden pfuschen den Einbrechern zu sehr ins Handwerk. Sowas geht nicht!

Natürlich wurde auch diesem Frühwerk des Teams Spencer/Hill nach dessen großen Durchbruch eine Neusynchronisation zuteil, die dann ab 1977 in den bundesdeutschen Kinos zu hören war. Diese neue Fassung sorgte mit ihrem Erfolg dann wiederum dafür, dass auch der Vorgänger GOTT VERGIBT – DJANGO NIE! (1967) neuvertont und -betitelt wurde und dann ebenfalls in einer Comedy-Fassung erneut in die Kinos kam. Anders als beim ersten Teil ist die Originalsynchronisation bei VIER FÜR EIN AVE MARIA aber leider verschollen, sodass sich der geneigte Fan bis heute mit der vermeintlich humorvollen Fassung begnügen muss. Immerhin: Unter den Neusynchronisationen der ernsten Italowestern-Trilogie von Bud Spencer und Terence Hill (der dritte Teil sollte wiederum ein Jahr später in Form von HÜGEL DER BLUTIGEN STIEFEL (1969) folgen) stellt die von VIER FÜR EIN AVE MARIA die mit Abstand gelungenste, da bei weitem nicht so alberne dar.

Colizzis zweiter Film mit dem Duo Spencer/Hill übertrifft den Vorgänger in jeder Hinsicht und sorgt so mit seiner Mixtur aus Komik und Ernst, dem tollen Casino-Finale sowie mit einem blendend aufgelegten Eli Wallach für richtig gute Italowestern-Unterhaltung.

2 Antworten zu “VIER FÜR EIN AVE MARIA

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