Jurassic Park
Jurassic Park | USA | 1993
IMDb, OFDb, Schnittberichte
Der Multimilliardär John Hammond (Richard Attenborough) lädt die Paläontologen Dr. Alan Grant (Sam Neill) und Dr. Ellie Sattler (Laura Dern) auf eine abgelegene Insel ein, auf der er Dinosaurier zu Leben erweckt hat. Doch während einer Erkundungstour durch das als Freizeitpark geplante Areal geraten die Dinge außer Kontrolle und schnell befinden sich sämtliche Gäste in Lebensgefahr.
Steven Spielberg hatte mit INDIANA JONES UND DER LETZTE KREUZZUG (1989) und HOOK (1992) gerade zwei Welterfolge veröffentlicht, als er sich schon wieder an die nächsten Projekte begab. Dazu sollte neben dem Kriegsdrama SCHINDLERS LISTE (1993), welches nur drei Monate nach JURASSIC PARK in die Kinos kam und Spielberg während der Post-Produktion dazu zwang, die Fertigstellung beider Filme per Satelliten-Stream parallel zu überwachen, auch eine Buchverfilmung gehören, die das Kino auf dem Gebiet der Spezialeffekte revolutionieren sollte.
Noch während der Autor Michael Crichton mit der Fertigstellung seines Romans DinoPark (besser bekannt unter dem Originaltitel Jurassic Park) beschäftigt war, erkannte man bei Universal Pictures und Amblin Entertainment das Potenzial dieser Geschichte und sicherte sich die Rechte daran für 1,5 Millionen US-Dollar. Weitere 500.000 US-Dollar sagte man Crichton dafür zu, das fertige Werk dann auch gleich in Drehbuchform zu bringen. Spielberg trommelte dann seinen alteingesessenen Stab zusammen und mit rund 63 Millionen US-Dollar ging es daran, das Script zum Film werden zu lassen.
Dr. Ian Malcom: Was Sie eine wissenschaftliche Entdeckung nennen, nenne ich eine Vergewaltigung der Natur!
In Sachen Darsteller ließ man sich bei der Produktion nicht lumpen und verpflichtet für die Hauptrolle Sam Neill, der sich mit Rollen in JAGD AUF ROTER OKTOBETR (1990) und DAS PIANO (1993) gerade auf dem Höhepunkt seiner Karriere befand. Auch sein weibliches Gegenüber Laura Dern hatte mit David Lynchs WILD AT HEART – DIE GESCHICHTE VON SAILOR UND LULA (1990) gerade ein Bravourstück abgeliefert und Jeff Goldblum war spätestens seit Cronenbergs Body-Horror-Klassiker DIE FLIEGE (1986) ohnehin über jeden Zweifel erhaben. Bemerkenswert ist des Weiteren die Besetzung von Sir Richard Attenborough, der seit geraumer Zeit die Schauspielerei zugunsten der Regie und der Produktion von Filmen hintenangestellt hatte, sich jedoch von Spielberg dazu überreden ließ, nach 14 Jahren mal wieder vor die Kamera zu treten.
Leider ist das Script dann aber nicht in der Lage, das schauspielerische Potenzial, welches diese Besetzung mit sich bringt, angemessen zu nutzen. Die Rollen sind allesamt stereotyp und facettenlos angelegt. Beinahe jeder Charakter erfüllt genau ein Kriterium, welches ihm von Anfang bis Ende zugewiesen bleibt. So wird Goldblum zu flachen Witzereißer mit Moralkeule, während Laura Dern zum Muttertier par Excellence degradiert wird. Neill hingegen gibt den empathiebefreiten Wissenschaftler, der sich nur für die Materie interessiert. Allerdings ist ihm als einzigem eine gewisse Charakterentwicklung zuzurechnen, stellt er doch am Filmende fest, dass Kinder gar nicht so schlimm sind. Alle anderen Rollen lassen jegliche Entwicklung vermissen, sie bleiben statische Figuren innerhalb des Spiels.
Der Spannungsbogen des Films funktioniert hingegen ordentlich, wenn auch unspektakulär. Die Mechanismen des Big-Budget-Films greifen hier vollkommen und lassen als einzigen Toten einen Anwalt zu. Ansonsten sterben lediglich die unmoralischen Rollen, was der Spannung spürbar abträglich ist. Trotzdem funktioniert das System aus ständiger Hatz und Entspannung ordentlich, solange man sich nicht dazu hinreißen lässt, jedwede Art von Überraschungen zu erwarten. Gleiches gilt im Übrigen auch für die moralisch Ebene des Films, die ebenfalls vorhersehbar flach ausfällt. Die ständige Kritik an der menschlichen Einmischung fällt dabei recht eindimensional aus, eine größere Betrachtung dieser Thematik wird zugunsten einer griffigen Message vermieden.
Donald: Wenn die drei in 48 Stunden nicht überzeugt sind, bin ich es auch nicht. Dann muss ich Ihnen den Laden dicht machen, John.
Hammond: In 48 Stunden werde ich Ihre Entschuldigung annehmen!
Was den Film dann allerdings zu einem derartigen Erfolg werden ließ, waren ganz ohne Zweifel die Spezialeffekte. Neben bekannten Verfahren wie Animatronik und sonstiger Modellarbeit sollte der Film ein Pionier der computergenerierten Effekte werden. Runde 18 Millionen US-Dollar flossen allein in die CGI-Effekte, die dann maßgeblich zum Stil des Films beitrugen. In ihrer Qualität auch heute noch ansprechend verschmolzen die CGI-Effekte mit den Modellen und sorgten so für offenstehende Münder in den Kinosälen. Vor allem die Panoramen mit zahlreichen Sauriern in er Landschaft sind bis heute stilbildend und wurden zum zentralen Merkmal des Films. Diese Option reizt der Film dann auch restlos aus, sodass gerade in der zweiten Hälfte kaum eine Szene ohne Riesenechse auskommt. Aber auch die konventionellen Effekte des Films können überzeugen, kommen doch in den Nahaufnahmen immer wieder Animatronics zum Einsatz, die äußerst sorgfältig und geschickt gearbeitet sind und den Film somit auch für Freunde der klassischen Tricktechnik zu einem Genuss machen.
Übrigens nahm sich das Team heraus, manche der Saurier nach eigenem Gutdünken auszugestalten und dabei wissenschaftliche Grundlagen zu ignorieren. So wird der Brachiosaurus zum Beispiel deutlich größer dargestellt, als er wirklich war, um die Exposition des Freizeitparks entsprechend opulent wirken zu lassen. Auch die zahlreich vorkommen Velociraptoren wurde in Sachen Größe deutlich angepasst, sind die doch in der Realität nur etwa hüfthoch gewachsen. Auch die Behauptung, ein Tyrannosaurus Rex könne nur bewegliche Objekte sehen, entspringt dem Wunsch der Drehbuchautoren, trägt aber maßgeblich zum Funktionieren des Films bei; und ist insofern vollkommen vertretbar.
Nahezu obligat ist dann das Mitwirken von Spielbergs ständigem Musikschaffendem John Williams, der auch hier einen Soundtrack schuf, der in die Filmgeschichte eingegangen ist. Wie kaum ein anderer versteht es Williams, mit seinen Streicher- und Bläser-intensiven Stücken, dem Film ein Profil zu verleihen. Das – mitunter als etwas zu pathetisch empfundene – Maintheme ist mittlerweile ein Stück Popkultur geworden und wurde unzählige Male zitiert.
Hammond: Sie sollten hierher kommen, um mich gegen diese Figuren zu verteidigen und der einzige, der jetzt auf meiner Seite ist, ist der blutsaugende Anwalt!
Gleiches gilt für viele Einzelszenen, die immer wieder inner- und außerhalb der Filmwelt rezitiert wurden. Denn der Streifen löste mit seiner Veröffentlichung einen wahren Boom aus und machte das Sujet Dinosaurier über Nacht zum Massenphänomen. Insgesamt spielte der Film ca. 1 Milliarde US-Dollar ein und war somit der erfolgreichste Film aller Zeiten, bis 1997 James Camerons TITANIC neue Maßstäbe setzte. Neben Beste Tonmischung und Bester Tonschnitt, gewann der Streifen natürlich auch den Academy Award in der Kategorie Beste Visuelle Effekte, sowie unzählige andere Auszeichnungen (darunter vier Saturn Awards).
Natürlich wurde das Franchise dann mit VERGESSENE WELT – JURASSIC PARK (1997) und JURASSIC PARK III (2001) fortgesetzt, doch den popkulturellen Status des Erstlings sollte keiner dieser Streifen mehr erreichen. Denn JURASSIC PARK ist trotz der deutlichen Mankos in Sachen Story und Charaktere ein Stück Filmgeschichte, welches vor allem für Freunde des Effekt-Kinos auch heute noch einen Blick wert ist.
Auch wenn die vorhersehbare Geschichte und die flachen Rollen den Genuss stellenweise deutlich schmälern, kann der Film als flottes Action-Abenteuer bestens unterhalten. Und seine Bedeutung im Bereich Spezialeffekte kann man ohnehin nicht hoch genug einschätzen.
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