LAILA – VAMPIR DER LUST

Laila – Vampir der Lust
Lila | USA | 1968
IMDb, OFDb, Schnittberichte

Lila (Susan Stewart) arbeitet in einem Stripclub, aus dem sie sich an so manchem Abend einen Gast für ein Schäferstündchen mitnimmt. Als ihr jedoch einer der nächtlichen Gäste LSD andreht, wir die Liebesnacht zum mörderischen Wahnsinn. Fortan nutzt Lila ihre Begleiter nicht nur für erotische Exkurse, sondern auch auf gewaltvolle Gemeinheiten.

Der erfahrene (S)Exploitation-Produzent Harry H. Novak warf seit der Mitte der 60er Jahre jedes Jahr mehrere äußerst günstig hergestellte Spielfilme auf den Kinomarkt, die stets darauf abzielten, die niedrigsten Gelüste der Kinogänger zu bedienen. Es begann mit schmuddeligen Dokumentationen und den bekannten pseudo-aufklärerischen Filmchen, die damals der zugeknöpften US-Gesellschaft die Abgründe ihrer selbst näherbrachten, und endete mit knallharten Hardcore-Produktionen – dazwischen liegt ein stetiger Anstieg an expliziten Dar- und Zurschaustellungen. Die Werke ENGEL DER EROTIK (1966) und TEUFEL DER WOLLUST (1967) wurden dabei von William Rotsler gedreht. Derart qualifiziert erhielt dieser dann ein Drehbuch aus der Feder von Sanford White, der ansonsten lediglich für Gordon Hellers WILDE KÖRPER (1967) schrieb und den Uschi-Digard-Porno THE ART OF GENTLE PERSUASION (1970) drehte.
White fügte dem bekannten Striptease-Milieu dann eine ordentliche Prise Drogenexzesse hinzu, denn Albert Hofmanns Mittelchen sorgte in den USA seinerzeit ja gerade für Entsetzen und Entzücken gleichermaßen. Diese Mixtur wird von Rotsler dann in stoisch episodischer Manier vorgetragen, Nacktszenen im Club wechseln sich mit Drogenerfahrungen in der Lagerhalle in schöner Regelmäßigkeit ab. Eine wirkliche Entwicklung gibt es dabei nicht zu verfolgen, stattdessen dümpelt die Geschichte ihrem vorhersehbaren Ende entgegen. Daran kann auch die gekünstelte Bullen-Geschichte nichts ändern, die nebenbei die gängigen Copper-Klischees bedient.

Lila: Was grunzen Sie so bedeutend?

Als Trenchcoat-Kasper fungieren Steve Vincent und James Brand, die sich ansonsten vornehmlich als Darsteller in anderen Novaks-Schinken herumtrieben. Die Hauptrolle fällt Susan Stewart zu, die neben einigen Rollen in diversen Schmuddelfilmchen Bekanntheit als Stimme der Helga in der TV-Serie SCOOBY-DOO erringen sollte. In diesem Fall redet sie allerdings deutlich weniger und lässt dafür allenthalben die Hüften (und manches Mal auch die Axt) kreisen; für einen Film dieses Kalibers kann man ihr dafür allerdings kaum große Vorhaltungen machen. Bekanntestes Gesicht des Films ist aber sicherlich Stuart Lancaster, der bereits eine Nebenrolle in Russ Meyers DIE SATANSWEIBER VON TITTFIELD (1965) auf dem Konto hatte und in späteren Jahren noch zu Kleinstrollen in den Tim Burton Filmen EDWARD MIT DEN SCHERENHÄNDEN (1990) und BATMANS RÜCKKEHR (1992) kommen sollte.

Deutlich bekannter noch sollte allerdings einer der Mitwirkenden hinter der Kamera werden. Kameramann László Kovács sollte mit seiner Arbeit für Filme wie Dennis Hoppers EASY RIDER (1969), Martin Scorseses NEW YORK, NEW YORK (1977) oder Ivan Reitmans GHOSTBUSTERS – DIE GEISTERJÄGER (1984) zu großem Ruhm gelangen. Hier zeigt Kovács sein Können bereits in durchaus launigen Drogen-Einstellungen, die es tatsächlich schaffen, sowohl die Ängste von Drogengegnern als auch die Sympathien von Drogenanhängern zu bedienen. Je nach Gusto kann man diese Sequenzen als fröhliche Rauscherfahrungen oder als abgründige Trips lesen, hier liegt sicherlich die Stärke und ein stückweit auch das Alleinstellungsmerkmal des Films.

Lila: Ich muss zurück auf die Bühne und weiterstrampeln …

Die deutschen Verleiher aus dem Hause Apollo nahmen dann augenscheinlich Anstoß an dieser unkommentierten Darstellung von Rauschgifterfahrungen und stellten dem Film eine Szene aus dem ebenfalls aus Novaks Fundus stammenden und von Peter Perry Jr. inszenierten MONDO MOD (1967) voran. In dieser Sequenz sehen die Zuschauer niemand anderes als Regisseur William Rotsler mit einer Maske während eines Interviews. Die deutsche Synchronisation klärt einen derweil über die grausamen Folgen des LSD-Konsums auf. Und auch die in der Originalfassung zahlreich vorhandenen Nacktszenen – bei denen Kovács auch immer wieder einfallsreiche Einstellungen auffährt – fielen den deutschen Schnittfachleuten zum Opfer. Tatsächlich wurde von Novak und Rotsler anscheinend sogar alternatives Material gedreht, in welchem die Darstellerinnen dann bekleidet tanzen; auch eine ausführliche Sexszene sowie zwei kiffende Stripperinnen fehlen in der deutschen Kinofassung, die damit ohne Zweifel deutlich an Unterhaltungswert gegenüber ihrem US-Pendant einbüßt.

Grundsätzlich austauschbarer Drogen-Schmuddel-Exploiter, der allerdings durch die Kameraarbeit des jungen László Kovács durchaus eine gewisse Eigenständigkeit erfährt.


Antworten

  1. Avatar von FilmkritikenOD
    FilmkritikenOD

    Das ist doch was nach meinem Geschmack 😉
    Und danke, dass du auch auf verschiedene Fassungen eingehst. Weiß noch, wie ich mir in den Hintern beißen wollte, als ich Crank 2 gekauft habe und dann war er zensiert. (Zwar kreativ, aber trotzdem zensiert).

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    1. Avatar von totalschaden
      totalschaden

      Das freut mich!
      Allerdings kannst du in diesem Fall kaum einen Fehlkauf tätigen, da es ohnehin nur eine deutsche Veröffentlichung gibt, die beiden Fassungen enthält.
      Gruß!

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  2. Avatar von DAS HAUS DER VERLORENEN MÄDCHEN | SPLATTERTRASH
    DAS HAUS DER VERLORENEN MÄDCHEN | SPLATTERTRASH

    […] wohl der des US-amerikanischen Schmuddel-Produzenten Harry H. Novak zu sein, der unter anderem LAILA – VAMPIR DER LUST (1968), WILDE NÄCHTE IM PORNOCLUB (1968), DAS GEHEIME SEXUALLEBEN VON ROMEO UND JULIA (1969) oder […]

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