EVIL DEAD

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Evil Dead
Evil Dead | USA | 2013
IMDb, OFDb, Schnittberichte

Mia (Jane Levy) wird von ihren Freunden in eine einsame Waldhütte verfrachtet, um dort ihrer Drogensucht Herr zu werden. Auch ihr Bruder David (Shiloh Fernandez) kommt mit seiner Freundin dazu, um seiner Schwester beizustehen. Doch als die fünf Freunde im Keller der Hütte ein Buch finden, dessen Inhalt, nachdem er verlesen wurde, das Böse in den Wäldern weckt, wird Mias Entzug zu einem wahren Horrortrip.

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Als die drei Freunde Sam Raimi, Bruce Campbell und Robert Tapert 1981 daran gingen, aus ihrem Kurzfilm WITHIN THE WOODS den Spielfilm TANZ DER TEUFEL zu machen, ahnten sie noch nicht, dass sie damit einen der Meilensteine des Horrorfilms schlechthin auf den Weg bringen sollten. Es folgten die direkte Fortsetzung TANZ DER TEUFEL II – JETZT WIRD NOCH MEHR GETANZT (1987) und der dritte Teil DIE ARMEE DER FINSTERNIS (1992) und bis heute zählt die Reihe zu den beliebtesten des Genres. Danach wurde zwei Jahrzehnte sehnsüchtig gewartet, doch die Macher der Reihe gaben keinerlei neue Informationen bezüglich einer möglichen Fortsetzung bekannt. Bis schließlich 2012 die Info durchsickerte, dass es eine Remake des Originals geben würde.
Zu diesem Zeitpunkt wurde dann auch wild spekuliert, ob Bruce Campbell wiederum die Rolle des Ash übernehmen würde, doch dieser machte immer wieder deutlich, dass er unter keinen Umständen in einem Remake auftreten wolle. Er machte sein Mitwirken als Produzent sogar daran fest, dass er nicht als Schauspieler eingeplant würde. Auch Raimi wollte lediglich als Produzent tätig sein, und den Regiestuhl einem anderen überlassen. Die Wahl fiel schließlich auf der in Uruguay geborenen Fede Alvarez, der seine Bekanntheit vor allem dem auf YouTube auffindbaren Kurzfilm ATAQUE DE PÀNICO! (2009) verdankt. Das Alvarez noch keine Erfahrung in Sachen abendfüllendem Spielfilm hatte, störte dabei nicht, stellt es doch eine wundervolle Parallele zum Original dar, bei dem Raimi und Co. ebenfalls weitestgehend unerfahren loslegten.
Ganz so improvisiert wie damals geht man heutzutage dann aber doch nicht zu Werke, sodass sich Alvarez mit seinem Kumpel Rodo Sayagues – der ebenfalls am Drehbuch des genannten Kurzfilms beteiligt war – frühzeitig einiges an Gedanken darüber machte, wie man dem bekannten Sujet neue Aspekte hinzufügen könnte. Hauptneuerung des Drehbuchs ist dabei die Drogenthematik der Hauptrolle. Diese Idee ist durchaus originell und hätte auch eine Menge an guten Möglichkeiten geboten, wenn man sie denn konsequent weiterverfolgt hätte. Doch leider wird nur bei Bedarf darauf zurückgegriffen, anstatt durchgehend damit zu arbeiten. Die mögliche Parabel wird dann am Ende auf einen Satz runtergebrochen und verliert so jegliche Wirkung. Schade.

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Als sehr weise stellt sich im Gegensatz dazu die Entscheidung heraus, in Ermangelung eines Bruce Campbell ganz auf eine derart ikonische Rolle wie Ash sie darstellte zu verzichten. Anstelle des Sprüche klopfenden Helden gibt es jetzt ein Geschwisterpaar, das sich diesen Posten teilt. Und obwohl die Beziehung zwischen den beiden ebenfalls etwas mehr Tiefgang hätte vertragen können, schlagen sich Jane Lavy und Shiloh Fernandez recht ordentlich. Selbiges gilt für den übrigen Cast, keiner der fünf Protagonisten weicht allzu weit nach oben oder unten ab.
Aber schon das Original überzeugt bekanntlich weniger durch eine übermäßig vertrackte Geschichte, als vielmehr durch Atmosphäre und Stil. Und den gleichen Pfad versucht Alvarez mit EVIL DEAD zu begehen. Die Photographie des Films wirkt dabei erwartungsgemäß deutlich sauberer und geplanter, was allerdings in Anbetracht der Budgetsteigerung von 375.000 US-Dollar auf runde 17 Mio. US-Dollar niemanden verwundern dürfte. Trotzdem schafft es der Film, sich vom Durchschnittslook modernen Horror-Cash-Ins abzugehen. Das verdankt er vor allem seiner starken Ausleuchtung und dem sehr bodenständigen Setdesign. Die hier verwendete Waldhütte wirkt fast noch morscher als das Vorbild, und die Räume rezitieren die damalige Kargheit wundervoll. Ebenfalls fehlt den Anwesenden jeder moderne Schnickschnack, sodass es weder piepende Handys noch W-LAN-Laptops gibt. Eine wohltuende Abwechslung, die man gar nicht hoch genug loben kann.
Selbiges gilt dann auch für die Effekte im Film, die noch weit mehr Lobeshymnen verdienen, als das übrige Design. Schon während der Dreharbeiten wurde angekündigt, dass man weitestgehend auf digitale Effekte verzichten wolle; eine Ankündigung, die den geneigten Fan bestenfalls müde lächeln lässt, ist er doch derartige Versprechungen zur Genüge gewohnt. Doch das fertige Ergebnis belehrt einen dann nicht nur eines Besseren, es gehört schlichthin zum Besten, was man seit vielen Jahren auf der Leinwand gesehen hat. Denn nachdem man die grausig schlechte – da aus dem Computer stammende – Verbrennung zu Beginn hinter sich gebracht hat, erwarten einen mit zunehmender Spieldauer zunehmend brutalere und bessere Effekte. Bis zum Ende steigert sich das Ganze zu einem wahren Schlachtfest, welches tatsächlich allerweitestgehend CGI-frei daherkommt.

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Wundervolle Prothesen und Synthetics verwöhnen das Auge, Unmengen Latex und noch viel mehr Kunstblut runden die Sache ab. Viele der Szenen erreichen dabei einen äußerst hohen Gewaltgrad, der durch die Originalität und Authentizität der Effekte noch einmal gesteigert wird. Da wundert es nicht, dass die Abteilung Effekte klangvolle Namen wie Patrick Baxter oder C. J. Goldman, die beide an DAWN OF THE DEAD (2004) und vielen anderen Genrefilmen beteiligt waren, zu bieten hat. Viel mehr wundert es hingegen, dass die FSK der deutschen Kinofassung, die mit der amerikanischen R-Rated-Version identisch ist, eine FSK-18-Freigabe erteilte. Das ist zwar ebenso begrüßenswert, wie es dem in den letzten Jahren gefahrenen Kurs der FSK – vor allem bzgl. Neuprüfungen – entspricht, sorgt aber andererseits dafür, dass zwischen Original und Remake eine makabere Diskrepanz herrscht: Während das durchaus comichafte und witzige Original bis heute unter einer Beschlagnahmung zu leiden hat, läuft das Remake – dem dieses Augenzwinkern überwiegend fehlt – nahezu ungekürzt im Kino.
Und da wären wird auch schon bei einem weiteren wichtigen Punkt angelangt. Während Raimi 1981 noch seiner Vorliebe für die Komikertruppe Die Drei Stooges freien Lauf lassen konnte, hat Alvarez auf diesen Aspekt verzichtet. Die hauptsächlich per Inszenierung und Mimik transportierten Humorelemente aus TANZ DER TEUFEL gibt es heute nicht mehr, was dem Film einen ernsteren Grundton verpasst; und dafür sorgt, dass die ein, zwei lustigen Szenen ein wenig deplatziert wirken. Dafür hat sich Alvarez aber die Freiheit genommen, sowohl Teil Eins, als auch TANZ DER TEUFEL II – JETZT WIRD NOCH MEHR GETANZT an mehreren Stellen direkt zu zitieren. Vor allem kleinere Details wie die zum Schließen der Kellerluke verwendeten Ketten, oder Davids Umherfliegen im Kampf mit Mia sollten Kennern ein Lächeln aufs Gesicht zaubern. Die ebenfalls wieder auftauchende Wald-Vergewaltigung hat hingegen deutlich an Stil verloren und kommt jetzt zwar härter aber dementsprechend auch etwas zu unwirklich daher.
Doch all das sind Feinheiten, die den sehr guten Gesamtendruck, den der Film hinterlässt, nicht zu trüben vermögen. Das EVIL DEAD nicht die Relevanz erreichen kann und wird, die der Vorlage filmhistorisch zukommt, sollte jedem Betrachter klar und folglich keine Grundlage der Bewertung sein. Stattdessen sollte honoriert werden, dass Alvarez ein Remake geschaffen hat, dass nicht nur der Form, sondern auch dem Gedanken des Originals gerecht wird; zumindest im Rahmen des Möglichen. Natürlich wird es einem gewissen Anteil der (fachkundigen) Kritiker auch hier wieder am Herzen liegen, den Film in der Luft zu zerreißen, ebenso, wie es einigen Jungspunden wichtig sein wird, seine Überlegenheit dem Original gegenüber zu betonen. Diesen beiden Gruppen verstellt sich dabei leider der Blick auf ein äußerst gelungenes Remake, das nach Jahren des Dürstens endlich mal wieder zeigt, dass nicht jede Neuverfilmung grundsätzlich etwas Schlechtes sein muss. Und allein dafür verdient der Film schon Achtung …

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Gelungene Neuverfilmung, die zwar nicht alles richtig macht, die Stimmung des Originals aber durchaus einzufangen vermag. In Verbindung mit den ebenso grandiosen wie zahlreichen – und darüber hinaus noch handgemachten – Effekten bietet der Film richtig gute Unterhaltung. Hut ab!


Antworten

  1. Avatar von Abuz
    Abuz

    Der Film ist Bockmüll. Gekaufte Rezension.

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  2. Avatar von totalschaden
    totalschaden

    Schön wärs, wenn mir hier irgendjemand Geld für irgendetwas bieten würde 😉 … aber alle Rezensionen entsprechen lediglich meiner Meinung. Und die kann sich ja bekanntlich ein jeder selber bilden, also: Danke fürs Lesen 😉

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