Die fabelhafte Welt der Amélie
Le fabuleux destin d’Amélie Poulain | Deutschland/Frankreich | 2001
IMDb, OFDb, Schnittberichte
1. Jean-Pierre Jeunet, der nach seinen verträumten Frühwerken DELICATESSEN (1991) und DIE STADT DER VERLORENEN KINDER (1995) mit ALIEN – DIE WIEDERGEBURT (1997) den vieldiskutierten und in meinen Augen gelungenen Abschluss der ALIEN-Quadrilogie ablieferte, kann bei DIE FABELHAFTE WELT DER AMÉLIE kaum verhehlen, dass immer noch einiges von jenem Werbefilmer in ihm steckt, als der er seine Karriere begann. So besteht der Film aus zahllosen Fetzen und Fragment, die oft nur für ihre unmittelbare Umgebung von Bedeutung sind. Und letztlich sind es auch ebendiese Kleinigkeiten, die scheinbar unbedeutenden Nebensächlichkeiten des Alltags, die Glück ausmachen. Wer nur auf Weltbewegendes guckt und wartet, verpasst das Tatsächliche. Folgerichtig fällt dann auch die Antwort auf Ninos großes Rätsel aus.
2. Der Film gibt sich seinen Zuschauenden durch Bekanntes zu erkennen. Jeunet führt jede Figur mit nur allzu vertrauten Gewohnheiten und Abneigungen ein. Er macht es einem so leicht, ständig zustimmend zu nicken. Dazu ist Paris ein toller Hintergrund, aber nie Selbstzweck. All die typischen Attribuierungen der Metropole finden keine Anwendung. Der auffällig bunte und reduzierte Look des Films vollendet eine Form, die ganz und gar darauf angelegt ist, dem Rezipienten einen kuschelweichen Rahmen für die bei 1. und 3. erwähnten Herangehensweisen zu liefern. Und auch wenn das zunächst kitschig klingt: es funktioniert erstaunlich gut.
3. Was braucht es zum Glück? Andere Menschen. Amelie ist für zahlreiche Menschen in ihrer Umgebung eine stille Lebenshelferin. Sie führt Menschen ihrem Glück zu, ohne dass sie es merken. Sie selbst kann sich allerdings nicht aus ihrer unglücklichen Lage helfen – im Gegenteil, sie boykottiert sich sogar eine Zeitlang selbst. Am Ende braucht auch die Helferin einen Helfer, um ihr eigens Glück zu finden. Eigentlich ein schönes Schlusswort, wäre da nicht noch …
4. … der Soundtrack von Yann Tiersen. Besorgt euch den, genießt den. Und auch, wenn man ihn schon hunderttausendmal bei verschiedenen Anlässen gehört hat: Besorgt euch den, genießt den!