Alien – Die Wiedergeburt
Alien: Resurrection | USA | 1997
IMDb, OFDb, Schnittberichte
Ein Klon der vor 200 Jahren verstorbenen Ripley (Sigourney Weaver) wird auf dem Raumschiff Auriga dazu genutzt, um eine Königin der tödlichen Alienrasse zu züchten. Doch als sich die Kinder der Königin aus ihren Zellen befreien wird es eng für die Wissenschaftler. Gut, dass soeben die Piraten, die die menschlichen Wirte für die Versuche liefern, auf dem Schiff gelandet sind; unter ihnen auch die junge Call (Winona Ryder), deren Vorhaben es ist, Ripley zu töten.
Nach dem Erfolg von James Camerons ALIENS – DIE RÜCKKEHR (1986), sagten die Produzenten David Giler, Gordon Carroll und Walter Hill den Produktionsstudios Brandywine Productions und 20th Century Fox zwei weitere Filme im ALIEN-Universum zu. Doch nachdem David Finshers ALIEN³ (1992) sowohl in Sachen Kritik als auch Einspielergebnis bestenfalls durchschnittlichen Erfolg erzielte, geriet das Projekt ins Wanken. Der Umstand, dass Sigourney Weaver nicht gewillt war in einem weiteren Serienteil mitzuwirken, brachte das Unternehmen zusätzlich in die Bredouille.
Doch da kam der Autor Joss Whedon des Weges, der einen ersten Drehbuchentwurf vorlegte, der die Produzenten-Troika derart positiv stimmte, dass man das Projekt nun doch mit aller Energie anzupacken gedachte. Doch die beiden geldgebenden Studios beharrten darauf, dass ein Sequel nur mit Weaver sinnvoll und gewinnträchtig sei. Glücklicherweise war diese von Whedons Entwurf ebenfalls derart angetan, dass sie schließlich doch zusagte.
Call: Was hast du da reingetan? Batteriesäure?
Johner: Nur wegen der Farbe …
Den Gepflogenheiten der Reihe treu bleibend, wurde auch diesmal ein neuer Regisseur gesucht und nachdem zahlreiche namenhafte Filmemacher – darunter Wes Craven, John Carpenter, David Cronenberg und George A. Romero – abgesagt hatten, fiel die Wahl schließlich auf den Franzosen Jean-Pierre Jeunet, den man vor allem wegen der visuellen Eigenständigkeit von DIE STADT DER VERLORENEN KINDER (1995) ins Auge gefasst hatte. Jeunet war allerdings nicht an der Umsetzung eines US-amerikanischen Films interessiert, änderte aber schließlich seine Meinung als er erfuhr, dass sowohl Weaver als auch die mittlerweile verpflichtete Winona Ryder fließend Französisch sprachen.
Whedons Skript stellt sich dann von Anfang an deutlich humoristischer dar als die Vorgänger. Diese Entscheidung erscheint vor allem nach dem zu ernsten – und zum Teil auch genau daran scheiternden – Vorgänger sinnvoll und gibt dem Film von Anfang an einen ironischen Unterton. So werden zahlreiche bekannte Szenen der Serie neu interpretiert und teilweise gar parodiert. Diese Leichtigkeit, die gar nicht erst versucht, dem Sujet neue Impulse beigebringen, macht einen großen Teil des Reizes des Drehbuchs aus. Dass es dann an manchen Stellen zu weit ins Absurde abdriftet sei dabei verziehen, denn am Ende sieht sich der Zuschauer einer ebenso launigen wie kurzweiligen Sci-Fi-Story gegenüber.
Johner: Sie haben doch schon früher gegen diese Bestien gekämpft, was haben Sie gemacht?
Ripley: Ich bin gestorben.
Ebenfalls wohltuend von ALIEN³ unterscheidend stellt sich der übrige Cast dar. Neben der sehr präsenten – und angenehm ambivalenten – Weaver und der für den emotionalen Anteil zuständigen Ryder, gibt es mit Ron Perlman einen stereotypen Oneliner-Fachmann und mit Brad Dourif – bekannt auch Lynchs DUNE – DER WÜSTENPLANET (1984) – einen gekonnt abgedrehten Wissenschaftler. Und mit Dominique Pinon holt Jeunet gleich noch einen alten Weggefährten aus seinem Spielfilmdebut DELICATESSEN (1991) und dem bereits erwähnten DIE STADT DER VERLORENEN KINDER (1995) mit ins Boot. So nähert sich der Cast nach den riesenhaften Besetzungen von Teil Zwei und Drei wieder der intimen Atmosphäre von ALIEN – DAS UNHEIMLICHE WESEN AUS EINER FREMDEN WELT (1979) an; was der Streifen äußerst gut tut.
Optisch nimmt sich Jeneut die Freiheit die klaustrophoben Gänge und Kammern der Serie ein wenig zu erweitern und gewinnt so die Möglichkeit, dem Design ein paar neue Elemente hinzuzufügen. Das funktioniert sehr gut und verleiht dem Film einen – von einigen wenigen CGI-Patzern abgesehen – sehr schönen Look. Gleiches gilt für die Aliens sowie die Köngin und deren großen Gebärmutter-Auftritt. An der finalen Kreuzung aus Mensch und Alien scheiden sich dann aber die Geister; was dem einen gefällt, ruiniert für den anderen den Film. Und tatsächlich wirkt das Wesen – vor allem aufgrund von Verhalten und Mimik – stellenweise schon allzu human.
Ripley: Du bist programmiert worden, ein Arschloch zu sein? Bist du das neue Arschlochmodell?
Jeunet fängt aber auch das gekonnt ein und gibt dem Film so unverkennbar seinen Stil mit auf den Weg. Die humorvolle Grundstimmung wird dabei immer wieder von ernsten Szenen unterbrochen, die den Film erden und ihm die nötige Schwere verleihen. Wenn Call ihre tatsächliche Natur verrät oder Ripley ihre Vorgänger findet und erlöst, dann ist das inszenatorisch ganz großes Kino, auch wenn das erwähnte Finale diesen Eindruck eventuell etwas überlagert. Es bleibt demnach fraglich, ob die vorschnelle Verurteilung dieses Films als Jeunets Karriere-Tiefpunkt tatsächlich angebracht ist.
Das dachten sich wohl auch die Kinobesucher, denn auch wenn der Film in den US-amerikanischen Lichtspielhäusern mit 55 Millionen US-Dollar den geringsten Umsatz der Reihe erzielte, so stellt sein weltweites Ergebnis von 161 Millionen US-Dollar doch deren höchsten dar. Auch beiden den Kritikern kam der Film überwiegend gut davon und stellt so nach dem etwas misslungenen ALIEN³ einen durchweg gelungenen Abschluss der ALIEN-Quadrilogie dar.
Das Finale der Filmreihe schafft es mit einer gelungenen Mischung aus Humor und Ernst, sowie einem tollen Cast, den leichten Durchhänger des Vorgängers auszubügeln; und stellt so trotz einiger Unkenrufe einen ordentlichen Abschluss der Serie dar.
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