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OSS 117 – Er selbst ist sich genug
OSS 117: Rio ne répond plus | Frankreich | 2009
IMDb, OFDb, Schnittberichte
Zu den Grundsätzlichkeiten bezüglich Parodien des Eurospy-Kinos habe ich im Text zum Vorgänger OSS 117 – DER SPION, DER SICH LIEBTE (2006) bereits einige Worte verloren – und ebenso dazu, dass Regisseur und Autor Michel Hazanavicius diese weitgehend zu umschiffen verstand. Das gilt nun auch für den Nachfolger OSS 117 – ER SELBST IST SICH GENUG. Spannender ist nun die Frage, ob dieses fragile Konzept für die Fortsetzung erweitert werden kann ohne zu kippen.
Natürlich wird Jean Dujardins Hauptfigur Hubert Bonisseur de La Bath wieder als maßlos voreingenommene und ahnungslose Person skizziert. Sein Rassismus („Wie hießen noch gleich die Chinesen, die mit den Nazis verbündet waren?“ – „Japaner“), sein Sexismus („Ich bin nicht Ihre Sekretärin!“ – „Nein, wessen denn dann?“) und jedwede andere Form der Diskriminierung sind wieder Quell des Lachens und Kopfschüttelns gleichermaßen. Sie treten noch klarer und unverblümter auf als im Vorgänger. Qua der Geschichte wird zudem eine antisemitische Facette hinzugefügt, die in den Unterhaltungen mir den beiden Mossad-Agenten für teils unfassbare Bemerkungen sorgen. Etwas mehr Breite in den Darstellungen von de La Baths Vorurteilen steht dabei die etwas plumpere Vordergründigkeit entgegen. Schade auch, dass Dolorès (Louise Monot) ihre kühle Abweisung nicht bis zum Ende durchhalten darf, sondern in den schmierigen Armen des geistig Armen landet.
Die auf diverse JAMES BOND-Streifen und den Belmondo-Klopper ABENTEUER IN RIO (1964) verweisende Story versucht sich dabei an Nachkriegs-Nazis festzuhalten, nutzt das dafür gängige Südamerika-Setting aber nur streckenweise sinnvoll. Optisch gibt es indes erneut nichts zu meckern, der 60ies-Look überzeugt wieder und wird gen Ende durch nette Low-key-Aufnahmen ergänzt, die einen Noir-Touch hinzufügen – inklusive Jalousien, die die müden Sonnenstrahlen nur gebrochen in das verrauchte Büro lassen. Obendrein erfreut sich Hazanavicius dieses Mal an zahlreichen (durchaus einfallsreichen) Bild-in-Bild-Montagen; und gerade an dem Punkt, an dem es zu viel zu werden droht, kommentiert er deren Einsatz selber augenzwinkernd, indem er eine Montage mit sich multiplizierenden Telefonaten zu einer wahren Kakophonie ausarten lässt.
All das verweist auf einen Film, der seinen parodischen Charakter noch deutlicher kommuniziert als der Vorgänger (der dies bereits durchaus deutlich tat). Das ist nicht ganz mein Ding, funktioniert aber ohne Frage. Schließen möchte ich mit der Feststellung, dass das Sujet der Suche nach Kollaborateuren im Nachkriegsfrankreich eines ist, welches ebenfalls die grandiose Serie FRANKREICH GEGEN DEN REST DER WELT mitbestimmt, welche vom an Drehbuch zu diesem Film beteiligten Jean-François Halin mitersonnen wurde.