EIN AUSGEKOCHTES SCHLITZOHR

Ein ausgekochtes Schlitzohr
Smokey and the Bandit | USA | 1977
IMDb, OFDb, Schnittberichte

Bandit (Burt Reynolds) und Schneemann (Jerry Reed) sollen eine illegale Bierlieferung von Texas nach Georgia bringen; und das in nur 28 Stunden. Da Bandit unterwegs die entlaufene Braut Carrie (Sally Field) aufgabelt, hat er fortan deren Bräutigam und dessen Vater, den texanischen Sheriff Buford T. Justice (Jackie Gleason), am Hacken. Eine wilde Hatz ist also vorprogrammiert.

Es ist nur folgerichtig, dass der über Jahrzehnte erfolgreiche Stuntman und Stuntkoordinator Hal Needham sich irgendwann auch selber auf den Regiestuhl setzte. Und da er den Superstar Burt Reynolds bereits einige Mal gedoubled hatte, musste er auch nicht lange nach einem Hauptdarsteller für sein erstes Projekt suchen. Tatsächlich war es sogar Burt Reynolds, der sich nach der Lektüre des Skripts für die Hauptrolle meldete und der somit den bereits gebuchten Jerry Reed von diesem Posten verdrängte. Erst in Dick Lowrys EIN AUSGEKOCHTES SCHLITZOHR SCHLÄGT WIEDER ZU (1983), der zweiten Fortsetzung, sollte Reed dann zur zentralen Protagonisten aufsteigen. Und es ist wohl auch Reynolds Engagement zu verdanken, dass Universal Pictures statt der zunächst geplanten eine Millionen US-Dollar derer fünf für Needhams Debüt locker machte.

Bandit: Ich find dich sehr süß in Weiß, siehst aus wie ’ne Schüssel voll Quark!

Und – wie sollte es auch anders sein – Needham verlegte sich natürlich auf das, was er gut kann: Stunts und Action. Dafür bieten sich dann natürlich die weiten der US-amerikanischen Highways an und so begibt sich EIN AUSGEKOCHTES SCHLITZOHR in ein Revier, dass noch kurz zuvor von gänzlich anderen Filmen beherrscht wurde. Denn neben den Rocker- und Bikerfilmen der 60er und 70er Jahre waren es vor allem Werke wie Sarafians FLUCHTPUNKT SAN FRANCISCO (1971), Hellmans ASPHALTRENNEN (1971) oder Hough KESSE MARY – IRRER LARRY (1974), die das Leben auf den Pisten des US-amerikanischen Südwestens mit unbändiger Emotion und der Suche nach Freiheit verbanden. Needham jedoch zielt weniger auf Sinnsuche ab als auf Spaß und Kurzweil.

Dafür präsentiert er mit Country-Sänger Jerry Reed und Frauenschwarm Burt Reynolds ein Team von sprücheklopfenden Machos, die mit der Selbstsicherheit eines weißen Mitdreißigers in der USA der 70er Jahre über den Highway fegen. Frauen sind für sie nur schmückendes Beiwerk (tatsächlich erliegt quasi jede auftretende Frau im Film Reynolds prolligem Charme), Menschen anderer Abstammung dienen ihnen vor allem zur Belustigung und Beleidigung. Die Bullen sind allesamt Statisten, die mit einfachsten Tricks aus dem Weg zu räumen sind. Die einzige Ausnahme stellt Jackie Gleasons Buford T. Justice dar, der Bandit mit der überbordenden Selbstüberzeugung eines texanischen Dorfbullen verfolgen darf. Die arme Sally Field ist indes ausschließlich dazu da, Reynolds anzuhimmeln und schließlich in seinen Armen zu versinken.

Carrie: Bandit? Ist das dein Name oder dein Beruf?

Die Qualität des Films liegt (neben der für diese Zeit gewohnt launigen deutschen Synchronisation) also in den diversen Action-Manövern auf dem Highway. Und tatsächlich sorgt der TransAm mit seinen Eskapaden für Kurzweil. Needham weiß eben, wie man sowas filmen muss, damit es die Zuschauenden mitreißt. Reed brettert im Truck fleißig hinterher und lässt sich von Bandit den Rücken freihalten. Dass der mit seinen wilden Manövern letztlich mehr Bullen auf das Gespann aufmerksam macht, als es ohne ihn der Fall wäre, sei an dieser Stelle zwar erwähnt, es ist aber für das Funktionieren des Films schließlich unerheblich. Denn genauso wie Bandit und Snowball am Ende auf ihre Belohnung verzichten, so können die Zuschauenden auch ohne weiteres auf die Geschichte verzichten. Hier geht es für Protagonisten wie Rezipienten nur um eine flotte Fahrt auf dem Highway.

Gründungsmitglied der Highway-Komödien und Burt Reynolds zweiter Frühling. Sinn und Verstand sucht man hier vergebens, Nonsens und Action lautet die Devise.


Antworten

  1. Avatar von STINGRAY | SPLATTERTRASH
    STINGRAY | SPLATTERTRASH

    […] den 70er Jahren hatten Filme wie DIE VERRÜCKTESTE RALLYE DER WELT (1976), CANNONBALL (1976) oder EIN AUSGEKOCHTES SCHLITZOHR (1977) gezeigt, dass des Amerikaners liebstes Kind zusammen mit ein wenig Humor und netter Musik […]

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  2. Avatar von EIN TURBO RÄUMT DEN HIGHWAY AUF | SPLATTERTRASH
    EIN TURBO RÄUMT DEN HIGHWAY AUF | SPLATTERTRASH

    […] Erfolge von Hal Needhams EIN AUSGEKOCHTES SCHLITZOHR (1977) und DAS AUSGEKOCHTE SCHLITZOHR IST WIEDER AUF ACHSE (1980) machen auf den italienischen […]

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  3. Avatar von UM KOPF UND KRAGEN | SPLATTERTRASH
    UM KOPF UND KRAGEN | SPLATTERTRASH

    […] andere Herrschaften vor der Kamera umherspringen. Das gelang dann bei seiner ersten Regiearbeit EIN AUSGEKOCHTES SCHLITZOHR (1977) derart gut, dass der Produzent Lawrence Gordon auf ihn aufmerksam wurde. Gordon war im […]

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  4. Avatar von MEGAFORCE | SPLATTERTRASH
    MEGAFORCE | SPLATTERTRASH

    […] daraufhin den Posten und agierte fortan hinter der Kamera. Seine ersten Regiearbeiten waren dann EIN AUSGEKOCHTES SCHLITZOHR (1977) und die Schwarzenegger-Western-Parodie KAKTUS JACK (1979), bevor er 1981 mit AUF DEM HIGHWAY […]

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  5. Avatar von CONVOY – SPLATTERTRASH
    CONVOY – SPLATTERTRASH

    […] – EINE KNALLHARTE GANGSTER-STORY (1972) Fahrzeug-verständig und der Erfolg von Hal Needhams EIN AUSGEKOCHTES SCHLITZOHR (1977) ließ einen Streifen rund um Trucker und sie verfolgende Polizisten potenziell erfolgreich […]

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