Pledge Class
Pledge Night | USA | 1990 | IMDb, OFDb, Schnittberichte
Die Anwärter einer typischen amerikanischen Studentenverbindung müssen bevor sie zu vollwertigen Mitgliedern werden als Abschlussprüfung die Höllenwoche bestehen. In dieser Zeit werden sie sadistischen Prüfungen ausgesetzt, um zu bezeugen, dass sie der Mitgliedschaft würdig sind. Doch dieses Jahr ist alles anders: Der vor exakt 30 Jahren bei diesen Prüfungen zu Tode gekommene Sid (Will Kempe) kehrt als Untoter zurück um sich zu rächen.
Viele junge Amerikaner müssen sich während ihrer universitären Ausbildung dem menschenverachtendes System der Studentenverbindungen unterwerfen. Die Aussicht auf berufliche Vorteile zwingt viele junge Männer in diese Gruppierungen, wo sie sich schlimmsten Misshandlungen unterziehen müssen. Von diesen unhaltbaren Zuständen war Paul Ziller 1990 derart entsetzt, dass er sich ins Filmgeschäft begab und sich sofort daran machte, einen Film zu drehen, der diese Machenschaften endlich ungeschönt ans Tageslicht zerrt. Joyce Snyder stellt ihm dafür ein höchst investigatives Drehbuch zur Verfügung und schon konnte es losgehen.
Das Ergebnis erinnert dann frappierend an die direkt auf Video gedrehten Troma-Schinken der 90er Jahre. Inszenatorische Grausamkeiten umfassen die durchschnittliche Slasher-Story, die zu keiner Zeit wirklich zu fesseln vermag. Stattdessen bietet sie nur den Rahmen, innerhalb dessen die Schauspielerschaft dann ihr Glück versucht. Das mag allerdings auch nicht richtig gelingen, so dass sich keiner der Mimen wirklich aus der unübersichtlichen Großgruppe erheben kann. Ein kleines Highlight stellt der Kurzauftritt von Joey Belladonna dar – seines Zeichens Sänger der Thrashmetal-Kapelle Anthrax – der dann gleich mal in einer Acid-Badewanne versäuft wird.
Womit wir auch schon beim großen Pluspunkt des Films wären: Die Musik. Belladonna hing nämlich nicht zufällig am Set herum, sondern steuerte mitsamt seiner Mitmusizierenden den gesamten Soundtrack zum Film bei. Es gibt also ausnahmslos feinsten Thrashmetal zu hören, was zum einen noch einmal den Troma-Eindruck bestärkt und zum anderen dafür sorgt, dass die lauen Geschehnisse immerhin schön begleitet werden.
Silvera: Was hat er auf Cagles Brust geschrieben? Sigma Iota Delta? Von der Verbindung hab ich noch nie gehört …
Larry: Sid! Da steht ‚Sid‘, du Idiot!
Nach rund 45 Minuten voll pubertären Ausnahmeritualen packt die Abteilung Effekte dann auch die Latexbauteile aus und zaubert einige nette Spieleffekte hervor. Alles nichts übermäßiges, aber unterhaltsam allemal. Die Gewalttaten bleiben jedoch zu jeder Zeit auf allgemeinverträglichem Niveau, sodass es einen schon wundern kann, dass die deutsche DVD-Veröffentlichung eine Beschlagnahme erfahren hat. Bei genauerem Hinblicken wird allerdings deutlich, dass dafür der auf der Scheibe befindliche Trailer zu DIE RACHE DER KANNIBALEN (1981) verantwortlich ist, und mitnichten die harmlosen Splattereffekte des Hauptfilms.
Am Ende bleibt ein trashig billiges Slasherfilmchen, das allerdings allerweitestgehend im Genredurchschnitt versinkt. Coole Musik und ein paar nette Effekte sorgen zwar für Unterhaltung, können dieses Vehikel allerdings nicht wirklich aus dem Gros der Konkurrenzprodukte erheben. Das macht aber nichts, denn als unkomplizierter Slasher funktioniert der Streifen.
Wahrlich nichts Besonderes, aber zufriedenstellende Trash-Unterhaltung; vor allem wenn man Thrashmetal mag.