TERROR IN DER OPER

Terror in der Oper
Opera | Italien | 1987
IMDb, OFDb, Schnittberichte

Dario Argentos TERROR IN DER OPER handelt vom Sehen in all seinen Facetten. Rabenaugen begrüßen uns im Film und am Ende blicken wir durch ihre Augen in den Opernsaal; die mittels Stecknadeln offengehaltenen Augen der Hauptfigur Betty (Cristina Marsillach) sind es eventuell sogar gewesen, die uns mittels ihrer Darstellung auf dem Filmplakat ins Kino gelockt haben. Die Organe des Sehens sind aber auch Ziele von Zerstörung, wenn Kugeln in sie eindringen oder Raben sie verputzen. Und natürlich werden sie auch ihrem Sinne nach genutzt: Sie beobachten Opfer aus der Sicht des Mörders, beobachten Morde aus der Sicht Bettys oder versuchen aus Sicht der Zuschauenden, dem Übertäter auf die Schlicht zu kommen. Am skurrilsten ist diesbezüglich sicherlich die Exposition, in der die Augen, durch die wir sehen, im Rücken einer alternden Diva zu sitzen scheinen. Argento weist uns hier überdeutlich auf die Bedeutung des Sehens in TERROR IN DER OPER hin.

Die Giallo-Handlung entfaltet sich in einer Welt, die klassische, fast dem Italo-Gothic nahestehende Umgebungen mit zeitgenössischen Setting der späten 80er Jahre mischt. Gerade wohnt Betty noch zu klassischen Klängen dem Mord an ihrem Bühnenmeister in dessen Spinnenweben-verhangenem und in schummriges Licht getauchtem Gemäuer bei und wenige Augenblicke später sitzt sie bei Powermetall neben ihrem Regisseur im Sportwagen und saust durch Neonlicht und Regen. Unabhängig von diesen Formspielen bleiben die Grundkonstanten des Giallo allerdings immer präsent. Schwarze Handschuhe (der Zeit und den elaborierteren Fahndungsmethoden geschuldet mittlerweile mit Plastik überzogen), phallische Mordwerkzeuge und ein auf Sex, Gewalt und psychischen Dispositionen beruhendes Motiv des Mörders sind allgegenwärtig. In einer Mordszene fallen all diese Motive gar in eins, wenn die schwarz behandschuhte Hand in den blutverschmierten Mund eines Opfers eindringt.

Darüber hinaus gibt es tolle und durchaus prunkvolle Darstellungen der Oper und ein geschicktes Spiel mit Zimmern, die immer wieder mittels Licht und Perspektive unvermittelt zu Angsträumen gemacht werden. Was es hingegen nicht, gibt ist die Möglichkeit, dem Mörder auf die Schliche zu kommen. Das von Argento und Franco Ferrini geschrieben Drehbuch ermöglicht kein Erraten des Mörders, es legt keine falschen Fährten und verbittet sich geradezu jede Spekulation. Urbano Barberini tritt zwar als Inspektor Alan Santini auf, wir begleiten seine Ermittlungen jedoch nicht. Entsprechend beliebig wirkt die Auflösung, ebenso wie das sich anschließende Heide-Powermetal-Finale. Vielleicht wollte Argento ja an das gelungene Ende von PHENOMENA (1985) anknüpfen; hier kommt der Bruch jedoch eher einem Verschlucken gleich – wäre er mal beim Sehen geblieben.


Antworten

  1. Avatar von DARIO ARGENTO – SPLATTERTRASH
    DARIO ARGENTO – SPLATTERTRASH

    […] 1977: SUSPIRIA 1980: FEUERTANZ – DIE FARBE DES TODES 1982: TENEBRAE 1985: PHENOMENA 1987: TERROR IN DER OPER 1993: AURA – TRAUMA 1996: THE STENDHAL SYNDROMA 1998: DAS PHANTOM DER OPER 2001: SLEEPLESS […]

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  2. Avatar von DAS PHANTOM DER OPER – SPLATTERTRASH
    DAS PHANTOM DER OPER – SPLATTERTRASH

    […] sich diesem Sujet einmal filmisch zu widmen. Nach einer unübersehbaren Annährung in Form von TERROR IN DER OPER (1987) fiel ihm kurz nach der Fertigstellung von AURA – TRAUMA (1993) Leroux‘ Roman mal wieder […]

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