PHENOMENA

Phenomena
Phenomena | Italien | 1985
IMDb, OFDb, Schnittberichte

Im sowohl von Horror- als auch von Giallo-Elementen geprägten PHENOMENA (1985) erzählt Autor, Produzent und Regisseur Dario Argento von der jungen Jennifer Corvino, gespielt von Jennifer Conelly, die ein Jahr nach ihrem Debüt in ES WAR EINMAL IN AMERIKA (1984) und ein Jahr vor ihrem Mitwirken in DIE REISE INS LABYRINTH (1986) ihre erste Hauptrolle gibt. Jennifer ist eine Außenseiterin, die in ein Internat im Hinterland Zürichs geschickt wird, ihre dortige Zimmergenossin Sophie (Federica Mastroianni), die einzige ihr wohlgesonnene Bekanntschaft, allerdings durch einen grausamen Mordfall verliert. Tatsächlich erlebt Jennifer diesen Verlust sogar zweimal, denn dem tatsächlichen Verbrechen geht ein Erleben während des Schlafwandeln voraus. Die Schlafwandelei und auch ihre enge Bindung zu Insekten machen Jennifer zu Ziels des Gespötts der übrigen Mädchen im Internat und auch die Rektorin (Dalila Di Lazzaro) behandelt sie herablassend und ungerecht. Lediglich der von Donald Pleasence gegebene Prof. McGregor stellt sich als Freund heraus, mit dem Jennifer in der Folge die geschehenen Untaten aufzuklären sucht.

Argento macht die feindliche und abweisende Welt, in der Jennifer leben muss, optisch immer wieder deutlich. Dunkelheit und wenig heimelige Räume umgeben Jenny, sie ist oft als einzige in dieser Düsternis hellt erleuchtet. Schon zu Beginn ist die Grenze zwischen Alptraum und Wachzustand nie ganz klar, im Verlaufe des Films nimmt das zu. Die letzte halbe Stunde scheint einem Traum entsprungen, ist aber Realität; eine beeindruckende Visualisierung, wie sich die Welt für Menschen anfühlen kann, wenn die übrige Gesellschaft sie an den Rand drängt. Verfolgungen und eilige Momente finden neben den obligaten Goblin-Sounds mit Iron Maiden oder Mötörhead einen stimmigen musikalischen Rahmen, nur in wenigen Momenten beißen sich (ruhiges) Bild und (Powermetal-)Ton dann doch etwas. Im Finale kulminieren sowohl Inhalt als auch Form grandios.

Während Jennifer ihre Einsamkeit mit Hilfe der Natur (versinnbildlicht durch ihre Fähigkeit, mit Insekten zu kommunizieren) im Zaum halten und die Morde letztlich aufklären kann, zeigt sich im Antagonisten die grausame Auswirkung der völligen Isolation: Ein völlig entstelltes Kind, lebend im Keller eines Hauses dessen Spiegel allesamt verhängt sind, ist für die Morde verantwortlich – unterstützt von seiner wahnsinnig gewordenen Mutter (Argento-Ehefrau und dessen langjährige Hauptdarstellerin Daria Nicolodi). Diesem Wesen ist es nicht gelungen, der gesellschaftlichen Kälte zu trotzen, und so begründet sich die augenscheinlich auch von FREITAG DER 13. (1980) inspirierte Mordserie. Wie eingangs erwähnt inszeniert Argento das Finale als Alptraum-hafte Hatz, die in einem entlegenen Haus beginnt, durch brutalistische Kellergewölbe führt und an einem brennenden See endet. Angefüllt sind die Szenen mit überaus drastischen Effekten und Unmengen der schon den ganzen Film hindurch präsenten Insekten. Der Schlussakkord bleibt dann erneut der Natur vorbehalten, wenn es des Professors domestizierte Affin Inge ist, die den Tag rettet. Schönes Ende eines Films, der sein simples Sujet menschlicher Kälte und animistischer Wärme stimmungsvoll und eindrücklich verpackt.

2 Antworten zu “PHENOMENA

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