AUSGERECHNET WOLKENKRATZER

Ausgerechnet Wolkenkratzer
Safety Last! | USA | 1923
IMDb, OFDb, Schnittberichte

Produzent Hal Roach und Mime Harold Lloyd hatten bereits seit einigen Jahren erfolgreich gemeinsam an der Etablierung des Letzteren als drittem großen Slapstick-Darsteller neben Charlie Chaplin und Buster Keaton gearbeitet, doch erst AUSGERECHNET WOLKENKRATZER sollte den entscheidenden Schritt darstellen. Nach diesem immensen Erfolg war Lloyd im Olymp angekommen. Dass er die Hal Roach Studios im Anschluss verließ, änderte an der Freundschaft der beiden nichts. AUSGERECHNET WOLKENKRATZER stellt bis heute den wohl bekanntesten Auftritt von Lloyds Glasses-Charakter dar, vereint er doch sämtliche Wesenszüge desselben sowohl in Inhalt wie auch in Form.

Diese ebenfalls auf den Namen Harold hörende Figur ist in den Roaring Twenties stets auf der Suche nach finanziellem und somit gesellschaftlichem Aufstieg. Die Schwierigkeiten, die sich einem solchen Unterfangen in den Weg stellen, dienen dann als Quell für Slapstick und Gags. Harold muss mit miesen Chefs und den Auswüchsen des Konsumismus kämpfen, gleichzeitig aber seiner Verlobten Mildred (gespielt von Lloyds Frau Mildred Davis) vorspielen, diesen Kampf bereits gewonnen zu haben. Eine Beziehung, die weniger auf Ehrlichkeit als vielmehr auf dem Vorschützen falscher Tatsachen beruht, zwingt Harold zu allerlei Eskapaden. Widerhall findet dieses Vortäuschen auch in einigen Szenen, in denen die regelmäßigen Lloyd-Regisseure Fred C. Newmeyer und Sam Taylor Suggestionen provozieren und diese dann brechen. Die Eröffnung lässt einen Knast samt Galgen erahnen, um dann zum Bahnhof zu werden, ein vermeintlicher Überfall entpuppt sich als stressige Arbeitssituation. So liegt über dem ganzen Film die Metaphorik des Vorgetäuschten, des Unechten – lange, bevor die berühmte Schlussszene dies überdeutlich belegt.

Die Kletterei ist dann aus mehreren Gründen in die Filmgeschichte eingegangen. Zum einen ist sie tricktechnisch wundervoll umgesetzt. Auch heute noch beeindruckt sie mit ihrer Mischung aus Wagemut und einfachen Hilfsmitteln. Die so entstehende Mischung aus Albernheit und Spannung ist mit ihren knapp 20 Minuten zwar wahrlich nicht zu kurz geraten, bildet aber die oben erwähnte Falschheit ebenso grandios ab wie die Schattenseiten des US-amerikanischen Aufstiegsversprechens. Harold versucht diesen Aufschwung unter größten Gefahren „mitzugehen“, er riskiert sein Leben, sowohl für Geld als auch aus Angst, entlarvt zu werden. Der Schein muss unter allen Bedingungen gewahrt bleiben – und das wird am Ende belohnt; auch wenn er wohl ohne Schuhe und Socken vor dem Altar stehen wird. Wäre der Film ein Drama, hätte das so überzeichnete Festhalten am amerikanischen Traum Mildred an ihrem Hochzeitstag zur Witwe gemacht, da er aber eine Komödie ist, bleibt es bei diesen trefflich kritischen Betrachtungen der 20er Jahre eingebettet in immer noch gut funktionierende Lacher.


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