Ghostbusters – Die Geisterjäger
Ghost Busters | USA | 1984
IMDb, OFDb, Schnittberichte
Just aus der Universität geworfen, gründen die drei New Yorker Parapsychologen Dr. Peter Venkman (Bill Murray), Dr. Ray Stantz (Dan Aykroyd) und Dr. Egon Spengler (Harold Ramis) eine Truppe von Geisterjägern, die die just in der Stadt aufgetauchten Erscheinungen paranormaler Art zu bekämpfen beginnen. Schnell stößt mit Winston Zeddemore (Ernie Hudson) ein vierter Mann hinzu, der auch bitter nötig ist: denn die Kundin Dana Barrett (Sigourney Weaver) ist von einem Wesen besessen, das größer und mächtiger ist als alles, was die vier bisher gesehen haben.
Die Karriere des Schauspielers Dan Aykroyd lief zu Beginn der 80er Jahre so richtig zu Hochform auf. Filme wie 1941 – WO BITTE GEHT’S NACH HOLLYWOOD (1979), BLUES BROTHERS (1980) oder auch DIE GLÜCKSRITTER (1983) waren immense Publikumserfolge und sie versetzten Aykroyd in die Lage, auch eigene Konzeptionen für Filme an die großen Studios herantragen zu können. Tatsächlich begann er bereits zu Beginn des Jahrzehnts, seine Leidenschaft für Paranormales in die Form eines Drehbuchs zu gießen, welches von einer Gruppe sogenannter Ghostsmashers handelte, die durch Zeit und Raum reisen und dabei allerlei phantastische Kreaturen in ihre Schranken verweisen. Er übergab den Entwurf an Regisseur Ivan Reitman, der seinen ersten großen Wurf gerade mit ICH GLAUB‘ MICH KNUTSCHT EIN ELCH! (1981) abgeliefert hatte, Fachleuten aber natürlich auch wegen seines Heulers CANNIBAL GIRLS – DER FILM MIT DER WARNGLOCKE (1973) ein Begriff ist, der jedoch sofort erkannte, dass Aykroyds wilde Konzeptionen unbezahlbar hohe Kosten verursachen würden. Stattdessen stellte Reitman ihm Harold Ramis an die Seite, den er von den Dreharbeiten zu ICH GLAUB‘ MICH KNUTSCHT EIN ELCH! kannte. Zusammen brachten Aykroyd und Ramis das Skript dann in die heute bekannte – und mit Kosten von 30 Millionen US-Dollar dann durchaus bezahlbare – Form.
Ray: Hey, wo führen diese Stufen hin?
Peter: Sie führen nach oben!
Zu dieser zählt bekanntermaßen auch die Rolle des Dr. Peter Venkman, welche eigentlich für Aykroyds BLUES BROTHERS-Kumpel John Belushi vorgesehen war (ebenso wie Eddie Murphy den Winston Zeddemore spielen sollte), der jedoch zuvor vom Sensenmann ereilt wurde. Also sprang Bill Murray herbei, der ebenfalls in Reitmans Komödie von 1981 mitwirkt hatte. Die Position des Eddie Murphy, der in jenen Tagen stattdessen seinen Hit BEVERLY HILLS COP – ICH LÖS‘ DEN FALL AUF JEDEN FALL (1984) drehte, übernahm schließlich Ernie Hudson. Sigourney Weaver, die nach ihrem Erfolg in ALIEN – DAS UNHEIMLICHE WESEN AUS EINER FREMDEN WELT (1979) endlich mal ihre humorvolle Seite zeigen wollte, drängte sich der Produktion quasi auf und Rick Moranis, kurz zuvor in Walter Hills Kracher STRAßEN IN FLAMMEN (1984) mit von der Partie gewesen, vervollständigte den engeren Cast.
In dessen Zentrum bewegen sich aber die drei (Hudsons Winston schafft es leider zu keinem Zeitpunkt gänzlich in die Gruppe hinein) Geisterjäger mit einer unglaublichen Präsenz und Pointierung. Abseits all seiner Action- und Effektszenen ist der Film ein auf die drei Protagonisten zugeschnittenes Komödienstück sondergleichen. Egal, wo sie gerade sind, egal, was sie gerade machen, der Film steht und fällt mit den Dialogen und Sprüchen dieser drei Figuren. Aykroyd und Murray hauen sich die verbalen Fäuste nur so um die Ohren, Ramis geht in der Rolle des wirren Eigenbrötlers Egon völlig auf; es ist eine wahre Freude, den drei Mimen zuzusehen. Die zugegeben wenig einfallsreiche Story findet so kaum Beachtung und bleibt als recht flacher Hintergrund stets nur Rahmen für die Protagonisten. Reitman inszeniert diese mit beeindruckender Präzision und gibt so jedem den Raum, den er benötigt. Trotzdem bleibt der Film flexibel genug, um innerhalb von Sekunden die Stimmung zu ändern und auch kleinere Romantiksequenzen zwischen Dana und Peter ungeniert darzubieten. Es bleibt aber stets dabei, dass die Komödie über allem steht und stets ein Gag hinter der nächsten Ecke lauert – und das alles, ohne je in allzu flache Kalauer abzudriften. Bravo!
Ray: Ich glaube, wir sollten uns lieber aufteilen.
Egon: Guter Gedanke.
Peter: Ja, auf diese Weise können wir mehr Schaden anrichten.
Aber der Film verlässt sich keineswegs nur auf seine Gags und seine pointierte Inszenierung, sondern er bietet auch in Sachen Tricktechnik die gängigen Praktiken seiner Zeit auf. Tolle Matte Paintings und diverse Rückprojektionen verwöhnen das Auge (vom etwas angestaubt anmutenden Dämonengriff auf Louis Tully mal abgesehen) und auch die Licht- und Blitzeffekte können sich durchaus sehen lassen. Am meisten beeindrucken aber sicherlich die Miniaturen und Modelle, allen voran der Marshmallow-Mann, wenn er durch die Miniaturstraßen New Yorks schlendert. Freunde klassischer Tricktechnik kommen jedenfalls ständig auf ihre Kosten und der Film kreiert dabei einen Look, der auch heute noch unverwechselbar ist.
Gleiches gilt natürlich für die Musik, die fest in der Popkultur verankert ist. Neben Elmer Bernsteins toller Zusammenstellung ist es natürlich vor allem der Titelsong Ghostbusters von Ray Parker Jr., der unglaubliche Bekanntheit erlangte. Noch heute, mehr als 30 Jahre nach Erscheinen des Films, ist er präsent und geläufig, seinerzeit hielt er sich viele Wochen an der Chartspitze. Aber auch andere Elemente des Streifens – Knuddelgeist Slimer (der diesen Namen hier noch nicht trägt und während der Produktion schlicht Onionhead genannt wurde)hieß), Ecto-1, das Ghostbusters-Hauptquartier oder Begriffe wie PKE und Ektoplasma – fanden ebenfalls Eingang in die Popkultur.
Ray: Guten Abend. Als ordnungsgemäß ernannter Repräsentant der Stadt, des Countys und des Staates New York ordne ich hiermit die Einstellung aller übernatürlicher Aktivitäten und das sofortige Zurückkehren an deinen Ursprungsort oder zur nächstgelegenen, erreichbaren Paralleldimension an.
Und da ist natürlich nur möglich, wenn ein Film erfolgreich ist; und dieser hier war es: Dem Budget von rund 30 Millionen US-Dollar standen am Ende fast 300 Millionen an weltweitem Einspielergebnis gegenüber, was GHOSTBUSTERS – DIE GEISTERJÄGER bis heute zu einem der finanziell erfolgreichsten Projekt der Filmgeschichte macht. Der von dem gleichen Team realisierte Nachfolger GHOSTBUSTERS 2 (1989) sollte dann fünf Jahre später einen ähnlichen finanziellen Erfolg einbringen, eine weitere Fortsetzung jedoch – bis zum schlicht GHOSTBUSTERS genannten Neustart der Reihe im Jahr 2016 – aufgrund kreativer Erschöpfung und zahlloser anderen Gerüchte, Problemchen und Befindlichkeiten verunmöglichen.
Ein Meilenstein unter den Komödien der 80er Jahre! Durch die Verbindung von wundervoller Tricktechnik, der locker-leichten Geschichte und Reitmans punktgenauer Inszenierung entsteht ein Film für die Ewigkeit. Murray, Aykroyd, Ramis und auch Hudson spielten sich hier ins kollektive Gedächtnis der Popkultur!