Uncharted
Uncharted | USA | 2022
IMDb, OFDb, Schnittberichte
Die nach ewigen Produktionswirren nun endlich erschienene Verfilmung der Videospielreihe Uncharted zeigt deutlich auf, was ein Abenteuerfilm heute anscheinend bieten muss: er muss analog zu irgendwelchen Reise-Vlogs beliebiger Influencer „Inspiration“ für einiges Handeln bereithalten. Während in den Abenteuerfilmen der vergangenen Jahrzehnte noch die unerreichbare Ferne der durch Held oder Heldin bereisten Orte Begeisterung beim Publikum auslöste (wer wollte nach Betrachtung von INDIANA JONES UND DER TEMPEL DES TODES (1984) schon zum Palast von Pankot oder nach Sichtung von AUF DER JAGD NACH DEM GRÜNEN DIAMANTEN (1984) schon in den Dschungel Kolumbiens reisen?), muss das Gezeigte nun anscheinend gleich nach dem Kinobesuch auf dem nächsten online-Portal buchbar sein; folglich spielt ein Großteil des von Ruben Fleischer inszenierten Abenteuer-Actioners in New York oder Barcelona. Die Orte werden mit bunten Schriften im Bild eingeführt und mit ausgiebigen Drohnen-Shots etabliert – ganz so, wie es die Reise-Influencer vormachen. Gar in der Handlung schlägt sich die Reiselust nieder, wenn uralte Rätsel in hippen Techno-Club zu lösen sind oder Postkarten die Lösung komplizierter Rätsel parat halten. Da scheint es Tom Holland als Nate und Mark Wahlberg als Sully fast schon zu nerven, dass sie auf ihrem Städtetrip ein altes Buch und ein Doppelkreuz mitschleppen müssen. Aber man versteht sich letztlich doch noch hinreichend als Abenteurer, um sich per roter Linie, die den Flugverlauf darstellt, auf INDIANA JONES zu berufen.
Fans der Videospielreihe dürften viele Versatzstücke aus den Vorlagen wiedererkennen – teils sehr getreu, teils überformt. Das dürfte die üblichen Debatten auslösen, relevanter ist jedoch, dass die Drehbuchautoren eine insgesamt funktionierende Storyline geschaffen haben. Ablauf und Wendungen bleiben zwar auf Videospielniveau, bringen den Film aber zügig voran. Und kommen im Finale dann tatsächlich in einem Setting an, dass sich den handelsüblichen Reisezielen einigermaßen weit entzieht. Auch wenn die Philippinen hier etwas artifiziell wirken, verströmen Magellans Schiffe doch ein gewisses Flair. Dass diese dann sogleich an Helikoptern hängend für eine Piratenluftschlacht missbraucht werden, ist auf gleich zwei Weisen erschütternd: Zum einen mag das Ganze technisch zwar einigermaßen überzeugend umgesetzt sein, aber bricht es doch gewaltig mit dem bis dahin wie erwähnt eher bodenständigen und nachvollziehbaren Stil des Abenteuers. Und zum anderen treibt es die dem Genre ohnehin oft inhärente Rücksichtslosigkeit antiken oder archäologischen Gütern gegenüber auf die Spitze – zwei Deppen und eine Deppin zerstören in Kampf um Ruhm und Reichtum mal eben eine Unzahl unfassbar bedeutender Relikte der Weltgeschichte und kommentieren das noch mit flapsigen Sprüchen. Und wenn wir dem Abspann Glauben schenken, planen sie bereits, die nächsten Schätze zu zerstören … mal sehen, ob das auch wieder auf die konventionelle, aber durchaus auch launige Weise geschehen wird.