X-Tro – Nicht alle Außerirdischen sind freundlich
Xtro | Großbritannien | 1982
IMDb, OFDb, Schnittberichte
Als Sohnemann Tony (Simon Nash) gerade mit seinem Daddy Sam (Philip Sayer) im Garten spielt, wird dieser plötzlich von Aliens entführt. Drei Jahre später – während derer Tony mit ernsthaften psychischen Problemen zu kämpfen hatte – kehrt Daddy plötzlich zurück, doch führt er Arges im Schilde: eine feindliche gesonnene außerirdische Lebensform hat von seinem Körper Besitz ergriffen!
Anfang der 80er Jahre war Alien-Zeit angesagt im internationalen Kino-Betrieb. Ridley Scott hatte mit ALIEN – DAS UNHEIMLICHE WESEN AUS EINER FREMDEN WELT (1979) den Grundstein gelegt und unzählige Epigonen hatten das Thema fortgeführt, bis 1982 schließlich Steven Spielberg mit E.T. – DER AUßERIRDISCHE (1982) das Ruder herumriss und den Kinogängern klarmachte, dass die Besucher aus fremden Welten auch freundliche Burschen sein können. Und obwohl sich Harry Bromley Davenports zweite Regiearbeit X-TRO – NICHT ALLE AUßERIRDISCHEN SIND FREUNDLICH dem deutschen Verleihtitel nach als Gegenentwurf zu der spielberg’schen Kinderunterhaltung versteht, so ist er im Geiste doch viel mehr mit Frank Henenlotters B-Klopper BASKET CASE – DER UNHEIMLICHE ZWILLING (1982) verwandt.
Denn auch Davenport versucht hier mit wenigen Mitteln und viel Engagement, einen schwarzhumorigen Reißer abzuliefern. Zusammen mit den Autoren Iain Cassie, Michel Parry und Robert Smith, von denen nur letzterer wenigstens eine Handvoll filmischer Arbeiten in seinem Portfolio vorweisen kann, bastelte er dafür ein Skript, welches seine Ziele von Anfang an nicht verhehlt: innerhalb von 20 Minuten wird Sam entführt, Tony von merkwürdigen blutigen Heimsuchungen befallen und Sam schließlich per schleimiger Geburt wieder auf die Erde befördert. Ab hier ist die Gangart des Films völlig klar und in der folgenden Spielzeit setzt Davenport alles daran, seinen Zuschauer von einer abstrusen Situation in die nächste zu führen.
Tony: Mami, seine Hose fällt immer runter!
Rachel: Auch das noch!
Dank einiger gelungene Spezialeffekte, die meist auf der Verwendung von Kunstblut und Kunstschleim beruhen, klappt das auch ganz gut, während die Storyline drumherum eher dazu dient, die verschiedenen Absurditäten zusammenzuhalten. Denn einen Familienkrach inklusive zwei männlichen Streithähnen, die um die Liebe einer Frau buhlen, braucht in einem solchen Werk eigentlich keiner. Dafür gibt es nach dem durchstandenen Eifersuchtsdrama aber eine lebensgroße Militärpuppe zu sehen, die ihr Arbeit blutig verrichtet oder einen skurrilen Kobold, der durch Tonys übersinnliche Fähigkeiten zum Leben erweckt wurde. Es ist Davenports erstaunlich flotter und geschickter Inszenierung zu verdanken, dass diese merkwürdig unstimmigen Einzelelemente im Film zu einer durchaus funktionalen Mixtur verquickt werden können.
Dem geringen Budget entsprechend sollte man als Zuschauer keine großen schauspielerischen Sprünge erwarten. Der britische TV-Recke Philip Sayer kann als von außerirdischen Mächten gelenkte Hauptfigur Sam durchaus überzeugen, während der 11-jährige Simon Nash, der zwei Jahre später in Terry Gilliams Meisterwerk BRAZIL (1985) den Sohnemann von Mrs. Buttle spielen sollte, mit dem immer gleichen Problem aller Kinderdarsteller zu kämpfen hat: er nervt überwiegend. Bernice Stegers als Mama Rachel und Danny Brainin als deren neuer Lover Joe machen ihre Sache ordentlich bis langweilig und mit Maryam d’Abo gibt immerhin eine heute noch bekannte und 1987 in DER HAUCH DES TODES zum Bondgirl gewordene Darstellerin ihr (unter anderem nacktes) Debut.
Letztlich schafft es X-TRO – NICHT ALLE AUßERIRDISCHEN SIND FREUNDLICH aber leider nicht, dem großartigen BASKET CASE – DER UNHEIMLICHE ZWILLING das Wasser zureichen. Grund dafür ist nicht etwa der von Davenport höchst persönlich zusammengewurschtelte Rumpel-Score, sondern viel mehr der Umstand, dass dem Film der groteske Humor von Henenlotters Werk abgeht. Stattdessen gibt es erträgliche B-Horrorkost mit kleinen Ausreißern nach oben zu sehen – die immerhin die beiden Nachfolger X-TRO II – DIE ZWEITE BEGEGNUNG (1990) und X-TRO 3 (1995) nach sich ziehen sollte.
Leider schafft es Davenport mit seinem skurrilen Alienhorror nicht, sich für Satire oder Ernst zu entscheiden. Folglich schlingert der Film irgend dazwischen herum und kommt so nicht über solide B-Unterhaltung hinaus. Das ist nichts Schlimmes, aber auch nicht Gutes.