Die Rückkehr der Ninja
Revenge of the Ninja | USA | 1983
IMDb, OFDb, Schnittberichte
Nachdem Cho Osaki (Shô Kosugi) miterleben muss, wie ein mysteriöser Ninja-Orden seine ganze Familie ermordet, entschließt er sich, mit seiner Mutter (Grace Oshita) und seinem Sohn Kane (Kane Kosugi) in die USA auszuwandern. Dort eröffnet er zusammen mit seinem Freund Braden (Arthur Roberts) einen Laden der japanische Puppen importiert. Was Cho nicht weiß: Braden missbraucht ihn nur, um in den Puppen Rauschgift ins Land zu schmuggeln …
Zwei Jahre nachdem Menahem Golan und Yoram Globus das Studio Cannon Films übernommen hatten, sollten sie mit NINJA – DIE KILLER-MASCHINE (1981) einen riesigen Erfolg verbuchen. Von Golan persönlich inszeniert war es dieser Reißer mit Shô Kosugi und Franco Nero in den Hauptrollen, der in den folgenden Jahren zu einer ungeahnten Flut an Nachahmern führen sollte. Zusammen mit der Verbreitung der Videokassette sorgte das für eine Fülle an billigsten Produktionen, die Direct-to-VHS-veröffentlicht die Videotheken überschwemmten. Bei Cannon selbst hielt man sich allerdings erstaunlich zurück, was das Anfertigen weiterer Ninja-Filme anging. Erst 1983 sollte der Erfolgsfilm einen Nachfolger erhalten, für dessen Umsetzung man den polnisch-stämmigen Sam Firstenberg engagiert hatte, der somit seine erste von vielen Arbeiten für das Studio ablieferte.
Cho: So ganz vorschriftsmäßig bist du nicht zum Training gekleidet.
Cathy: Ich habe mit Absicht keine Hose an!
Da der italienische Star Franco Nero aber kein Interesse an einem weiteren Auftritt als weißer Ninja hatte, fiel seinem Kollegen Shô Kosugi, dessen beinahe gesamte Karriere sich innerhalb des 80er-Jahre-Ninja-Booms abspielen sollte, dieses Mal die Hauptrolle zu. Und da man 1981 noch einen westlichen Charakter in die Fernen Osten schickte, vertauscht man zwei Jahre später die Vorzeichen einfach und entsendet einen östlichen Charakter in den Fernen Westen (und verringert ganz nebenbei die Produktionskosten). An der grundsätzlichen Konzeption des Films sollte das allerdings nichts ändern, im Grunde bleibt es bei einer vordergründigen Story angereichert mit viel Gekloppe.
Drehbuchautor James R. Silke, der seine größten Taten an den Büchern zu QUATERMAIN – AUF DER SUCHE NACH DEM SCHATZ DER KÖNIGE (1985) und DIE BARBAREN (1987) verrichten sollte, schuf dafür ein Skript, das sich vor allem des bekannten Musters Leid und Vertreibung bedient. Als gebrochener Mann kommt der von Kosugi leidliche gespielte Cho in die USA und versucht dort lediglich ein friedliches Leben zu führen, was ihm allerlei Gegenspieler jedoch nicht zu gönnen scheinen. Unfreiwillig wird er in unlautere Geschäfte verwickelt, was zur Folge hat, dass seine Verwandten bedroht werden, was wiederum zahlreiche Kämpfe nötig macht und sämtliche Gewalt (die in diesem Film wiederum in gehörigem Maße zur Schau gestellt wird) legitimiert. Drumherum bastelt Silke noch eine Allerwelts-Gangstergeschichte mit ein paar stereotypen Italienern und einem von dem US-amerikanischen Serien-Darsteller Arthur Roberts äußerst klischeebehaftet dargebotenen Antagonisten Braden. Dass das Ganze dann in einem rund 15-minütigen Finalkampf zwischen Gut und Böse mündet ist obligat.
Chifano: Hey, Buddy, mach‘ ihm mal was zu trinken, staubt so beim Reden.
Bis dahin gibt es dann einigermaßen ordentlich choreographierte Kämpfe zu sehen, was jedoch nur für das Eingreifen der Herren Kosugi und Roberts gilt. Wenn nämlich Kosugis 9-jähriger Sohnemann Kane in das Geschehen eingreift, bewegt sich das Gebotene stark in Richtung Klamauk. Vor allem der Kampf mit Love-Interest Ashley Ferrare, deren Portfolio nachvollziehbarerweise ansonsten mehr als überschaubar ausfällt, sorgt für tiefe Sorgenfalten auf der Stirn von Freunden der Kampfkunst. Dafür darf man dann bei den Salti von Frau Großmutter herzlich lachen.
Letztlich ändern aber auch die durchaus unterhaltsamen Gadgets und Hilfsmittel von Schurke Braden nichts mehr daran, dass der Nachfolger des durchaus eigenständigen NINJA – DIE KILLER-MASCHINE sich beinahe nahtlos in die Reihe der gleichförmig-austauschbaren Ninja-Produktionen einreiht. Lediglich das überdurchschnittlich hohe Produktionsniveau lässt den Film noch aus dem Gros des Genres herausstechen. Damit sollte es ein Jahr später dann aber auch vorbei sein, als Firstenberg mit DIE HERRSCHAFT DER NINJA das sehr durchwachsene Ende der cannon’schen Ninja-Trilogie einleitete.
Stereotyper Ninja-Reißer, der dank seiner überdurchschnittlichen Produktionswerte einen Platz im oberen Genre-Mittelfeld erringen kann. Für Freunde von maskierten Schwert- und Kampfkünstlern somit ein durchaus goutierbares Werk.