Casino Royale
Casino Royale | USA | 1954
IMDb, OFDb, Schnittberichte
Schon acht Jahre vor JAMES BOND JAGT DR. NO (1962) sollte der US-amerikanische TV-Sender CBS Ian Flemmings späterem Erfolg-Agenten zu seinem ersten Auftritt abseits der Romane verhelfen. Der Rahmen war – entsprechend dem damaligen Bekanntheitsgrad der erst seit 1953 veröffentlichten JAMES BOND-Romane – überschaubar: 50 Minuten Laufzeit bot das Fernsehformat, welche der ansonsten wenig bekannte TV-Regisseur William H. Brown Jr. füllen sollte. Als Hauptdarsteller und somit erste Bond-Verkörperung wurde ihm Barry Nelson angedient, der zwar auf einige durchaus beachtenswerte Auftritte verweisen konnte, hier aber eine wenig spektakuläre Darbietung ablieferte. Es ist wohl genau diese graue Belanglosigkeit, die die Figur JAMES BOND ohne das spätere Engagement der Eon Productions schnell wieder in der Versenkung hätte verschwinden lassen.
Die Figur James Bond fällt hier nämlich sehr US-amerikanisch aus und wirkt somit eher wie ein Militär im Anzug denn wie ein britischer Gentleman. Zwar hat auch Nelsons Bond zahlreiche flotte Oneliner parat, aber sein hölzernes Spiel verhindert das Aufkommen ebenjenes Charmes, der die Figur später so populär werden lassen sollte. Als Ironie der Filmgeschichte darf es dabei durchaus angesehen werden, dass Daniel Craig 52 Jahre später als ebenfalls harsch-militärischer Bond in CASINO ROYALE (2006) einen der besten Serienbeiträge überhaupt ablieferte. Immerhin tritt mit Peter Lorre ein Schauspieler von Weltrang als Antagonist Le Chiffre auf, der dem Film in jeder Szene seinen Stempel aufdrückt. Es ist beeindruckend zu sehen, wie der mit allen Wassern gewaschene Star-Darsteller selbst in einer so kleinen TV-Produktion sein großes Können aufbietet. Aber auch Linda Christian als Valerie Mathis (die hier die Rolle der nicht vorkommenden Vesper Lynd miterfüllen muss) und Michael Pate als (logischerweise britischer) Leiter überzeugen.
Laufzeit und Finanzrahmen beschränken Inhalt und Handlungsort indes auf die Innenräume des Casinos. Das verdichtet die Story zwar schlüssig, lässt es allerdings gleichzeitig an Abwechslung mangeln. Ist das bei den diversen Tisch-, Zimmer oder Flurgesprächen noch verkraftbar, ärgert die gnadenlos fade Inszenierung des entscheidenden Baccara-Spiels enorm. Die Beliebigkeit des Spielablaufs und die dröge Schuss-Gegenschuss-Inszenierung werden nur noch von Nelsons wahnwitzigem Overacting unterboten. Das Finale überrauscht kaum, ist aber wenigstens solide inszeniert. Alles in allem findet sich das treffendste Urteil also schon am Ende des ersten Absatzes dieses Textes: Es ist genau diese graue Belanglosigkeit, die die Figur JAMES BOND ohne das spätere Engagement der Eon Productions schnell wieder in der Versenkung hätte verschwinden lassen.