Spezialkommando Feuervogel
Challenge of the Tiger | Hongkong/USA | 1980
IMDb, OFDb, Schnittberichte
Nachdem Gangster eine Formel entwendet haben, mit der man die gesamte Menschheit sterilisieren kann, schickt der CIA seine beiden besten Männer los: Huang Lung (Bruce Le) und Richard Cannon (Richard Harrison). Über Spanien geht es für die Draufgänger nach Hongkong, doch als sich auch noch der Vietcong in die Sache einmischt, droht der Einsatz aus dem Ruder zu laufen …
Seit Mitte der 70er Jahre versuchte der aus Hongkong stammende Darsteller Huang Jian Hong bzw. Wong Kin Lung seiner Karriere Vorschub zu leisten, indem er sich den Künstlernamen Bruce Le verpasste. Denn seit das Vorbild Bruce Lee im Jahre 1973 verstorben war, existierte ein riesiger Markt für billige Martial Arts-Streifen, die sich mit dem Namen des berühmten Filmstars schmücken konnten. Folgerichtig entfiel das Regiedebut von Le dann auf einen Film namens BRUCE LEE – DER TIGER HETZT SIE ALLE (1979), bevor er sich dann 1980 mit dem New Yorker B-Produzenten Dick Randall zusammentat, um dem damaligen Erfolgskonzept des Hongkong-Kinos zu folgen: Die Verquickung von Martial Arts-Action mit westlichen Stars und einer flotten Agentengeschichte.
Der größte Coup gelang Le dann sicherlich mit der Verpflichtung des US-Amerikaners Richard Harrison, der sich gewissen Quellen zufolge auch finanziell an dem Projekt beteiligt haben soll. Harrison war in den 60er Jahren in unzähligen italienischen Sandalenfilmen zu sehen gewesen und hatte sich auch in den folgenden Jahrzehnten stets im Dunstkreis der verschiedensten Genreproduktionen bewegt, bevor er dann in den 80er Jahren zum großen Aushängeschild des US-amerikanischen Ninjafilms werden sollte. Mit einem derart bekannten Gesicht ausgestattet konnte sich Le selbst als zweite Hauptrolle besetzten und unterstützt von seinem Kumpel Fan Poon ein völlig belangloses Skript zusammenschustern.
Huang: Hey, was ist los?
Richard: Die Kleine ein war Spion, sie hat mir in die Eier getreten!
Dazu greifen die Herren Autoren diverse Versatzstücke des Agentenfilms und des Abenteuerkinos auf und bastelt daraus eine völlig abstruse Geschichte. Dass ein Asiat und ein Playboy 1980 im Namen des CIA gegen einige Vertreter des Vietcong antreten müssen, um eine Sterilisationswunderwaffe in ihre Finger zu kriegen, ist schon harter Tobak. Da Bruce Le, sobald er dann auf dem Regiestuhl Platz nimmt, allerdings nicht mehr so genau ins Skript schaut, relativiert sich der dort aufgeschriebene Unsinn schnell wieder. Tatsächlich nutzt der Film seine Handlung nur als ganz groben Rahmen, um seine Protagonisten durch allerlei actionreiche Sequenzen zu hetzten.
Bruce Le inszeniert sich dabei selbst als vielseitigen Haudrauf, der jede nur denkbare Problemsituation mit einem Handkantenschlag zu überwinden weiß. Harrison darf daneben als dümmlich-überheblich Frauenheld auftreten, der gerade gen Ende immer mehr zum dümmlichen Sidekick verkommt. Warum sich der wohl auch an der Regie beteiligte Weltstar Harrison bei der Produktion derart übervorteilen ließ, bleibt wohl auf ewig ein Geheimnis, immerhin liefert er so zu Beginn des Film ein paar ordentliche Lacher.
Brad Harris darf als muskelbepackter Sonnenbrillen-Antagonist glänzen und dabei völlig wortlos diverse Leutchen ins Jenseits befördern. Volumen-Wunder Bolo Yeung gehört dann zu diesen Leutchen und so liefern sich die beiden Genre-Ikonen einen durchaus beachtenswerten Kampf. Das Softcore-Sternchen Nadiuska, deren Karrierehöhepunkt zwei Jahre später in Form des Auftretens als Mutter von CONAN – DER BARBAR (1982) folgen sollte, kann als Antagonistin Maria einigermaßen überzeugen und die übrige Besetzung mimt leidlich mit.
Richard: Wenn einem eine Frau aus dem Paradies über den Weg läuft …
Huang: Na hör‘ mal! Du bist doch kein Adam.
Richard: Ich hätte auch gar keinen Apfel.
Abseits dieser darstellerischen Qualitäten überzeugt der Streifen dann vor allem mit seiner durchaus gefälligen Mischung aus Action und Nonsens. Da kämpft Le doch tatsächlich – mehr oder minder grundlos – gegen einen Stier und haut dem Tierchen dann derart eine auf die Nuss, dass nur eine Zeichnung, die das Brechen eines Stierschädels zeigt, dazu taugt, das Ergebnis zu visualisieren. Auf dem Anwesen des Herr Cannon rennen zahlreiche nackte Damen umher, die dann mit hüpfenden Brüsten Tennis zu spielen pflegen oder unter des Hausbesitzers dummen Kommentaren Poolwasser eines Manneken Pis-Verschnitts empfangen. Im Wechsel mit den durchaus ordentlich inszenierten Martial Arts-Sequenzen entsteht so ein unterhaltsamer Wust an Belanglosigkeiten, der den Zuschauer durchaus gekonnt bei der Stange zu halten vermag. Und somit ist der Streifen zwar wahrlich kein großer Wurf, aber für Freunde von unkomplizierter Unterhaltung und wüster Ideen doch allemal einen Blick wert.
Dieses Agenten-Gekloppe mit höchst fadenscheiniger Handlung vermag mit ein paar netten Rollen und massig sinnbefreiter Action überwiegend gelungen zu unterhalten. Eine gewisse Affinität für günstig produzierte Martial Arts-Reißer sollte beim Zuschauer allerdings vorhanden sein; dann kann eigentlich nichts schiefgehen.