Stirb Langsam 2
Die Hard 2 | USA | 1990
IMDb, OFDb, Schnittberichte
Eigentlich möchte John McClane (Bruce Willis) nur seine Frau vom Flughafen Dulles in Washington abholen, doch während er auf die Maschine wartet, bringt eine Gruppe von Terroristen rund um den abtrünnigen Colonel Stuart (William Sadler) das Gelände unter ihre Kontrolle. Das Ziel der Rabauken: den in Kürze mit einer Militärmaschine eintreffenden General Ramon Esperanza (Franco Nero) befreien. McClanes Ziel: die Schurken ausschalten und Holly, die in einer mit immer weniger Sprit versehenen Maschine über dem Airport kreist, retten.
Es ist nichts Neues: die Fortsetzung eines Actionfilms muss größer, wilder und atemberaubender ausfallen als der Vorgänger, damit sie eine Chance hat, an der Kinokasse und in der Kritik nicht zerrissen zu werden. Dumm nur, wenn das Original eben nicht nur durch Pomp auf sich aufmerksam gemacht, sondern durch andere Werte einen Platz in der Filmhistorie erwirkt hat. So ist John McTiernans STIRB LANGSAM (1988) wegen der Etablierung des begrenzten Handlungsorts im Actionfilm, des nahbaren und antiheroischen Hauptcharakters und der verschachtelten Geschichte ein Erfolg gewesen, bei dem man sich eine höher-schneller-weiter-Fortsetzung nur schwerlich vorstellen konnte. Da McTiernan aber gerade an JAGD AUF ROTER OKTOBER (1990) arbeitete, war es auch gar nicht an ihm, sich um den Nachfolger zu kümmern, und stattdessen übernahm Renny Harlin, der zuvor mit NIGHTMARE ON ELM STREET 4 (1988) bereits Übung in Sachen Fortsetzung gesammelt hatte.
Und nach wenigen Minuten wird klar, dass sich der Zweite Teil gänzlich anders aufstellt als der Vorgänger. McClane beobachtet einige Unregelmäßigkeiten im Terminal, spuckt noch flugs einen flotten Spruch in die Runde und liegt Sekunden später ballernd auf einem Koffertransportband. Aus dem zwei Jahre zuvor noch langsam zum Helden wider Willen reifenden Familienvater ist also mittlerweile ein stets einsatzbereiter Actionheld geworden. Willis vollendet hier die Schaffung jenes Images, welches ihn in den nächsten Jahren zu einem der gefragtesten Darsteller machen sollte. Zwei Stunden lang schreit, lacht und pöbelt er sich durch den Film, stets an dieser komischen Grenze wandernd, die irgendwo zwischen Nachvollziehbarkeit und Wahnsinn liegt.
John: Alles ok, ich mache das nicht zum ersten Mal.
Dabei wird er nach Kräften vom erneuten Drehbuchautor Brian E. de Souza unterstützt, der dieses Mal eine sehr viel gradlinigere Geschichte formuliert, die den Heroen nach bewährten Actionfilm-Konzepten den Antagonisten entgegentreibt. Die Situation wird ständig schlimmer und fordert von McClane immer entschlosseneres Handeln, was diese Figur dann eben zu jenem überlebensgroßen Wesen macht, das jeder Actionheld irgendwann zu sein pflegt. War John zwei Jahre zuvor noch sehr verletztbar (Füße!), sprengt er sich jetzt schon mal per Schleudersitz durch die Gegend und steckt nebenbei ein Vielfaches an Schlägen, Tritten, Stürzen und Ballereien weg. Harlin inszeniert das Ganze äußerst flott und sorgt so dafür, dass die gerade Geschichte einen unglaublichen Schwung aufnimmt. Wenn der (Story-)Faden schon ohne Schlenker verläuft, dann kann man das wenigstens nutzen, um richtig zügig voranzukommen.
Und Geschwindigkeit ist nicht die einzige Stärke des Films. Das Gesamtwerk sieht auch fantastisch aus. Die am Stapleton-Airport in Denver entstandenen Außenaufnahmen sind extrem stimmig und umrahmen die Geschehnisse angenehm diesig und düster. Dazu gibt es zahlreiche Miniatursets zu sehen, die sowohl den Flughafen als auch die diversen Flugzeuge großartig abbilden. Die schier endlosen Gänge im Bauch der Anlage sowie der nette Kontrast mit Dorfkirche und schneeverwehtem See runden den Gesamteindruck toll ab. Leider markiert dieser Streifen aber auch das Ende dieser tricktechnischen Ära, in den nächsten Jahren sollten sich CGI mehr und mehr Bahn brechen – in Anbetracht des grandiosen Matte Paintings, welches den Abspann einleitet, immer wieder ein Trauerspiel.
John: Auf was reagieren Ihre Metalldetektoren zuerst. Auf ihr Blei im Hintern oder die Scheiße im Gehirn?
Ganz und gar nicht traurig ist dann wiederum die Besetzung rund um Bruce Willis. Bonnie Bedelia rückt als Holly diesmal deutlich in den Hintergrund, dafür gibt es mit William Sadler als Colonel Stuart erneut einen charismatisch-diabolischen Widersacher. Franco Nero ist als Esperanza natürlich der Wahnsinn und der ursympathische John Amos darf als Major Grant den größten Twist des Films für sich in Anspruch nehmen. Dennis Franz ist als Captain Carmine Lorenzo wunderbar nervig und mit William Atherton als Journalist Thornburg und Reginald VelJohnson als Al Powell gibt es zwei mehr oder weniger lieb gewonnene Bekannte zu sehen. Und so fühlt sich der Streifen letztlich auch in Gesamtheit an: wie ein Altbekannter, der sich zwar etwas verändert hat, den man aber trotzdem einfach gut kennt und außerordentlich gernhat.
Was STIRB LANGSAM für den Kopf ist, ist STIRB LANGSAM 2 für das Herz. Straighte, brachiale Action voller toller Figuren und mit enormer Geschwindigkeit. Selten hat höher/schneller/weiter so gut funktioniert wie in diesem Fall!