THE HOUSE

The House
The House | USA/Großbritannien | 2022
IMDb, OFDb, Schnittberichte

Der irische Dramatiker Enda Walsh hat mit dem Drehbuch zum Episodenfilm THE HOUSE, dessen drei Elemente dann von Emma de Swaef und Marc James Roels, Niki Lindroth von Bahr sowie Paloma Baeza inszeniert wurden, einen intelligenten Beitrag zum grundsätzlich wenig innovationsreichen Genres des „Haus-Horrors“ abgeliefert. Ebenfalls mit Grusel- respektive Mystery-Elementen ausgestattet gründen insbesondere die ersten beiden Episoden ihren Horror-Charakter aber auf das, was ein Haus auch heute noch ganz real mit Menschen anstellen kann – und nicht auf Geistergeschichten oder verschlossene Zimmer.

In der ersten Episode wird einer in einem kleinen Bauernhaus lebenden Familie, die sich aufgrund ihrer beschränkten Mittel zudem dem Spott der übrigen Familie ausgeliefert sieht, von einem unbekannten Unterhändler ein herrschaftliches Anwesen zur Verfügung gestellt; kostenlos und ohne Verpflichtungen. Statt sich zu wundern, freuen sich die Eltern über das unverhoffte Glück und gehen völlig im neuen Daheim auf. So sehr, dass sie am Ende gar zu Einrichtungsgegenständen desselben werden. Nur Töchterchen Mabel erahnt, dass etwas nicht stimmt, kann ihre Eltern jedoch auch nicht mehr retten. Der blinde Wille nach Besitz, der gleichzeitig auch gesellschaftliche Anerkennung bedeutet (die sich jedoch zu keinem Zeitpunkt wirklich einstellt), bringt das Elternpaar letztlich um.

In der zweiten Episode (die zu anderer Zeit im gleichen Hause spielt) hat ein anthropomorpher Mäuserich das Haus erworben, um es nach einigen selbsterledigten Verschönerungen an zahlungskräftige Kundschaft zu veräußern – der Traum eines jeden geschickten YouTube-Investors! Das Vorhaben soll jedoch grandios scheitern und der finanzielle wie psychische Druck das Nagewesen letztlich verrückt werden lassen. Von Beginn an dienen Käfer als Metapher für den zunehmenden Wahnsinn, der dem Mäuserich letztlich gar seine vermenschlichte Form raubt und ihn in der Schlussszene krabbelnd im Boden verschwinden lässt.

Und auch im letzten Kapitel tut das Haus einer Katzendame nicht gut und lässt diese auf familiärer Verbundenheit viel zu lange an dem Wunsch festhalten, ein baufälliges Haus wieder instand zu setzen. Als Versinnbildlichung des wachsenden Drucks dient hier eine ansteigende Flut, die den Eindruck erweckt, dass in der Welt nichts außer der Immobilie existiere. Im Gegensatz zu den vorangegangenen Kapiteln endet dieses allerdings mit einem Lichtblick, wenn die Besitzerin – inhaltlich leider etwas inkonsistent – erkennt, dass das Haus ihr auch als Segelschiff dienen und somit zur Rettung werden kann.

Die bittere Kommentierung von Problemen, die unzählige hausbesitzende Menschen dieser Tage betreffen, wird mittels liebevoll gestalteter Animations- und Stop-Motion-Kunst dargestellt. Teils mit unglaublicher Detailverliebtheit versehen, gilt es aufzupassen, dass sich Zuschauende nicht in den Kulissen und den Figuren verlieren und überdies die Handlung aus den Augen verlieren. Dazu kommt ein stimmig-melancholischer Soundtrack von Gustavo Santaolalla. Aber vielleicht ist es bei manchen Rezipierenden auch gar nicht schlimm, wenn sich in Optik, Ton und Stimmung verlieren; denn falls Zuschauende gerade einen Hauskauf planen sollten, ist es wohl besser, sich diesen Film nicht allzu genau anzusehen …

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