
Buba
Buba | Deutschland | 2022
IMDb, OFDb, Schnittberichte
Arne Feldhusen hat es drauf, Pointiertes flott zu inszenieren; die Serien STROMBERG (2004), DER TATORTREINIGER (2011) und der Kinofilm STROMBERG – DER FILM (2014) sind überaus schlagfertige Argumente für diese Behauptung. Mit DEUTSCHLAND 86 (2018) und HOW TO SELL DRUGS ONLINE (FAST) (2019) war er zudem an einigen der originelleren deutschen Netflix-Produktionen beteiligt. Folgerichtig beauftragte in Netflix dann auch mit dem Spin-off zu letzterer, welches sich mit dem Kleinganoven Buba (Bjarne Mädel) beschäftigt. Dafür behält Feldhusen den flotten, irgendwie Musikvideo-artigen Stil von HOW TO SELL DRUGS ONLINE (FAST) überwiegend bei, platziert Schnitte in enger Abstimmung mit dem Sound, baut immer wieder Text- und Display-Elemente ins Bild ein und erzeugt so erneut recht viel Drive.
In Kapitelstruktur wird dann die Origin-Story von Buba erzählt, nicht ohne am Anfang mittels etwas Material aus der Mutter-Serie die Verbindung klarzustellen. Leider fällt die Geschichte sehr dünn und konstruiert aus, sodass die aus Kindheitserfahrungen resultierende lebenslange Psychose Bubas recht schwer zu schlucken ist. Umso ärgerlicher ist es, dass sich der lange Mittelteil des Films fast ausschließlich mit dem Füllen des Negativkontos beschäftigt, dass Buba sich gegenüber seinem Bruder Dante (!) (Georg Friedrich) zu füllen verpflichtet hat. Denn nur so kann – laut Klein-Bubas Denken – Unheil von Dante abgewendet werden. Was wie ein Kindermärchen klingt, wird durch Bubas Off-Kommentare auch häufiger als solches verkauft, sodass man bereit sein könnte, die Vorhaltungen der Kontruiertheit und Dünne fallenzulassen – wenn denn der Film die zentrale Aufgabe eines Märchens erfüllen würde, eine Moral vorzuweisen. Doch diese bleibt er schuldig, wenn sich am Ende alles in einem großen Knall auflöst.
Beschlossen sei dieser Text mit einer großen Enttäuschung und einer großen Freude. Enttäuschung verbreitete Bjarne Mädel. Nicht etwa, weil er schlecht spielen würde, das nicht. Aber in HOW TO SELL DRUGS ONLINE (FAST) war Buba ein fieser Typ, der Ohrfeigen verteilte und rücksichtlos seinen Vorteil suchte. Mädel brach hier mal aus seiner so typischen Rolle des kumpelhaften Träumers aus. In BUBA rutscht er aber wieder zurück in genau dieses Spiel, wenn Buba an jedem Ende und an jeder Ecke durchscheinen lässt, dass er eigentlich doch ein gutes Herz hat. Das ist zwar immer noch tolles Schauspiel, aber die Chance, mal eine etwas andere Rolle zu spielen, wurde vergeben. Grund zur Freude findet sich in der Nicht-Kommentierung der homosexuellen Hochzeit der zwei Pseudo-Albaner. Während ansonsten zahlreiche Gags über alles Mögliche gesetzt werden, ist die Hochzeit nicht mal eine beiläufige Erwähnung wert. Sie ist schlicht normal. Sehr angenehm.