THE LOST CITY – DAS GEHEIMNIS DER VERLORENEN STADT

The Lost City – Das Geheimnis der verlorenen Stadt
The Lost City | USA | 2022
IMDb, OFDb, Schnittberichte

Wenn man einen Abenteuerfilm dreht und gleich in der Eröffnungsszene einen der bedeutsamsten Genre-Kollegen attackiert, dann muss man schon mächtig viel auf der Pfanne haben. Ob die Idee, JÄGER DES VERLORENEN SCHATZES (1981) ans Bein zu pinkeln nun von den Regie-Brüdern Adam und Aaron Nee stammt, von den Autoren Oren Uziel und Dana Fox oder gar von der Produzentin und Hauptrolle Sandra Bullock sei dahingestellt, nach Betrachten von THE LOST CITY – DAS GEHEIMNIS DER VERLORENEN STADT darf stark bezweifelt werden, dass dieser Seitenhieb eine gute Idee war.

Der Film erzählt die sehr generische Geschichte eines zusammengewürfelten Pärchens, dass sich im Dschungel beweisen muss; nur eben nicht so originell wie seinerzeit AUF DER JAGD NACH DEM GRÜNEN DIAMANTEN (1984). Dafür sind die knapp zwei Stunden Spielzeit dann arg lang, auch weil sich der Film fast gänzlich auf die Beziehung zwischen seinen beiden Hauptfiguren verlässt. Sowohl Daniel Radcliffe als Antagonist Fairfax als auch Da’Vine Joy Randolph als Managerin Beth haben gar keine Chance, den Füllmaterial-Charakter ihrer Figuren zu kaschieren – und was Oscar Nuñez da macht, bleibt sowieso ein völliges Rätsel. Dafür gibt es eine clevere und selbstbewusste Sandra Bullock als Archäologen-Witwe Loretta und einen Channing Tatum, der sich vom Dümmling zum Charmeur wandelt. Deren Dialogen fallen auch teilweise ganz launisch aus, aber die Figurenzeichnung krankt letztlich doch an Grundsätzlichem: Der Wandel Tatums ist ebenso beliebig und antrieblos wie Bullocks Stärke unecht ist, wenn sie im entscheidenden Augenblick dann doch stets die Hilfe von ihrem männlichen Partner braucht. Eine Szene lässt Letzteres überdeutlich werden: Loretta soll Alan retten, indem sie durch ein Loch klettert. Alan merkt sogar an, dass es nun die damsel in distress ist, muss Loretta, die an ihrer Aufgabe scheitert und in Panik zu geraten droht, dann aber doch wieder mit seiner Souveränität beruhigen. In THE LOST CITY bleibt die Frau an Ende eben doch emotional und der Mann souverän.

Ansonsten zeigt der Film erneut, dass ein Abenteuer im Jahr 2022 nun noch wenig Risiken birgt. Zwar befindet man sich etwas mehr off the path als die Kolleginnen und Kollegen in UNCHARTED (2022), aber außer einer eher humorvoll inszenierten Kletterei gibt es kaum große Herausforderungen zu bestehen. Stattdessen lädt auch hier vieles dazu ein, den nächsten Urlaub ins Auge zu fassen – an besten im Paillettenkleid. Und so ist die große Klappe, die der Film in seiner Eröffnung hat, wahrlich unangebracht. Vor allem, wenn man im Finale schamlos vom großes Vorbild klaut. War es in INDIANA JONES UND DER LETZTE KREUZZUG (1989) noch die Weisheit, die den Reichtum darstellte, ist es nun die Liebe. Und natürlich gilt auch hier: besser gut geklaut als schlecht selbst gemacht – aber dann bitte auch mit der nötigen Portion Respekt!

Kommentar verfassen

Trage deine Daten unten ein oder klicke ein Icon um dich einzuloggen:

WordPress.com-Logo

Du kommentierst mit Deinem WordPress.com-Konto. Abmelden /  Ändern )

Twitter-Bild

Du kommentierst mit Deinem Twitter-Konto. Abmelden /  Ändern )

Facebook-Foto

Du kommentierst mit Deinem Facebook-Konto. Abmelden /  Ändern )

Verbinde mit %s

Diese Seite verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden..