A TAXI DRIVER

A Taxi Driver
Taeksi Woonjunsa | Südkorea | 2017
IMDb, OFDb, Schnittberichte

Jang Hoons A TAXI DRIVER stellt eine bemerkenswerte Aufarbeitung des berühmten Gwangju-Massakers dar. Der Regisseur, der bereits mit SECRET REUNION (2010) und mit THE FRONT LINE – DER KRIEG IST NIE ZU ENDE (2011) originär-koreanische Themen behandelt hat, widmet sich den Geschehnissen des Mai 1980 mit derartiger Deutlichkeit, wie es auch heute noch selten in Südkorea ist. Häufig wird noch heute mit Verklärung auf die durch Militärputsche an die Macht gekommenen und diktatorisch agierenden Präsidenten der 60er bis 80er Jahre – allen voran Park Chung-hee – zurückgeblickt. Eine Verklärung, die sich vor allem auf den in diesen Jahrzehnten stark angestiegenen Wohlstand gründet. Jang gibt nicht nur dieser Verklärung keinen Platz, er macht sogar ein Ereignis, bei dem ein ausländischer Reporter die Untaten des südkoreanischen Militärs an die Weltöffentlichkeit zerrt, zur Vorlage seines vierten Spielfilms.

Bis auf einen Soldaten zum Schluss, der den Protagonisten im Rahmen seiner Möglichkeiten hilft, kommt das Militär dabei im Film durchgehend schlecht weg; es agiert brutal, gegen das Recht, gegen die Menschlichkeit und in Form des Agenten auch zynisch und sadistisch. In mehreren Szenen schießen Soldaten auf Retter und Verletzte, ein Mann mit weißer Fahne wird von mehreren Kugeln durchlöchert. Hier ist kein Platz für jedwede Mythologisierung, für Gerede von ehrenhaften Soldaten – hier werden massig Unschuldige erschossen, um für Ruhe zu sorgen. Und auch der Agent, der den von Thomas Kretschmann gegeben Journalisten Hinzpeter und den vom koreanischen Erfolgsmimen Song Kang-ho gespielten Taxifahrer Kim Man-seob jagt, ist eine durchweg düstere Figur. Wie erwähnt zynisch und sadistisch, bricht seine wahre Motivation in Zuge eines brutalen Übergriffs aus ihm heraus. Wenn er sein Gegenüber als „dreckigen Kommunist“ beleidigt, dann zeigt sich, dass es hier nicht um die Bekämpfung eines Aufstandes geht, sondern um die Durchsetzung einer politischen Position – auch mit tödlicher Gewalt.

Um die Gewalt herum konstruiert das Drehbuch von Eom You-na ein Beziehungs-Drama auf mehreren Ebenen. Da ist die Vater-Tochter-Beziehung von Herr Kim, die unter seiner Armut und ständigen Abwesenheit leidet. Daneben entwickelt sich die Beziehung zwischen Kim und Hinzpeter von einer zunächst nur auf Geld bedachten Zweck- zu einer aus der Situation geborenen Schicksalsgemeinschaft. Und letztlich ist dort die Beziehung zwischen der aufkeimenden Demokratie-Bewegung und den Vertretern der staatlichen Gewalt, die wie erwähnt ausschließlich von Gewalt geprägt ist. Besonders stark ist der Film, wenn er diese Ebenen in Kontrast zueinander setzt; wenn Hinzpeter und Kim im Anblick der staatlichen Gewalt zu Gefährten werden oder wenn Kim in einem kleinen Restaurant mit sich selber ringt, ob es zu seiner Tochter fahren oder daran mitwirken soll, dass die Welt von dem verübten Unrecht erfahren kann.

Insofern ist es schwer zu verstehen, warum Jang Hoon diesen wirklich bemerkenswerten Film mit einer unnötig emotionalisierenden Schlussszene, die den realen Journalisten Jürgen Hinzpeter zu Wort kommen lässt, selber so aus dem Gleichgewicht bringt. Hier wird das Augenmerk zum Ende innerhalb von 30 Sekunden massiv auf die Beziehung Kim-Hinzpeter gerichtet und insbesondere die wichtige gesellschaftliche Dimension des Films wird unnötig klein gemacht – manche Dinge gehörten halt einfach in die Extras und nicht in den Film als solchen. Schade.

Kommentar verfassen

Trage deine Daten unten ein oder klicke ein Icon um dich einzuloggen:

WordPress.com-Logo

Du kommentierst mit Deinem WordPress.com-Konto. Abmelden /  Ändern )

Twitter-Bild

Du kommentierst mit Deinem Twitter-Konto. Abmelden /  Ändern )

Facebook-Foto

Du kommentierst mit Deinem Facebook-Konto. Abmelden /  Ändern )

Verbinde mit %s

Diese Seite verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden..