FIGHT CLUB

Fight Club
Fight Club | Deutschland/USA | 1999
IMDb, OFDb, Schnittberichte

Einiges vorweg: David Finchers FIGHT CLUB ist meisterlich inszeniert, perfekt getimt und vortrefflich besetzt. Die langsame aber eindringliche Elektro-Musik passt, es gibt zentnerweise legendäre Zitate und mehr als nur ein paar Momente haben es zu dauerhafter popkultureller Bedeutung gebracht. Edward Norton, Helena Bonham Carter und Brad Pitt verkörpern ihre Rollen perfekt und somit ist das Formale über jeden Zweifel erhaben.

Weniger eindeutig verhält es sich indes mit den Deutungen. Die Konsumkritik fällt natürlich überdeutlich aus und formuliert sich entlang von IKEA, Microsoft und Starbucks. Zusammen mit der Portionierung von Flügen, Nahrung und Menschen ergibt sich ein Bild vom modernen Leben, das den folgenden Ausbruch des Protagonisten geradezu unumgänglich erscheinen lässt. Ist dieser dann vollzogen, zeigt sich die innewohnende Dialektik. Zunächst ist alles ganz fantastisch. Der Fight Club bietet dem Protagonisten nicht nur Ausgleich, sondern Lebenssinn. Er wird selbstbewusst, lässt sich vom Chef nicht mehr nerven (erpresst ihn nachher gar) und sortiert sein Leben neu; ohne sinnlosen Konsum, dafür voller echter Erfahrungen. Diese ebenso einem Werbeversprechen gleichende Entwicklung führt dann schließlich zur Gründung gleichgeschalteter Aktionsgruppen, die neben subversiven Aktion schließlich auch terroristische Pläne fassen. Es wird wohl die sympathische, zunächst eher künstlerische Subversion sein, die zahlreiche Rezipierende zum dem Schluss führt, dass hier auf „coole Art“ die bestehende Ordnung hinterfragt wird, tatsächlich aber zeigt der Film die fatale Nähe von intelligentem Kritisieren des Bestehenden und schlichten Terrorismus, ja, von faschistischer Gleichschaltung auf. Der lockere Tyler, der dem Protagonisten aus seinem öde Leben hilft, der den coolen Fight Club gründet und dann Smileys auf Gebäude zaubert, ist es, der dann auch militärische Einsatzgruppen organisiert, brutalen Drill einführt und letztlich ein ganzes Stadtviertel sprengt, Menschen tötet und Gesellschaften zerrüttet. Das muss natürlich nicht Folge jeder Subversion sein, kann es aber eben. Denn wenn jemand das Bestehende kritisiert oder untergräbt, dann muss auch immer die Frage lautet, wie viel davon und was derjenige ändern möchte. Der Schluss sollte letztlich nicht sein, nichts zu kritisieren, aber sehr wohl, die Motive derer, die kritisieren, zu beleuchten.

Weiterhin interessant ist die Übertragung auf das Ich. Bevor die Identitätsstörung offenbart wird (und ganz unabhängig davon, dass sie für aufmerksame respektive erneute Zuschauende früh erkennbar ist) wird Tylers Handeln vom Protagonisten überwiegend bewundert und goutiert. Sobald der Protagonist nicht mehr mit dem Handeln Tylers zufrieden ist, bricht er mit dessen Regel, nicht mit Marla über ihn zu sprechen, und erkennt so schließlich seine Erkrankung. Fortan kämpft der Protagonist gegen die Auswirkungen von Tylers Taten an und versucht, dessen Auswirkungen einzuhegen. Es treffen hier das Bewusste und das Unbewusste aufeinander. Zunächst jubelt Ersteres Letzterem zu, ist begeistert und lässt sich mitreißen; schließlich aber muss das Bewusste erkennen, dass das Unbewusste Grenzen überschreitet und Handlungen ausführt, die ihm nicht gefallen können. Und so findet sich auch hier, ebenso wie schon im zweiten Absatz, die dialektische Warnung: Hinterfrage das Zügellose, Begehrenswerte und Mitreißende auf seine tatsächlichen Motive und Auswirkungen hin.

Eine Antwort zu “FIGHT CLUB

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