
Liebestraum
Love Dream | Italien | 1988
IMDb, OFDb, Schnittberichte
Irgendwie gelang es den weitgehend belanglosen italienischen Produktionsfirmen Reteitalia und Gruppo Bema den qua HIGHLANDER – ES KANN NUR EINEN GEBEN (1986) und DER SIZILIANZER (1987) zum Star gewordenen Christopher Lambert für ein Projekt mit dem deutschen Verleihtitel LIEBESTRAUM zu begeistern. Und als wäre das nicht schon hinreichend erstaunlich, verpflichtete man auch noch Diane Lane, die sich in RUMBLE FISH (1983), STRAßEN IN FLAMMEN (1984) und COTTON CLUB (1984) bewiesen hatte, als zweite Hauptrolle. Als Regiedebütant und Drehbuchautor führte Charles Finch das Projekt an, der in der Folge allerdings kaum noch inszenierte, sondern sich auf die Filmproduktion und andere Geschäftsdinge verlegte. Gedreht wurde natürlich kostengünstig im Heimatland der Produktionsfirmen und das Ergebnis lässt einen wahrlich mit offenem Munde zurück.
Lambert spielt den nach dem Tod seines Bruders zutiefst zerrütteten Musiker Menrou, der an irgendeinem Strand ein depressives Schicksal fristet. Finch nutzt die Exposition bereits dazu, den Weg für die nächsten rund 90 Minuten zu weisen: Menrou hockt dort, durchlebt Rückblenden der Todesnacht seines Bruders. Dabei durchzucken kostengünstige Explosionen das Bild, die dann von Zeitlupen abgelöst werden, die den Hauptcharakter über den Sand wandelnd zeigen. Nachdem er slapstickhaft durch die Treppe einer Strandhütte bricht, findet er in hellster Aufregung eine Vase im Meer, der dann wenige Szenen später Diane Lane als Geistererscheinung China entschlüpft. Bis hierhin und auch fortan kommentiert Menrou fleißig aus dem Off und lässt die Zuschauenden so an seiner Verwunderung ob des Erlebten teilhaben. Lambert indes versucht der ohnehin surrealen Stimmung des Films mittels massiven Overactings zu entsprechen. Es gelingt.
Danach dreht sich alles um Menrous Beziehung zu China und den Lebenswillen, den er dank ihr wiederfinden kann. Joaquim de Almeida und Claudia Ohana haben als Nachbarspärchen Jimmy und Lisa bestenfalls füllende Funktion, C.J. Quinn als Ex-Manager Willy ebenso. Die Handlung findet sich nach kurzen Ausflügen stets wieder in Menrous Strandhütte ein und ergeht sich dann in soap-opera’esken Dialogen und Kuschelszenen. Komponist Danny B. Besquet, der ansonsten nur Sergios Corbuccis Celentano-Komödie DER SUPERTYP (1977) vertonte, untermalt das Ganze mit der stets unpassendsten Musik. Neben Schmalz gibt es auch rockige und synthetische Klänge – die allesamt an der Stimmung der jeweiligen Szene vorbeilaufen.
Am wahnwitzigsten ist aber Finchs Inszenierung. Als hätte er sich mit Besquet darauf geeinigt, stets dem Empfinden der Rezipienten zuwiderzuhandeln, bricht jede Szene mit der jeweiligen Atmosphäre. Die Holztreppe in der Exposition oder die Szene, in der es gerade sexuell knistert und Menrou dann einfach wie ein Sechsjähriger mit einem lauten Jippi! Auf den Lippen ins Bett springt, seien als Beispiele erwähnt. Nichts passt zusammen, ständig unterläuft der Film jede Erwartung; leider ergibt sich daraus aber keine wendungsreiche Spannung, sondern ein abstruses Abhaken von vermeintlich bedeutsamen Szenen. Das Finale lässt sich dank der deutschen Verleihtiteltexter bereits erahnen – letztlich ist all der emotionale Aufwand für die Katz und es bleiben nur offene Fragen. Aber nicht die guten, die uns schon Brecht bescherte, sondern diejenigen, die sich auf ein einfaches What the fuck? reduzieren lassen.