DAS SPUKSCHLOSS IM SPESSART

Das Spukschloss im Spessart
Das Spukschloss im Spessart | Deutschland | 1960
IMDb, OFDb, Schnittberichte

Der ebenfalls von Unterhaltungsfilm-Fachmensch Kurt Hoffmann inszenierte DAS SPUKSCHLOSS IM SPESSART knüpft lose an die Geschichte seines erfolgreichen Vorgängers DAS WIRTSHAUS IM SPESSART (1958) an, verlagert die Geschehnisse allerdings ins Zeitgenössische. Die lebendig eingemauerten Räuber des Vorgängers erwachen so im Zuge von Autobahnbauarbeiten im Jahr 1960 und müssen sich zunächst erneut (und leider etwas zu lang) in einem Schloss bewegen, bevor sie dann auf die damalige Bundeshauptstadt Bonn losgelassen werden. Der gesungene Vorspann verkündet bereits ein „Grusical“, was die Mixtur aus Songs und Klamauk-Grusel ganz gut zusammenfasst. Liselotte Pulver darf erneut die resolute Hauptrolle geben und den Film so mehr noch als im Vorgänger tragen.

Es wird dann vor allem viel herumklamaukt, negativer Höhepunkt ist dabei die Darstellung des Prinzen Kalaka durch Hans Clarin. Mindestens peinlich, teils gar rassistisch wird die Figur gezeichnet, da kann auch der zugegebenermaßen gelungene Kniff mit dem kölschen Dialekt nichts mehr retten. Dafür überzeugen Hubert von Meyerinck als Bundesbeauftragter voller beamtendeutscher Plapperei oder Herbert Hübner als aufstrebender Bauunternehmer Hartog. Vor allem aber erfreut Liselotte Pulver als selbstbewusste Charlotte, die vor Geistern ebenso wenig Angst wie vor übergriffigen Immobilienhaien hat.

Bis hierhin ein unbefangenes Klamauk-Vehikel erlaubt sich das von Günter Neumann und Heinz Pauck geschriebene Drehbuch ab den Setting-Wechsel nach Bonn dann einige Seitenhiebe auf das ach so unbeschwerte „Wirtschaftswunder“-Deutschland: Die Geister aus der Vergangenheit werfen Kriegsspielzeug weg, klauen den Offizieren die Pension, kommentieren die Finanz- und Wohnungspolitik und enttarnen Alt-Nazis in der Justiz. All dies findet sich in einer zweiminütigen Montage und hätte eigentlich mehr Zeit und Raum verdient. So zieht dieser sehr bemerkenswerte Kommentar zu einem Zeitgeist, der eine eklige Mischung aus Nichtwissenwollen und vermeintlichem Fleiß darstellte, leider allzu flugs an den Zuschauenden vorbei. Immerhin entreißen die Geister dann noch die Soldaten die Instrumente und machen aus dem Marsch eine Rumba. DAS SPUKSCHLOSS IM SPESSART bleibt ein Zeugnis für den Mut, den deutschen Produktionen damals aufbrachten, und für die (Anflüge von) Subversion, die auch mal im deutschen Mainstream-Kino Platz hatte(n). Insofern ist es schade, dass sich das Ende, in dem die Geister das Space-Race gegen die Russen gewinnen („Deutsche Gespenster auf Mondgelände, Ende!“), nicht als Ankündigung für eine Sci-Fi-Fortsetzung herausstellte.

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