DIE UNBEUGSAMEN

Die Unbeugsamen
Die Unbeugsamen | Deutschland | 2020
IMDb, OFDb

Regisseur Torsten Körner hat schon vor DIE UNBEUGSAMEN mehrere Bio-Pics über Angela Merkel gedreht und sich danach mit SCHWARZE ADLER (2021) ebenfalls einem wichtigen Thema gewidmet. Zudem hat er parallel zu den Arbeiten an diesem Film auch das Buch In der Männer-Republik veröffentlicht, welches quasi die Printvariante des Dokumentarfilms darstellt. Es handelt sich bei DIE UNBEUGSAMEN um eine unkommentierte Zusammenstellung von Äußerungen (ehemaliger) deutscher Politikerinnen, die anhand verschiedener Themenkomplexe den steinigen Weg nachzeichnen, den Frauen auf ihrem Weg zu einiger wenigstens teilweisen Vertretung im Bundestag zurücklegen mussten. Die erste deutsche Ministerin Elisabeth Schwarzhaupt darf mit der in schwarz-weiß Aufnahmen festgehaltenen, kurz nach ihrem Amtsantritt erfolgten Bemerkung einleiten, dass man Frauen endlich etwas zutrauen müsse, da man ihnen ja bisher vor allem viel zugemutet habe.

In der Folge legt Körners Film dar, mit welchen Zumutungen sich Frauen in der bundesdeutschen Politik herumschlagen mussten. Anfangs schlichtweg zu Männern erklärt, wurden sie danach verlacht, belächelt und verhöhnt. Sobald der Film die 80er Jahre erreicht, wird es noch schlimmer, wenn von Belästigungen, sexualisierten Übergriffen und vor allem jener Selbstverständlichkeit die Rede ist, mit der derlei Auswüchse begangen und hingenommen wurden. Ein Problem, welches auch heute sicherlich nicht bewältigt ist. Eindrucksvoll bleibt die Rede Waltraud Schoppes zum Thema Sexismus, Vergewaltigung in der Ehe und Abtreibung im Gedächtnis, die den Bundestag 1983 in einen Hort feixender dummer Jungen verwandelte. Diese Szene steht dabei stellvertretend für zahlreiche Momente und Zeitdokumente, in denen der Dokumentarfilm starke Frauen und ihren aufreibenden Kampf und Gleichgestellung zeigt.

Am wichtigsten ist aber zu bewerten, dass Körner nicht bei den schon damals strikt-feministischen Grünen verharrt, sondern die gesamte Breite der Bewegung beleuchtet. Ingrid Matthäus-Maier rang als „Vorzeige-Jungliberale“ um Anerkennung jenseits von Äußerlichkeiten und Rita Süssmuth wird in der ihr zugedachten Rolle als CDU-Quotenfrau eingeführt, welche sie allerdings nach kurzer Zeit zugunsten der Opposition gegen Helmut Kohl aufgab. Süssmuth ließ sich nicht wegloben und schrieb sich die Frauenförderung auf die Fahnen. Ebenfalls eng mit Kohl verbunden ist das tragische Schicksal von Hannelore Kohl, die als Kanzlergattin stets auf repräsentativen Firlefanz reduziert wurde, sich jedoch immer wieder gegen diese Simplifizierung wehrte. Eine weitere beeindruckende Figur der Zeitgeschichte stellt final die Grüne Petra Kelly dar, welche die bereits erwähnte Qualität des Films noch einmal unterstreicht: DIE UNBEUGSAMEN zeigt, dass der Kampf der Frauen um Gleichstellung in der Politik keineswegs eine Idee linker oder grüner Kreise war und ist, sondern ein Anliegen von Frauen aller politischen Couleur. Und gerade, wenn dieser Tage Parteien im Bundestag sitzen, die diese Errungenschaften herablassend-grinsend mit Füßen treten, ist es umso wichtiger zu sagen, dass das Recht einzelner immer die Aufgabe aller ist – Torsten Körners DIE UNBEUGSAMEN sagt das.

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