THE WALL

The Wall
Pink Floyd The Wall | Großbritannien | 1982
IMDb, OFDb, Schnittberichte

Das Pink Floyd-Album The Wall war von Anfang an auch als Vorlage für einen Kinofilm konzipiert. Der Ablauf der Handlung, die Dramaturgie, die einzelnen Ideen schrieben einfach danach, auch in bewegten Bildern festgehalten zu werden. Bei einer ohnehin viel Wert auf Visuelles legenden Band wie Pink Floyd und dem gerade entstehenden Trend, Musik mit Video zu bereichern (MTV war ein Jahr vor der Veröffentlichung des Films auf Sendung gegangen), eine geradezu zwingend-logisch Entscheidung. Der renommierte britische Regisseur Alan Parker, dessen größte Erfolge zuvor MIDNIGHT EXPRESS – 12 UHR NACHTS (1978) und FAME – DER WEG ZUM RUHM (1980) und danach sicherlich ANGEL HEART (1987) sein sollten, wurde mit der Inszenierung beauftragt, während Drehbuch und Konzeption in den Händen des zur dieser Zeit in der Band sehr dominanten Bassisten Roger Waters lagen.

Das Ergebnis ist das ein hoch-assoziativer 90-Minüter, der das Leben der von Bob Geldorf gegebenen Hauptfigur Pink nachzeichnet. Der verlor seinen Vater im Krieg, wurde von seiner Mutter überumsorgt und von seinen Lehrern gepiesackt. Er entwickelt sich so zu einem Rockstar im ständigen Drogenrausch, der sich immer mehr hinter die titelgebende Mauer zurückzieht. Tiefer und tiefer in seinen Wahn rutschend versteht er sich irgendwann als faschistischen Führer. Letztendlich sorgt ein Gericht per Urteilsverkündung für das Einreißen der Mauer – das Ende bleibt jedoch offen. Dieser düstere Pfad folgt dem Musikalbum und wird nur in wenigen Szenen mit Dialogen versehen.

Parker nimmt dabei jenen assoziativen Stil vorweg, der die zahllosen Musikvideos der kommenden zwei Jahrzehnte prägen sollte. Ständig werden Dinge in Zeit und Raum ignorierenden Gegenschnitten gegenübergestellt: Mutter und Freundin, Krieg und Jugend, Schule und Unterdrückung. Die Zuschauenden tauchen so in die Gedanken des jungen Pink ein und können seine Entwicklung nachvollziehen. Dieser Ansatz wird in den regelmäßig eingestreuten Comic-Sequenzen noch verstärkt, sie arbeiten mit zahlreichen Metamorphosen und Entrückungen. Es entsteht insgesamt ein rauschartiger Ablauf, der auf das Musikalbum zurückverweist: Hören und Fühlen werden hier um Sehen ergänzt – das Verstehen ergibt sich aus dem Gesamteindruck.

Historisch interessant ist sicherlich, dass der Film in seiner visuellen Ausgestaltung das Auftreten der britischen National Party aufgreift. Diese rekrutierte sich 1982 stark aus der sich bis dato als unpolitisch bis antirassistisch verstehenden Skinheadbewegung und trug einen gewaltbefreiten und menschenverachtenden Rassismus auf die englischen Straßen. THE WALL stellt in der nationalsozialistisch anmutenden Massenszene mit Pink als Führer eine Menschenmenge dar, die sowohl aus Soldaten als auch Skins und Durchschnittsbürgern besteht. Und neben dieser Anklage an das Einsickern der Rechtsextremen in die gesellschaftliche Normalität erklärt der Film auch noch, wie Menschen in diese Fänge geraten: Durch Verlusterfahrungen, Erniedrigung und gesellschaftliche Kälte, wie sie Pink erfahren hat.

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