The Football Factory
The Football Factory | Großbritannien | 2004
IMDb, OFDb, Schnittberichte
Nick Loves inszenatorisches Vorbild wird einem bei Betrachtung seiner Verfilmung des gleichnamigen Romans von John King recht schnell gewahr: Danny Boyles TRAINSPOTTING (1996) ist hier jederzeit übergroß präsent. Statt Edinburgh gibt es London zu sehen, aber an der schroffen, verschiedene Stile mischenden Darbietung und der musikalischen Umrahmung mit elektronischen Tanz- und klassisch-britischen Rockklängen ist die Vorbildfunktion klar zu erkennen. Love muss sich allerdings vorwerfen lassen, teils allzu wild zu springen und dem Film so über weite Strecken den Rhythmus zu nehmen. Sind die einzelnen Sequenzen in sich durchaus stimmig aufgebaut (Londoner Hinterhöfe, Pubs, graue Vorortstraßen), ergibt sich aus ihrer Zusammensetzung leider nur selten ein funktionierendes Gesamtbild. Hier fehlt es Love in seinem zweiten Spielfilm einfach noch an Ruhe und einem Gespür für Timing.
Die Figuren sind als vom Alltag enttäuschte Ausbrecher angelegt und werden samt und sonders an der Grenze zur Parodie gezeichnet. Mit dem sympathischen und die Geschehnisse lakonisch kommentierenden Danny Dyer ist die Hauptrolle Tommy Johnson trefflich besetzt, etablierte sich dieser doch mit E WIE ECSTASY (1995) oder HUMAN TRAFFIC (1999) bereits in der Rolle der verschepperten Randfigur der Gesellschaft; eine Rolle, die er sich über seine Karriere hinweg durchaus weiter zu eigen machen sollte. Tommy und seine Kumpane müssen im Laufe des Films erfahren, dass ihre vergnüglichen Wochenendschlägereien gewichtige Probleme mit sich bringen können und werden so in die klassischen Coming-of-Age-Zwickmühle geführt, die sie vor die Wahl stellt, vernünftig zu werden oder nicht. An dieser Stelle entscheidet sich Love (der auch das Drehbuch schrieb) dazu, seine Figuren nichts lernen zu lassen. Sie bleiben allesamt statisch und leben ihr Leben genauso weiter wie zuvor. Das ist nicht grundsätzlich falsch, erklärt die Ereignisse des Films aber rückwirkend zu Lappalien.
Loves weiteres Oeuvre, welches sich fast durchgängig im Hooligan- und/oder Gangstermilieu bewegt, scheint hier als Erklärung dienlich zu sein. Sein Interesse an diesen Themen macht den Eindruck, mit einer Begeisterung einherzugehen, die eine kritische Distanz zumindest minimiert. Love mag seine Figuren und deren Lebensstil schlicht so sehr, dass er gar nicht will, dass sie sich ändern. Die ironischen Kommentare des kommentierenden Tommy, die voyeuristisch-actionreichen Darstellung der Kämpfe und die generelle Outlaw-Attitüde der Figuren können als weitere Anhaltspunkte genannt werden. Das ergibt dann zwar am Ende keinen handwerklichen guten Film, wohl aber einen liebevollen Blick ins Milieu, der vor allem bei Menschen, die sich irgendwie mit demselben verbunden fühlen, gut ankommt.