EIN QUANTUM TROST

Ein Quantum Trost
Quantum of Solace | Großbritannien/USA | 2008
IMDb, OFDb, Schnittberichte

Ist CASINO ROYALE (2006) der einfallreiche Neuanfang, so ist EIN QUANTUM TROST der ziellose Sturkopf. Das Drehbuch schufen erneut Neal Purvis, Robert Wade und Paul Haggis und diesen drei Herren ist die Fortführung ihres zwei Jahre zuvor etablierten JAMES BOND-Konzepts anscheinend gleichgültig und bedeutsam zugleich. Hatte Daniel Craigs Bond am Ende von CASINO ROYALE seine Emotionen für Vesper scheinbar besiegt, so werden diese nun regelmäßig wieder angedeutet und verhandelt. Jedoch ohne klare Zielrichtung – mal ist James todtraurig, mal gleichgültig. Was wohl als Zerrissenheit gemeint ist, zerfasert im Angesicht seiner Handlungen zur Beliebigkeit. Insbesondere wenn James auf den ebenfalls aus dem Vorgänger bekannten Mathis trifft und sich mit ihm über Vesper austauscht, wird das überdeutlich. Dass der Superagent seinen Freund, der ihm Sekunden zuvor im Arm gestorben ist, dann noch ohne Not im Müllcontainer platziert, unterstreicht die heillos konfuse Zeichnung der Hauptfigur noch einmal.

Dazu passt es dann natürlich, dass Regisseur Marc Forster das Ding als Nonstop-Actioner inszeniert. Der erneut jeden Verdächtigen tötende Bond eilt von Schauplatz zu Schauplatz und wird zur Blaupause des Actionhelden. Fast jede Szene endet in Kampf, Verfolgungsjagd oder Explosion; Agentenarbeit im Sinne der Unauffälligkeit ist Nebensache. Dazu passt, dass es nur ein kurzes Aufeinandertreffen mit M gibt, die Bonds willkürliche Handlungen ansonsten zusammen mit den Rezipierenden aus der Ferne zu entschlüsseln sucht – Q wird gar um seinen Auftritt gebracht! Alles ordnet sich also der pausenlosen Hatz unter, die übrigens auch 13 Jahre später noch sehr ordentlich anzusehen ist. Der Streifen darf somit gerne als einer der ersten großen Belege dafür gelten, dass die Abkehr von übermäßiger CGI-Anwendung den Filmen ab der zweiten Hälfte der 00’er Jahre wieder mehr Zeitlosigkeit geschenkt hat.

Auf inhaltlicher Ebene beweist sich dieser ungewöhnliche Beitrag zur Reihe dann als überaus zeitgemäß: Landgrabbing, Greenwashing und das Aufstauen von Flussläufen an Grenzen ist heute völlig zurecht Bestandteil jedes Erkunde-LK und allmonatliches Thema in geopolitischen Zeitschriften. Leider bleibt die Organisation Quantum dagegen blass und austauschbar – was über weite Strecken auch für Mathieu Amalric als Antagonist Dominic Greene gilt (obwohl der es als Nachfolger von Mads Mikkelsens Le Chiffre natürlich auch ungemein schwer hat). Es sei also die Eingangsbemerkung noch einmal unterstrichen: EIN QUANTUM TROST ist wohl einer der am schwersten einzusortierenden JAMES BOND-Filme, in dieser Grundhaltung ist er allerdings sehr konsequent. Klingt irritierend und nur bedingt stimmig – aber genau das trifft auf diesen Film zu.

4 Antworten zu “EIN QUANTUM TROST

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