CASINO ROYALE

Casino Royale
Casino Royale | Deutschland/Großbritannien/USA | 2006
IMDb, OFDb, Schnittberichte

Es darf durchaus als glücklicher Zufall bezeichnet werden, dass der Deal, den MGM mit Sony eingehen musste, um an die Rechte von Ian Flemmings JAMES BOND-Debütroman Casino Royale zu gelangen, just zu jenem Zeitpunkt glückte, da man mit Daniel Craig den sechsten Schauspieler in der Rolle des berühmten Doppelnullagenten etablieren wollte. Denn so hatten die seit zwei Filmen an Franchise-Bord befindlichen Autoren Neal Purvis und Robert Wade (sowie ihre kanadische Unterstützung in Form von Paul Haggis) die Möglichkeit, die Entstehung der Figur erstmals zu beleuchten. Das schafft Bewegungsfreiheit, die die drei zu nutzen wussten – und die von Martin Campbell, der schon beim Brosnan-Auftakt GOLDENEYE (1995) ablieferte, souverän in moderne Bilder gefasst wird.

Des es ist dies der bis dato wohl am edelsten anzusehende Film der Reihe. Campbell nutzt ruhige und kontrastreiche Bilder und gemächliche Kamerabewegungen, anstelle des teils Musikvideo-artigen Stils der späteren Brosnan-Jahre. Dem gegenüber gibt es zwar mit der Verfolgungsjagd auf Madagaskar oder dem Finale in Venedig einige bildgewaltige Actionsequenzen; diese bleiben aber stets realistisch-bodenständig. Die übrige Action fällt sehr körperbetont und brutal aus, insbesondere der Kampf im Treppenhaus sei hier erwähnt.

Das hängt eng mit jenem neuen James Bond zusammen, den Craig hier etabliert. Eng an Flemmings Idee zeichnet das Skript einen harten, teils kalten Berufsanfänger, der zunächst noch die Herangehensweise eines SAS-Agenten weiterverfolgt – die Verwüstung einer Botschaft inklusive. Auch danach bleibt er oft eher in der Rolle des Actionhelden denn des charmanten Agenten von Welt. Die Inszenierung trägt dieser neuen Männerfigur dergestalt Rechnung, dass sie weitgehend auf weibliche Körperdarstellung verzichtet und stattdessen Craig halbnackt aus dem Ozean auftauchen lässt – auch durch die zahlreichen Verletzungen ist der männliche Körper (Actionfilm-typisch) stets stärker im Fokus. Selbst das Intro verzichtet auf die eigentlich obligaten Frauenkörper und zeigt stattdessen maskuline Formen.

Erst nach und nach fügt sich Craigs Bond in eine Rolle, die neben Gewalt auch emotionale Bindungen mit sich bringt. Eva Green darf als Vesper Lynd angenehm selbstbewusst und unnahbar auftreten und für James letztlich zur größten Hürde werden. Denn nachdem der Schurken Le Chiffre (Mads Mikkelsen als einer der besten Bondgegner seit Langem) schon lange besiegt ist, ringt der Held immer noch mit Vesper und seinen Gefühlen für sie. Die letzte halbe Stunde widmet sich folglich der emotionalen Entstehung jenes Bond, der aus den übrigen Filmen bekannt ist; erst die letzte Szene zeigt den souveränen Überagenten. Das ist mutig, das ist ungewöhnlich – und CASINO ROYALE ist deshalb nicht nur ein toller Auftakt für Daniel Craig, sondern auch einer der besten Filme der gesamten Reihe.

7 Antworten zu “CASINO ROYALE

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