GoldenEye
GoldenEye | Großbritannien/USA | 1995
IMDb, OFDb, Schnittberichte
1. Immer, wenn ein neuer Bonddarsteller sein Debüt gibt, hat das erfolgreichste Franchise der Welt die Chance, bekannte Mechanismen zu rekapitulieren und sich selber neu zu erfinden. So auch im Falle Pierce Brosnans, anhand dessen sowohl altbekannte Topoi anwendet, aber auch einige bislang ungewöhnliche Aspekte einführt werden. So wäre die von Judi Dench als M verkündete Beurteilung Bonds („Ich halte Sie für einen sexistischen, frauenfeindlichen Dinosaurier“) noch einige Jahre zuvor schwer vorstellbar gewesen, auch wenn sie sich im Lichte der weiterhin omnipräsenten Sprücheklopferei desselben eher als selbstreferenzielles Zugeständnis erweist.
2. Da seit LIZENZ ZUM TÖTEN (1989) aufgrund von Rechtsstreitigkeiten sechs Jahre vergangen sind, weist der Film eine interessante Entstehungsgeschichte auf, innerhalb derer sich die Sowjetunion verabschiedete – allerdings nur von der Bildfläche, nicht als Antagonistin. Bond konstatiert folglich flugs, dass Regierungen wechseln, aber Lügen sich nicht ändern würden. Im Intro werden dann munter Stalinbüsten zerkloppt, nur um kurz darauf die altbekannten SU-Stereotypen zu bedienen: Gottfried John ist als Ourumov das Abziehbild schlechthin und Famke Janssen könnte auch aus einem 80ies-US-Comic stammen. Spätestens, wenn die Bedrohung im Finale von Kuba ausgeht, ist klar, dass der Kommunismus – trotz der ebenfalls als böse erkannten Digitalisierung – hier immer noch der Hauptfeind ist.
3. Da Wilson und Maibaum nicht mehr an Bord waren, stammte das Drehbuch aus der Feder von Michael France, Jeffrey Caine und Bruce Feirstein. Das Skript bedient sich – im Gegensatz zum eher ortsgebundenen LIZENZ ZUM TÖTEN – ständiger Ortswechsel und erinnert so an frühere Teile der Reihe. Auch das Finale in einer unterirdischen Geheimbasis mit zahlreichen Lakaien erinnert an Liebgewonnenes und Martin Campbell, der der Reihe 2006 mit CASINO ROYALE noch mal einen Neustart verpassen sollte, inszeniert kurzweilig und mit einer weiten Range: Wilde Panzer-Action, komödiantische Zwischentöne und kitschige Strandromanzen ergeben ein vollständiges Bild der bond’schen Versatzstücke.
4. GOLDENEYE stellt letztlich einen Neustart dar, der in den letzten Jahrzehnten oft schlechter bewertet wurde als er tatsächlich ist. Ja, er leitete auch eine der wohl düstersten Phasen der Reihe ein, er selber ist aber weitgehend frei von den Abgründen seiner unmittelbaren Nachfolger. Zudem nutzt er noch kaum CGI-Technik und sieht deshalb auch heute noch toll aus. Ich jedenfalls fühlte mich bei dieser ersten Sichtung seit vielen Jahren gut unterhalten.
Pingback: LIZENZ ZUM TÖTEN | SPLATTERTRASH·
Pingback: DAS FÜNFTE ELEMENT | SPLATTERTRASH·
Pingback: DER MORGEN STIRBT NIE | SPLATTERTRASH·
Pingback: CASINO ROYALE | SPLATTERTRASH·