Lizenz zum Töten
Licence to Kill | Großbritannien/USA | 1989
IMDb, OFDb, Schnittberichte
1. Schon der erste JAMES BOND-Auftritt Timothy Daltons in DER HAUCH DES TODES (1987) führte das Franchise in eine rauere, realistischere Richtung. LIZENZ ZUM TÖTEN, bei dem zum letzten Mal verdiente Serien-Akteure wie Regisseur John Glen sowie die Autoren Richard Maibaum und Michael G. Wilson zusammenkamen, geht diesen Weg unbeirrt weiter. Bond ist nun, obwohl seine Rachemotivation sich auf Freundschaft gründet, ein wortkarger Draufgänger, dessen einziges Ziel Genugtuung ist. Er kämpft nicht gegen Größenwahnsinnige, die die Welt beherrschen möchten, sondern gegen drogendealende Schlitzohren, die politischen Einfluss und den schnöden Mammon suchen. Wilson und Maibaum entwerfen eine straighte Rachegeschichte, in der Bond sich im Stile eines Italowestern-Protagonisten in eine „South oft he Border“-Metropole begibt, um dort die Halunken in Unruhe zu versetzen. In dieser stark an den Bond des Ian Flemming erinnernden Zeichnung wirken die wenigen Rückbezüge auf vorherige Filmbonds (Besuch im Casino, Treffen mit Q) schon fast antiquiert.
2. Der Film entwirft einen brutalen James Bond. Dieser Bond möchte töten. Dieser Bond ist eiskalt. Er sperrt Krest in die Druckkammer und wartet so lange, bis er dessen Tod beobachten kann. Er wirft den verräterischen Bullen Killifer dem Hai zum Fraß vor. Diesem Bond fehlt jeder ausgleichende Witz oder Charme, er verfolgt einzig sein Ziel. Auch hier erscheinen die obligaten Techtelmechtel fast etwas deplatziert, da der Wandel vom eiskalten Agenten zum Frauenschwarm stets etwas unglaubwürdig wirkt.
3. In vielerlei Hinsicht stellt LIZENZ ZUM TÖTEN also ein Vorwegnehmen zahlreicher späterer JAMES BOND-Mechanismen dar. Mehr Action sollte spätestens mit dem nahenden Auftritt Pierce Brosnans normal werden, der Bruch mit dem eigenen Geheimdienst ist dann ein Markenzeichen der Daniel Craig-Teile. Paradox, dass er Film trotz straighter Rachestory und dem seinerzeit topaktuellen Thema Drogenkartelle gerade in den USA weit hinter den Gewinnerwartungen zurückblieb und somit die Neuausrichtung durch Dalton nicht belohnte. Dessen eigentlich geplanter dritter Auftritt als Topagent fiel bekanntlich ins Wasser und bis zum Neustart mit GOLDENEYE (1995) sollten sechs Jahre ins Land (und nicht spurlos am Franchise vorbei-) ziehen.
Pingback: GOLDENEYE | SPLATTERTRASH·