Blow
Blow | USA | 2001
IMDb, OFDb, Schnittberichte
1. Als Spielart des Gangsterfilms richtet sich natürlich auch Ted Demmes Drogendealer-Biopic BLOW nach den Gesetzmäßigkeiten des Genres: wer nach oben steigt, kommt auch wieder runter. Meist unsanft. Diese bekannte Geschichte erzählt das Drehbuch von David McKenna und Nick Cassavetes routiniert, aber nicht spektakulär. Demme inszeniert trotzdem mit viel Liebe zum Detail, fängt die 70ies-Vibes gelungen ein und sorgt so für enorm kurzweilige zwei Stunden.
2. Anders als Steven Soderbergh ein Jahr zuvor mit TRAFFIC – DIE MACHT DES KARTELLS (2000) entwirft BLOW kein engmaschiges Netz aus Personen und Motivationen, sondern konzentriert sich auf seine Hauptfigur; Johnny Depp steht als George Jung fraglos im Fokus. Stab und Cast sind mehrfach mit dem echten George Jung zusammengetroffen, um über den Film zu beraten, und folglich dreht sich vieles um Georges zerrüttete Familienverhältnisse, die bedingungslose Liebe seines Vaters, den Krebstod seiner frühen Liebe und seine Unfähigkeit, Geschäftskontakte und seine eigene Situation vernünftig einzuschätzen. Mehr als in ähnlich gelagerten Filmen begleiten wir hier einen echten Menschen, der nachvollziehbar scheitert und nicht an purem Größenwahn. Und auch wenn Penélope Cruz‘ Rolle äußerst eindimensional (und bisweilen nervig) ausfällt, ist die daraus resultierende Vater-Tochter-Beziehung mit Kristina (Emma Roberts) das Ausrufezeichen hinter dieser Konzeption.
3. Muss sich jeder Gangsterstreifen vorwerfen lassen, seine Hauptfiguren zu Helden zu stilisieren, so muss das BLOW erst recht. Selbst die Cops, die George am Ende verhaften, drücken ihr Mitleid mit ihm aus, die überbordende Schlussszene tut ein Übriges. Während der Kontrollverlust, dem die Protagonisten anderer Gangsterfilme meist anheimfallen, ihnen häufig die zeitweilig vorhandene Sympathie der Zuschauenden wieder entzieht, passiert das in BLOW nicht. Jung bleibt bis zum Ende der sympathische Loser, der eigentlich nichts Böses getan hat. Mich stört das nicht, bemerken sollte man es aber.
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