PIRANHAS

Piranhas
Piranha | USA | 1978
IMDb, OFDb, Schnittberichte

Die Rechnung ist so klar, wie sie einfach ist: Der stets auf den flotten Taler schielende Roger Corman erkennt natürlich, das Steven Spielbergs DER WEIßE HAI (1975) den Weg für Epigonen geebnet hat, die lediglich ein anderes Tierchen ins Licht der Aufmerksamkeit rücken müssen. Und während Saul Bass mit PHASE IV (1974) und John Cardos mit MÖRDERSPINNEN (1977) eher auf Krabbeltiere setzten, beauftragte Corman seinen Autoren-Zögling John Sayles, sich wieder ins Wasser, das Element, das schon Spielberg so faszinierte, zu stürzen. Statt Haien gibt es dann Piranhas und statt dichter Atmosphäre gibt es straighte Exploitation. Universal hatte trotz dieser Unterschiede die Hosen voll und wollte die Veröffentlichung per Klage verhindern, da DER WEIßE HAI 2 (1978) nur einen Monat vorher in die Kinos kommen sollte. Die Klage kam aber letztlich nicht zustande, weil Spielberg selber nach der Betrachtung von PIRANHAS der Meinung war, dass der Streifen gut sei und veröffentlicht werden solle.

Auch die Story um die karnivoren Fischchen fällt deutlich dünner aus als das Hai-Pendant. Nach dem Verschwinden zweier Teenager stellt die Privatdetektivin Maggie McKeown (Heather Menzies) zusammen mit dem grummeligen Landei Paul Grogan (Bradford Dillman) Nachforschungen an. Dabei entlassen die beiden zufällig genetisch veränderte Piranhas in ein öffentliches Gewässer. Das Problem: die Tierchen wurden von Wissenschaftlern modifiziert, um sie im Vietnamkrieg einsetzen zu können, und nun bedrohen sie zahllose Menschenleben.

Jau, Fische aus tropischen Gewässern werden genetisch so dispositioniert, dass sie in nordvietnamesischen Flüssen gegen die Bevölkerung eingesetzt werden könnten. Der vielen Tierhorrorfilmen zugrundeliegende Wahnwitz der Wissenschaft wird hier mit der ganz großen Kelle serviert. Dr. Robert Hoak, gegeben von Alexander Allerson, darf vor seinem Ableben (von Piranhas zerfleischt, während er einen Jungen übers Wasser reicht; edel) auch noch bekunden, dass er Forscher sei „und sonst nix“. Das hätte auch Friedrich Dürrenmatt nicht besser formulieren können. Aber auch die zweite Grundlage jedes großen Tierhorrors, der schlechte Umgang mit der Natur, findet sich allenthalten. Das Hüttenwerk hat die Fische getötet, die Army experimentiert herum und alle paar Minuten werden Unmengen an Gift ins Wasser geleitet. Dass der Menschen dann selbst im Anblick der Tragödie nicht begreifen möchte, darf der Freizeitparkbesitzer illustrieren, indem er die Neueröffnung (sehr zur Freude der Piranhas) nicht beendet.

Neben diesen Üblichkeiten des Genres darf Regie-Debütant Joe Dante aber auch einige Eigenheiten einbauen. Am auffälligsten ist hier sicherlich das Army-Labor zu Beginn, in dem allerlei skurrile Wesen lagern und auch ein nette Stop-Motion-Puppe (aus den fähigen Händen von Rob Bottin) rumrennt. Aber auch der Auftritt der Genrefilm-Ikone Barbara Steele als undurchsichtige Regierungs-Mitarbeiterin Dr. Mengers sorgt für angenehme Abwechslung. Stricke zerknabbernde Piranhas, Wasserski-Boote, die zufällig Explosionen herbeiführen, und einige schmissige Splatter-Effekte tragen dazu bei, dass Dante es schafft, einen – trotz seiner grundsätzlichen Überraschungsarmut – durchaus kurzweiligen Film zu inszenieren – solange man sich nicht an den unzähligen Szenen stört, in denen Menschen in Kunstblut und Wasser zappeln.

Insofern ist am durchaus exponierten Charakter, den der Film innerhalb des Genres innehat, nicht zu rütteln. Als nur mäßiger Anhänger von Tierhorror fühlte ich mich hier gut unterhalten und nie gelangweilt. Daumen hoch.

Eine Antwort zu “PIRANHAS

  1. Pingback: PIRANHAS II – DIE RACHE DER KILLERFISCHE | SPLATTERTRASH·

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