Four Rooms
Four Rooms | USA | 1995
IMDb, OFDb, Schnittberichte
Wahrscheinlich ist die Geschichte um die Entstehung von FOUR ROOMS eine vom Überschwang geprägte. Tarantinos zusammen mit Lawrence Bender gegründete Produktionsfirma A Band Apart hatte mir RESERVOIR DOGS – WILDE HUNDE (1992) und PULP FICTION (1994) zwei Knallern den Weg geebnet und was liegt da näher, als mit drei ähnlich gesinnten Regisseuren ein Gute-Laune-Projekt zu initiieren? Kumpel Rodriguez, Alexandre Rockwell und Allison Anders waren flugs mit im Boot und schrieben jeweils auch ihre eigenen Drehbücher. Und ich denke, es ist genau diese Prämisse, mit der man dem Streifen begegnen sollte: FOUR ROOMS ist ein Projekt, an dem alle vier Beteiligten Spaß hatten und das nicht mit dem Ziel entwickelt wurde, in neue filmische Sphären vorzustoßen. Dann klappt das Ding nach wie vor überwiegend gut.
Überwiegend vor allem, weil der erste Raum (von Allison Anders) mich auch bei dieser Sichtung überhaupt nicht abholen konnte. Ob Madonna unbedingt eine Goldene Himbeere verdient hat, kann man zwar diskutieren, aber an und für sich ist die Handlung einfach blass, die vermeintliche Absurdität wird mit dem Holzhammer serviert und man kommt nicht umhin, das Ganze als Exposition zu begreifen, die vor allem Bellhop Ted einführen soll. In dessen Rolle darf Tim Roth nämlich sogleich mal ein irres Inferno an verzerrter Mimik abfeuern – eine der humorvollen Konstanten, die sich durch den gesamten Film zieht.
Sobald das geklärt ist, darf Alexandre Rockwell mit seinem „falschen Mann“ eine Schüppe drauflegen. Das besondere Vorspiel von David Proval und Jennifer Beals fordert den guten Ted nämlich auch deutlich mehr als es der Blowjob im vorangegangenen Raum tut. So steigt man als Zuschauer irgendwann zusammen mit Ted hinter das Geheimnis dieses Raums und bekommt bis dahin ein nettes Verwirrspiel geboten.
Den Höhepunkt darf dann aber Robert Rodriguez abliefern, der seinen Raum mit der meisten Unterhaltung füllt. Das beginnt schon bei der Inszenierung, wenn Rodriguez die Kamera in Richtung Telefon sausen lässt, und setzt sich bei der grotesk-überzeichneten Darstellung von Antonio Banderas fort. Dessen Überzeichnung eines spanischsprechenden Gangsters zählt genauso zu den Highlights des Films, wie die geschickte Steigerung der Ereignisse bis hin zum trefflichen Finale. Und selten, aber wahr: mit Lana McKissack als Sarah und Danny Verduzco in der Rolle des Juancho gibt es hier zwei Kinderdarsteller, die ihre Sache erstaunlich humorvoll und nüchtern machen.
Tarantino selbst beschließt den Reigen und übt sich vor allem in der Kunst weniger Schnitte. Teils minutenlange Einstellungen unterhalten formal, während inhaltlich die alkoholgeschwängerten Monologe der drei Zimmerbewohner (Tarantino, Bruce Willis und Paul Calderón) dominieren. Diese sind zwar nicht brillant, unterhalten aber mit diesem typischen Tarantino-Charme, der auch die noch so nutzloseste Unterhaltung irgendwie mit Zauber füllt. Eine tolle Idee ist es dann, das Ende dieses Raums nach all den langen Einstellungen dann mit einem kurzen Schnitt herbeizuführen. Schluss und Aus.
Wie erwähnt: Der Streifen ist sicherlich kein epochemachendes Meisterwerk, aber das gibt er auch gar nicht vor zu sein. Insbesondere die durchaus an einen Comic erinnernde Inszenierung Teds verweist deutlich darauf, dass man es hier mit einer kleinen grotesken Anthologie zu tun hat, die den Künstlern einfach unbekümmerten Spaß bereiten sollte – und die unbekümmerten Zuschauer mit Sicherheiten auch ebenjenen besorgen kann.
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