Die Fürsten der Dunkelheit
Price of Darkness | USA | 1987
IMDb, OFDb, Schnittberichte
Auch wenn ich persönlich BIG TROUBLE IN LITTLE CHINA (1986) ja sehr schätze, für John Carpenter war es der Tiefpunkt seiner Zusammenarbeit mit Hollywood. Über CHRISTINE (1983) und STARMAN (1984) hinweg, steigerten sich seine Budgets – und somit der auf ihm lastende Druck – stetig, bis hin zu rund 25 Millionen US-Dollar 1986. Kreative Freiheit? Ein Fremdwort. Folglich wandte Carpenter ab 1987 den Majors den Rücken und unterzeichnete bei Alive Films für vier Filme á drei Millionen US-Dollar. Auch Larry Franco, einer von Carpenters Vertrauten, ging diesen Weg als Produzent mit, auch wenn mit DIE FÜRSTEN DER DUNKELHEIT und SIE LEBEN (1988) letztlich nur zwei Werke dieses Vertrags realisiert werden sollten. Für Carpenter, der unter dem augenzwinkernden Pseudonym Martin Quatermass auch endlich wieder selber das Drehbuch verfasste, war es trotzdem ein heilsamer Schritt, den er im Nachhinein mehrfach als richtig bestätigt hat.
Denn plötzlich wummert schon ab den ersten Sekunden wieder ein düsterer, minimalistischer Synthie-Score auf die Zuschauenden ein, während simple Bilder das Setting einer verlassenen Kirche irgendwo in Los Angeles eröffnen. Es entfaltet sich danach eine Geschichte, die mal wieder das übersinnliche Böse, das mit Wissenschaft nicht mehr Fassbare in den Mittelpunkt rückt. Von diesem verrottenden Gotteshaus geht eine Bedrohung aus, die die gesamte Menschheit dahinraffen könnte. Wie schon bei ASSAULT – ANSCHLAG BEI NACHT (1976) oder DAS DING AUS EINER ANDEREN WELT (1982) sperrt Carpenter seine Protagonisten auf engem Raum ein und minimiert so den Handlungsraum arg. Das Böse muss also mit den (eigentlich nicht) vorhandenen Mitteln bezwungen werden, Hilfe von außen ist nicht zu erwarten. Dabei gibt es keine Helden, die alles an sich reißen, eigentlich gibt es nicht einmal eine echte Hauptfigur. Donald Pleasence‘ Priester Loomis (!) dient in seiner weitgehenden Hilflosigkeit nicht als Hero, ebenso wenig wie der zwar mit viel Screentime bedachte, aber letztlich ebenfalls passive Brian (gespielt von TV-Recke Jameson Parker). Und auch Victor Wongs Professor Birack eignet sich kaum zum Retter.
Es erstaunt nicht, dass das Finale letztlich eher durch einen glücklichen Zufall denn durch geplanten Aktivismus entschieden wird. Und allgemein muss man der Storyline vorhalten, dass sie nach der Exposition nicht genau zu wissen scheint, wohin die Reise gehen soll. Der Konflikt zwischen Wissenschaft und Religion wird zwar elegant eröffnet (Carpenter arbeitete sich wohl aufwendig in physische und chemische Themen ein), ist aber letztlich nicht ausschlaggebend. Die alle betreffenden Träume aus der Zukunft dienen ebenfalls mehr als Stilmittel und haben kaum eine inhaltliche Funktion – von dem coolen Finish einmal abgesehen. Hier wäre es eventuell sinnvoll gewesen, doch noch jemanden auf das Drehbuch schauen zu lassen.
In diesem Lichte gelingt es Carpenter aber erstaunlich gut, die Spannung hochzuhalten. Auch wenn die Story bisweilen lahmt, sorgen das düstere Setting und die atmosphärische Musik für Stimmung. Einige simple Effekt (hier macht sich das recht dünne Budget deutlich bemerkbar) sorgen für Abwechslung von Suspense-Thrill, die Meute an die Flucht verhindernden Obdachlosen wird obendrein von einem coolen Alice Cooper angeführt. So wirkt der Streifen letztlich wieder wie ein kleiner B-Horror, dem man seine diversen Schwächen gerne zugunsten seiner Atmosphäre verzeiht. Und da dieses Werk deshalb für den desillusionierten Carpenter von geradezu heilsamer Wirkung gewesen sein muss (zumal er wegen geschickter Finanzierung seitens der Verleiher von Carolco von jedem finanziellen Druck befreit war), muss man allein dafür Film einfach mögen.
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