JURASSIC WORLD – DAS GEFALLENE KÖNIGREICH

Jurassic World – Das gefallene Königreich
Jurassic World: Fallen Kingdom | Spanien/USA | 2018
IMDb, OFDb, Schnittberichte

Die hübscheste Szene des Films: nach ungefähr einer Stunde löscht ein ausbrechender Vulkan auf der Saurier-Insel Isla Nublar einen Großteil ihrer prähistorischen Bewohner aus. Diverse Echsen stürmen durch Qualm, Lava und Asche, Gesteinsbrocken wirbeln durch die Luft, ein Brontosaurus stellt sich verzweifelt auf die Hinterbeine und schließlich verblasst seine Silhouette im unheilschwangeren Rot. Die Zuschauenden wohnen quasi der erneuten Auslöschung der Dinosaurier bei, einem Ereignis vom mystischer und ergreifender Größe. Das Dumme ist nur: das Ganze lässt einen völlig kalt, denn bis dahin wurden die Saurier nur als Action-Statisten (der Mosasaurus und sein Kollege zu Beginn) oder als grotesk vermenschlichte Kreaturen (Blue) eingeführt. Die übrigen CGI-Wesen tauchen dann pünktlich zum Ausbruch auf, hinterlassen jedoch keinen Eindruck.

Als Rahmenhandlung hat der nach JURASSIC WORLD (2015) erneut federführende Autor Colin Trevorrow dann einen niederträchtigen Kollegen des altehrwürdigen John Hammond – der zufälligerweise bisher noch nie aufgetaucht ist – ersonnen, der wieder einmal plant, die Saurier als Waffen zu nutzen und zu verticken. So weit, so bekannt. Das Pärchen Owen (Chris Pratt) und Claire (Bryce Dallas Howard) ist mal wieder die einzige Rettung, Ted Levine darf als grotesk überzeichneter Großwildjäger Wheatly den Zunächst-Antagonisten geben. Aber natürlich steckt das wahre Böse im Anzug und Rafe Spalls Eli Mills ist folglich die übliche Mischung aus Niedertracht, Gewinnsucht und Feigheit. Nein, Trevorrows Storyline ist beileibe nicht das Zuckerstück des Films – und dabei haben einige der groteskesten Ideen noch gar keine Erwähnung gefunden.

Im Zentrum des Films steht nämlich die unterschiedliche Entwicklung der Saurier; quasi der Einfluss des Menschen auf diese Wesen. Grundsätzlich eine gute Idee, ist es dem Menschen doch seit jeher eigen, Tiere zu züchten und nach seinen Vorstellungen zu formen. Allerdings ist Velociraptor Blue dann doch etwas zu viel des Guten. Diese hört immer noch auf ihren Ziehvater Owen und dazu bekommen wir dieses Mal sogar Wackelkameraaufnahmen aus der Kindheit Blues. Es fehlt nur noch, dass With a Little Help From My Friends läuft. Und bis ins Finale wird dann auf Blues Fähigkeiten gesetzt. Im Grunde genommen besiegt sie den Indoraptor und rettet alle. Der steht ihr dabei genau gegenüber: während Blue die Vermenschlichung des Sauriers darstellt, ist der Indoraptor dessen Utilitarisierung. Kühe geben Milch, Schweine sind Fleisch, Indoraptoren sind Waffen. Der Mensch macht sich die Wesen nach Belieben zu Nutze und zumindest im letzten Fall fällt er damit auf die Nase. In diesem Lichte kann man die skurrile (und weitgehend unnütze) Enthüllung Maisies als Klon fast schon genießen – der menschliche Wahn macht halt vor gar nichts mehr halt. Aber etwas zu drüber bleibt es dennoch.

Immerhin, der Film hat dann doch eines auf der Habenseite: die Regie von Juan Antonio Bayona und die Kameraarbeit von Oscar Faura greifen stellenweise enorm gut ineinander und machen den belanglosen Inhalt so zumindest punktuell vergessen. Der erwähnte Ausbruch und die panische Flucht sehen klasse aus und zuvor gibt es noch einen ellenlangen (leider wohl mit massig CGI getricksten) Oneshot von einem Kampf in einem dieser Glaskugel-Mobile. Ab der Halbzeit verlegen sich die beiden dann auf eine Art Gruselatmosphäre und nutzen das aristokratische Anwesen Lockwoods dabei durchaus geschickt. Regen und Unwetter tun ein Übriges und zum Schluss gibt es natürlich den obligatorischen brüllenden T-Rex und einige schöne Shots, wie die Saurier sich auf den Weg in die Stadt machen. Ein wenig erinnert das an die moderne PLANET DER AFFEN-Trilogie, hoffen wir nur, dass am Ende daraus kein BLUE GEHT IN DIE GROßE STADT wird.

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