31
31 | USA | 2016
IMDb, OFDb, Schnittberichte
Ich mag Rob Zombies HAUS DER 1000 LEICHEN (2003) und THE DEVIL’S REJECTS (2005) echt gerne, seine Remakes HALLOWEEN (2007) und HALLOWEEN II (2009) sind zwar Geschmackssache, aber sicherlich keine Fehlschläge, aber was sich der Typ bei 31 gedacht hat, wird wohl auf ewig sein Geheimnis bleiben. Dass Rob Zombie noch nie mittels seiner grandiosen Drehbücher überzeugt hat, konnte er bisher stets mit seiner sympathisch unkonventionellen Art zu inszenieren aufwiegen – doch bei diesem Anlauf misslingt beides gleichermaßen. Es sagt vieles über den Film aus, dass sich die uninspirierten ersten 20 Minuten im Nachgang noch als gelungenster Teil dieses – sorry – Machwerks erweisen. Da präsentiert Zombie nämlich die völlig austauschbare Truppe von Jahrmarktskaspern, die er später über die Klinge springen lassen wird. Diese gurken kiffend, bumsend und vor allem fluchend in ihrem Wohnmobil umher, nur um dann von irgendwelchen Typen entführt zu werden. In der Folge dienen die fünf als Amüsierobjekte in einem Kampf auf Leben und Tod, den ein skurril verkleideter Malcom McDowell inszeniert und 31 nennt. Warum, weshalb, wieso? Egal! Obendrein gibt es noch einen Schuss Übersinnlichkeit, der aber auch nicht weiter erklärt wird. Warum auch?
Stattdessen verlegt sich Zombie darauf, den Protagonisten nun verschiedene Widersacher entgegenzuschleudern. Ein spanischer kleinwüchsiger Hitler, die Chainsaw-Brüder, und ein skurriles Pärchen namens Sex und Death zeugen davon, dass zumindest sein Sinn für absurde Figuren noch funktioniert. Leider posieren diese aber immer nur kurz innerhalb der Rumpelkulissen, um dann pöbelnd in Richtung ihrer Opfer zu latschen. Und schlimmer noch: auch die Opfer/Protagonisten/Whatever fluchen hauptsächlich rum und töten ab und zu einen ihrer Gegner. Es wird also eigentlich nur geflucht und (mittelmäßig brutal) gemordet.
Zombie versucht diese atemberaubende inhaltliche Leere dann mittels seines gewohnten Mischmaschs aus Filtern, Farben, Slow-Motion und anderen Effekten in etwas Unterhaltsames zu verwandeln, scheitert dabei aber kolossal. Nicht nur sieht das alles irgendwie viel billiger aus, als noch vor einer guten Dekade, es ist auch einfach mittlerweile zu viel des Guten. Wenn Angriffe mit Wackelkamera in grünen Neonlicht gefilmt dann noch mit einem energischen Stroboskop abgerundet werden, ist das einfach kaum zu ertragen. Da hilft auch der mithilfe von Aerosmiths geschickt verwendetem Dream On ein ganz klein wenig an das tolle Finale von THE DEVIL’S REJECTS erinnernde Schlussakkord nichts mehr.
Am Ende muss man sich einfach wundern, wie ein Regisseur und Drehbuchautor nach einer guten Handvoll an absolvierten Arbeiten plötzlich einen solchen Rückschritt machen kann. Denn 31 ist mitnichten ein filmischer Versuch, der in die Hose geht – das sei jedem Regisseur, der mal etwas Neues probiert, verziehen; 31 ist schlicht eine Verweigerung, grundlegendste filmische Tugenden zur Anwendung zu bringen. Und da Rob Zombie in seiner Karriere bereits gezeigt hat, dass er über diese Tugenden verfügt, möge mir bitte jemand erklären, warum er das in diesem Fall partout nicht zeigen möchte. Allein, ich glaube nicht, dass das irgendjemandem gelingen wird …