Im Angesicht des Todes
A View to a Kill | Großbritannien/USA | 1985
IMDb, OFDb, Schnittberichte
Das Silicon Valley befindet sich Mitte der 80er Jahre so richtig im Aufwind. Um die marktbeherrschende Position der dort beheimateten Unternehmen zu brechen, plant der Verbrecher Max Zorin (Christopher Walken), der seit einiger Zeit Massen an Mikrochips hortet, dessen Zerstörung. Hilfe erfährt er dabei durch die extravagante May Day (Grace Jones), Gegenwind liefert mal wie James Bond (Roger Moore).
Die Geschichte klingt grundsätzlich ganz ordentlich. Weniger Abenteuer als bei OCTOPUSSY (1983), aber mehr Eskapismus als bei IN TÖDLICHER MISSION (1981). Ein aktuelles Thema, welches jedoch keine derart wilden Blüten treibt wie seinerzeit die Sci-Fi-Keule MOONRAKER – STRENG GEHEIM (1979). Und trotzdem merkt man John Glens dritter JAMES BOND-Regie in Folge deutlich an, dass die Luft langsam raus ist – was nicht zuletzt an Roger Moore liegt. Der bemüht sich mit Mitte 50 zwar redlich, die Rolle des agilen Agenten zu erfüllen, scheitert daran aber bisweilen deutlich. So wirkt vieles im Film dann statisch und zurechtgeschnitten; irgendwie musste ja getrickst werden. Das Schlimmste daran: Moore wollte selber nach seinem vier Filme umfassenden Vertrag aufhören, doch ließ sich dann noch drei Mal mittels steigender Gagen (und in Ermangelung adäquater Alternativen) reaktivieren. Immerhin war schon vor IM ANGESICHT DES TODES klar, dass danach Schluss ist.
Es ist sicherlich nicht Moores Schuld, dass aber auch der Rest des Films keinen rechten Zauber entfalten will. Obwohl die mal wieder von Richard Maibaum geschriebene Storyline sich eigentlich ganz flott anlässt, reißt sie einen doch nur selten richtig mit. Dafür wirkt die existenzielle Bedrohung der großen Software-Konzerne vielleicht auch einfach zu belanglos. Auch wenn es Mitte der 80er Jahre vielleicht noch nicht absehbar war, aber die Gefahr, dass ein (oder zwei) große Konzerne/Personen die Software-Branche beherrschen könnten, erscheint heute nicht mehr sonderlich beängstigend; eigentlich ist sie ja Realität geworden. So oder so flößt die von Zorin geplante Vergrößerung der San Francisco Bay Area den Zuschauende nur bedingt Angst ein. Es ist wohl diese grundsätzliche Schwammigkeit der Bedrohung, die dann selbst die toll inszenierten Showdowns auf der Golden Gate Bridge und in der INDIANA JONES UND DER TEMPEL DES TODES-Gedächtnismine irgendwie flach erscheinen lassen.
Und schlimmer noch: mit Christopher Walken wird in der Rolle des Max Zorin einer der coolsten Bond-Antagonisten der Reihe in diesem Film etwas verspielt. Walken überzeugt als verrücktes Genie voller Zynismus vollends und macht seine Auftritte mit seiner grandiosen Mimik zu den Höhepunkten des Films. Eiskalt rasiert er am Ende seine eigenen Leute weg, kühl und wissend geht er in den Tod. Flankiert wird er von der ebenfalls saucoolen Grace Jones, die sich als May Day ebenfalls ein Plätzchen ganz weit oben in der serieninternen Rangliste der Bösewicht-Sidekicks schnappt. Dagegen fällt Tanya Roberts (die sich wohl über ihre Rollen in BEASTMASTER – DER BEFREIER (1982) und SHEENA – KÖNIGIN DES DSCHUNGELS (1984) qualifizierte) als Bondgirl Stacey Sutton deutlich ab, von Stärke ist da nicht viel zu sehen. Das gilt aber – von Walken und Jones abgesehen – für weite Teile dieses Serienbeitrags; gut also, dass Timothy Dalton zwei Jahre später mit DER HAUCH DES TODES (1987) frischen Wind bringen sollte.
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Puh, für mich einer der schwächten Bonds überhaupt. Den viel zu alten Roger Moore erleben zu müssen, hatte an vielen Stellen schon ein gehöriges fremdschäm Potential. Einzig sehenswert waren die Szenen mit Moore und Patrick MacNee 😊
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Tatsächlich, deren gegenseitige Neckereien lockern die Schloss-Sequenz gehörig auf.
Freue mich jetzt aber auf die nächsten Serienteile …
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Ja, nach Moores Abgang ging es dann ja auch wieder ein Stück weit bergauf mit der Serie. Vieles Spass dabei 😊
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