Jurassic World
Jurassic World | USA | 2015
IMDb, OFDb, Schnittberichte
Claire Dearing (Bryce Dallas Howard) leitet für den schwerreichen Simon Masrani (Irrfan Khan) den Vergnügungspark Jurassic World. Als dieser zeitgleich mit ihren Neffen Gray (Ty Simpkins) und Zach Mitchell (Nick Robinson) den Park besucht, droht Claire alles über den Kopf zu wachsen. Und als wäre das nicht genug, möchte Masrani auch noch, dass ihr Ex-Freund Owen Grady (Chris Pratt) den Park auf seine Sicherheit hin testet – der stellt jedoch schnell fest, dass insbesondere der neuerschaffene Indominus Rex ein immenses Sicherheitsrisiko darstellt.
Eigentlich ist es merkwürdig, dass man sich im Hause Universal Pictures so lange Zeit ließ mit einer Fortsetzung der JURASSIC-Streifen. Ja, Joe Johnstons JURASSIC PARK III (2001) war nicht mehr der größte Abräumer, aber ein ordentlicher Popcorn-Actioner war er nichtsdestotrotz. Wikipedia führt zumindest den Tod von Michael Crichton, dem geistigen Vater der Filmreihe, als Grund für die 14 Jahre lange Dino-Pause an, erwähnt aber genauso „kreativen Differenzen in Bezug auf das Drehbuch“ – und das erstaunt doch ungemein. Es muss wohl so gewesen sein, dass zwischenzeitliche Entwürfe etwas wirklich Neues versuchen wollten (was dann letztlich keine Umsetzung erfuhr), denn das Endergebnis stellt eine so weitgehend Nacherzählung der Ereignisse aus JURASSIC PARK (1993) dar, dass es darüber wohl kaum kreative Differenzen gegeben haben kann.
Gray: Wir brauchen mehr Zähne …
Wieder läuft ein Vergnügungspark aus dem Ruder, wieder wurschteln moralbefreite Scientists an Genen herum und wieder gerät eine Bagage aus Kids und gefühlsverwirrten Erwachsenen in die Bredouille. Der Streifen versucht die Orientierung am Original auch gar nicht zu verhehlen und liefert gleich eine ganze Reihe an Reminiszenzen und Bezügen ab. An treffsichersten ist sicherlich der Typ, der im alten Jurassic Park-Shirt über die Trueness des alten Parks fabuliert. Nur am Ende, wenn die Kids die ollen Jeeps reparieren und mal wieder die altbekannte Rule the World-Banderole als Gag herhalten muss, erlaubt sich Regisseur Colin Trevorrow ein wenig zu viel gut gemeinten Fanservice. Da hätte er sich besser auf die grundlegend gute, aber kaum ausformulierte Idee, den Kontrast zwischen Hammonds Vision und deren moderner Verwertung darzustellen, konzentrieren sollen.
Am deutlichsten zeigt sich diese in Form des neugeschaffenen Indominus Rex, der mal eben ein paar Gene von Fröschen, Schlangen und Raptoren verpasst bekommen hat und sich nun als ebenso intelligentes wie verschlagenes Supermonstrum erweist. Originell ist das nicht, aber wenn man den T-Rex schon mehrfach als Antagonisten verbraten hat, dann muss eben etwas neues her. Erstaunlicher ist da schon die Willkür, mit der der neue Böse gezeichnet wird. Er reißt sich Tracker raus und tötet zum Spaß – welche Genbeigabe derartiges Verhalten verursachen soll, bleibt unerklärt. Auch der Eingriff des Militärs hätte als beißender gesellschaftlicher Kommentar funktionieren könne, letztlich bleibt Vincent D’Onofrio als völlig uneinsichtiger Kriegstreiber Vic Hoskins aber ein Abziehbildchen.
Owen: Steh nie mit dem Rücken zum Käfig!
Das fällt aber kaum auf, da der Film ganz bewusst auf großen Namen im Cast verzichtet. Am bekanntesten ist wohl Chris Pratt aus GUARDIANS OF THE GALAXY (2014), der hier als Raptorenflüsterer und Abenteuerverschnitt auftreten darf. Bryce Dallas Howard fungiert als gestresste Business-Lady, die im Finale auf High-Heels vor Sauriern flieht, während Ty Simpkins und Nick Robinson ein stereotypes Brüdergespann geben. So richtig in Erinnerung bleibt da keiner, auch weil Trevorrow keiner Figur wirklich die Zeit gibt, sich ins Herz der Zuschauenden zu spielen.
Warum nun spielt ein solcher Streifen mal eben 1,6 Milliarden US-Dollar ein und platziert sich somit ganz vorne in der Riege der erfolgreichsten Kinofilme aller Zeiten? Weil er einfach Schauwerte besitzt und Menschen staunen lässt. Klar ist es nicht mehr so beeindruckend wie 1993, einen wiedererweckten Saurier auf der Leinwand zu sehen; aber es ist eben doch etwas Ungewöhnliches, auch in Zeiten, in denen jeder B-Streifen mit CGI-Effekten vollgestopft ist. Die alte Geschichte vom Freizeitpark mit echten Dinos scheint die Kinobesuchenden immer noch zu faszinieren. Und ganz ehrlich: wenn John Williams unnachahmlicher Score mal wieder einen Kameraflug über die Tore eines Dino-Freizeitparks untermalt, dann finde ich das auch ziemlich, ziemlich cool – ungeachtet all der zuvor geäußerten Kritikpunkte.
Nicht viel Neues, einiges an Nonsens, der Rest ist Sommer-Blockbuster-Standard. Aber in einigen wenigen Augenblicken gelingt es Colin Trevorrow, den Zauber des Franchise einzufangen – und die Augenblicke machen – trotz Allem – Spaß.
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